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MELDUNG/025: NABU bietet tagesaktuelle Infos zu Fledermausaktivitäten am Segeberger Kalkberg (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 1. April 2011

NABU bietet tagesaktuelle Infos zu Fledermausaktivitäten am Segeberger Kalkberg


Neumünster / Bad Segeberg 31. März 2011: Das Naturdenkmal "Segeberger Kalkberg und Kalkberghöhlen" ist Deutschlands wichtigstes Fledermausquartier für mehrere Fledermausarten und fällt aufgrund seiner europaweiten Bedeutung sogar unter den strengen Schutz der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH). Der NABU zählt seit 1991 mit einer speziellen Lichtschrankentechnik an den beiden Hauptzugängen zur Kalkberghöhle automatisch die zur nächtlichen Stunde ein- und ausfliegenden Tiere. Nunmehr werden die Daten tagesaktuell ins Internet übertragen. Unter http://Fledermausdaten.NABU-SH.de kann man sich in einer Übersicht anschauen, wie viele Tiere in der letzten Nacht am Kalkberg ein- und ausgeflogen sind. Gegenwärtig machen sich die Tiere auf den Weg, die Höhle nach dem Winterschlaf dauerhaft zu verlassen.

Der Segeberger Kalkberg mit seinen zahlreichen Felsspalten und dem über 2.000 Meter langen Höhlensystem zählt zu den bedeutendsten Fledermausquartieren in Europa. Bereits seit der Entdeckung der Höhle im Frühjahr 1913 ist bekannt, dass Fledermäuse dieses unterirdische Felslabyrinth als Quartier nutzen. In der Kalkberghöhle überwintern regelmäßig rd. 22.000 Tiere von sieben Fledermausarten, wobei die Wasser-und die Fransenfledermäuse deutlich vor der Bechsteinfledermaus, der Teichfledermaus, der Großen Bartfledermaus, dem Großen Mausohr und dem Braunen Langohr dominieren.

Das Quartier ist zwar vor allem als Überwinterungsort für die nächtlichen Insektenjäger bekannt, allerdings wird der Berg fast ganzjährig für viele wichtige Abschnitte im Zyklus eines Fledermausjahres genutzt. Nach dem Ausflug der letzten Wintergäste gegen Mitte Mai folgt schon sehr rasch die éSchwärmphaseæ der Männchen bis Mitte Juli. Die Männchen besuchen das Segeberger Felsmassiv in kleineren oder größeren Trupps und halten sich dort auch für kurze Zeit auf. Fledermausexperten vermuten darin ein Kontakthalten zum Winterquartier oder eine kommunikative Komponente im Sozialverhalten der Tiere.

Eine Jungenaufzucht findet in der nur 9 Grad Celsius kalten Höhle dagegen nicht statt, da die nackten Fledermausjungen kläglich an Unterkühlung sterben würden. In den Sommermonaten finden sich so nur männliche Tiere ein. Besonders eindrucksvoll ist dann das spätsommerliche Schwarmverhalten der meisten Fledermausarten am Kalkberg. Ab der zweiten Augustwoche zeigen die Alttiere den Jungtieren zum ersten Mal ihren zukünftigen Überwinterungsplatz, dieses Verhalten setzt sich dann je nach Fledermausart bis in den November hinein fort. In Spitzennächten sind einige tausend Fledermausregistrierungen an den Lichtschranken zu verzeichnen. Im Herbst und im Winter dienen die Segeberger Kalkberghöhlen den Fledermäusen außerdem noch als Balz- und Paarungsquartier.

Derzeit ist der Ausflug der Wintergäste aus der Höhe zu beobachten. Gegen Ende März - Anfang April fällt jedes Jahr der Hauptausflug der meisten Fledermausarten, bis Mitte Mai haben auch die letzten Winterschläfer das Kalkberggelände verlassen, um in ihre Sommerlebensräume zu fliegen. Hier füllen die Tiere ihre verbrauchten Energiedepots wieder auf.

Die NABU-Landesstelle Fledermausschutz und -forschung des NABU Schleswig-Holstein präsentiert allen interessierten Naturfreunden tagesaktuell die Ein- und Ausflugsdaten der Fledermäuse der Segeberger Kalkberghöhle grafisch aufbereitet dar. Die Grafik zeigt jeweils in Halbstunden-Intervallen die Summe der Aktivitäten an den beiden Haupteinflügen aus der letzten Nacht. Im Archiv können Daten seit dem 19. Oktober 2010 abgerufen werden. Die technische Realisierung erfolgte mit einer finanziellen Förderung durch das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR).

Weitere Informationen zum Fledermausschutz unter
http://fledermausschutz.NABU-SH.de


NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


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Quelle:
Presseinformation, 1. April 2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2011