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JAGD/185: BUND fordert Paradigmenwechsel und legt Programm für ökologisches Jagdgesetz vor (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 24. April 2012

BUND fordert Paradigmenwechsel bei der Jagd

Umweltverband legt Programm für ökologisches Jagdgesetz vor



Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat das "13-Punkte-Programm für ein ökologisches Jagdgesetz" vorgelegt. Darin beschreibt und begründet der gesetzlich anerkannte Naturschutzverband ein Anforderungsprofil für die zukünftige Jagd in NRW.

"Wir fordern von einer neuen Landesregierung grundlegende Veränderungen bei der Novellierung des Landesjagdgesetzes", sagte der BUND-Vorsitzende Paul Kröfges. Notwendig seien unter anderem Anpassungen an das Tierschutz- und Artenschutzrecht. Aber auch die Strukturen der Jagd seien dringend reformbedürftig.

"Wie jetzt der Abschuss des Westerwälder Wolfs wieder sehr deutlich zeigt gibt es leider zu viele schiesswütige Jäger, die unkontrolliert Natur und Landschaft gefährden", sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Holger Sticht. Im Kreis Neuwied, wenige Kilometer von NRW entfernt, hielt sich über Wochen ein Wolf auf, der am vergangenen Wochenende durch Kölner Spaziergänger erschossen aufgefunden worden ist. Der BUND fordert, die Selbstkontrolle der Jagdausübenden einzuschränken und die Aufsicht über die Jagd auf Landschaftsbehörden und -beiräte zu verlagern.

"Jagd ist heute in stark überwiegendem Maße keine Nutzungsform mehr, sondern ist zu einem zweifelhaften Freizeitvergnügen verkommen", sagte Sticht. So sind von den über 1,3 Millionen Tieren, die laut Jagdstrecke im Jagdjahr 2009/2010 durch Jäger getötet worden sind, nur rund 7 Prozent Paarhuferarten wie Reh und Wildschwein. Bei über 93 Prozent sei somit überhaupt keine Nutzung oder keine verträgliche Nutzung feststellbar. Hierzu gehörten u.a. über 11.000 Hauskatzen, 2.800 Möwen, 3.270 Bläßrallen oder auch 4.800 Tiere der auf der Roten Liste stehenden Waldschnepfe. Die vom Aussterben bedrohten Luchs, Haselhuhn und Fischotter stehen immer noch auf der Liste der jagdbaren Arten.

Als Gründe für Bejagung werden von Jägerseite immer wieder die Bekämpfung von Tierseuchen und die Gefährdung von landwirtschaftlichen Nutzflächen angeführt. Wie das BUND-Papier aufzeigt, ist aber vielfach gerade die Jagd selbst die Ursache für Probleme. So belegt eine französische Langzeitstudie auf wissenschaftlicher Basis, dass es in bejagten Gebieten deutlich mehr Wildschweine gäbe als in nicht bejagten.

"Jäger zerstören durch wahllosen Abschuss die Sozialstruktur von Wildschweinverbänden und sorgen auf diese Weise, aber auch durch die zahllosen Fütterungen für eine Steigerung der Wildschweinbestände", sagte der Naturschutzexperte Sticht. Tierseuchen wie die Schweinepest hätten ihre Ursache vor allem in den Lockfütterungen, an welchen Jäger illegal Fleischabfälle deponieren. Die Tollwut ist laut einer Veröffentlichung des Bundeslandwirtschaftsministeriums durch den Einsatz von Impfködern ausgerottet worden und nicht durch den Abschuss von jährlich über 50.000 Füchsen. Und um Schäden in der Landwirtschaft zu vermeiden hätten sich präventive Vergrämungsmaßnahmen wie Duftmischungen oder mobile Elektrozäune als deutlich effektiver erwiesen.

"Wir brauchen bei der Jagd die Aufweitung des Blickwinkels", sagte Kröfges. Eine Jagd sollte zukünftig nur dann möglich sein, wenn der durch das Tierschutzgesetz vorgeschriebene "vernünftige Grund" für das Töten eines Tieres nachzuweisen ist.

Hinweis:
Das BUND-13-Punkte-Programm für ein ökologisches Jagdgesetz finden Sie unter
www.bund-nrw.de/jagd

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 24.04.2012
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2012