BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 4. April 2018
Zukunft der Amphibien in Bayern ungewiss
Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat heute im Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm auf die Bedrohung der heimischen Amphibienarten hingewiesen. Dort nahm vor über 40 Jahren die heute landesweite jährliche Amphibienrettungsaktion ihren Anfang. "Große Rückgänge selbst bei einstigen Allerweltsarten wie dem Grasfrosch sind ein überdeutliches Alarmzeichen", sagte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Ursachen sind vor allem Lebensraumverlust, Klimawandel und Pestizide.
Weiger mahnte ein Umdenken in der Landnutzung an: "Unsere rund 6.000 freiwilligen Helferinnen und Helfer leisten seit Jahrzehnten bei den Amphibienwanderungen gerne und leidenschaftlich Ihren Beitrag für die Erhaltung der Amphibien in Bayern. Doch die über Jahre forcierte Intensivierung der Landwirtschaft droht die Erfolge dieses Engagements zunichte zu machen."
Mit dem Vorort-Termin am Amphibienschutzzaun in Scheyern wollte der BN auf neue Bedrohungen für die Amphibien aufmerksam machen. "Es ist schon lange bekannt, dass die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und der immer noch anhaltende Verlust von Lebensräumen in Form von Kleingewässern, Brachflächen und Saumstrukturen den Amphibien massiv zu schaffen macht", so Weiger. "Aber es gibt Gefahren, deren Auswirkung auf die 19 in Bayern heimischen Amphibien niemand richtig vorhersagen kann. Bis hin zum Aussterben ganzer Arten ist alles denkbar. Wenn wir nicht handeln, könnte es sein, dass eines Tages das Quaken der Frösche so selten zu hören wie der Gesang von Braunkehlchen oder des Kiebitzes."
Eine dieser Gefahren sind Pestizide, die über die feuchte, durchlässige Haut der Amphibien leicht aufgenommen werden und entweder direkt zum Tod führen können, das Immunsystem der Tiere schwächen oder aber die Metamorphose von der Kaulquappe zum erwachsenen Tier stören. Diese Gefahr könnte mit einem deutlich verminderten Einsatz der Pflanzenschutzmittel und der Erhöhung der Anbaufläche in ökologischer Landwirtschaft schnell gebannt werden. Auch das Insektensterben erschwert Kröten, Fröschen und Molchen das Überleben, denn Insekten sind eine wichtige Nahrungsquelle. Auch hier könnte mit einer geänderten Agrarpolitik schnell gegengesteuert werden.
Das gilt nicht für den Klimawandel, dessen Auswirkungen nur durch eine ambitionierte Klimaschutzpolitik gemindert werden können. Der Jahresrhythmus der Amphibien ist sehr eng an den Jahresverlauf der Witterung angepasst. Wenn es hier Verschiebungen gibt, dann könnte es angesichts der komplexen ökosystemaren Zusammenhänge, in die Amphibien eingebunden sind, schnell dazu führen, dass einzelnen Arten ihre Lebensgrundlage zumindest in unserem Land verlieren. Wenn beispielsweise früh im Jahr milde Temperaturen die ersten Lurche zum Wandern und zum Laichen locken und dann nochmal eine Frostperiode einsetzt, kann der ganze Laich verloren gehen.
Die Pfaffenhofener Kreisgruppe war Vorreiter beim landesweiten Engagement des BN für den Amphibienschutz in Bayern, bei dem heute jährlich ca. 600.000 Amphibien sicher über die Straßen getragen werden. "In den letzten 40 Jahren haben wir allein in unserem Landkreis weit über 300.000 Kröten, Fröschen und Molche den sicheren Weg über die Straßen ermöglicht." zieht Christine Janicher-Buska, 2. Vorsitzende der Kreisgruppe, Bilanz. Für die Initiierung und alljährliche Koordinierung der Amphibienrettung im Landkreis wurde der BN-Aktive Hermann Kaplan bereits mehrmals ausgezeichnet, zuletzt 2016 mit der Bayerischen Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt. Kaplans seit 1979 erhobene Daten und Untersuchungen der wandernden Amphibien haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Oberste Baubehörde im Bayerischen Innenministerium in den letzten 20 Jahren zusammen mit dem BN den Amphibienschutz an Straßen auch mit einem Tunnelbauprogramm wesentlich intensiviert hat.
Kaplan, der in seiner Zeit als Lehrer Generationen von Schulklassen bei den Amphibienschutzaktionen eingebunden hat, betonte die Bedeutung der Amphibienaktion, die weit über den Artenschutz hinausgeht: "Wenn ich heute meine ehemaligen Schülerinnen und Schüler wiedertreffe, dann sprechen Sie mich sofort auf unsere Amphibienaktionen an. Diese direkte Fürsorge für Tiere bleibt bei den jungen Menschen hängen und prägt sie für ihr Leben. Eine bessere Wertevermittlung kann ich mir kaum vorstellen."
Zum Schutz der Amphibien in Bayern fordert der BN
Die milderen Temperaturen und Regenfälle locken Kröten, Frösche und Molche aus den Winterquartieren. Rund 6.000 freiwillige Helfer bauen daher Amphibienzäune an Straßen auf. Das rettet jährlich bis zu 700.000 Amphibien das Leben. Sie wollen mithelfen? Wir freuen uns auf Sie! Bitte schreiben Sie uns eine Mail: amphibien@bund-naturschutz.de
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, nur Freude am Amphibienschutz und eine gewisse Wetterfestigkeit dank geeigneter Kleidung, denn die Amphibien wandern am liebsten bei Regen und Nachttemperaturen von über fünf Grad.
Sie haben eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren
wurden und an der kein Schutzzaun errichtet ist? Hier Beobachtung
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https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/amphibien/wanderwege/beobachtung.html
Wir bitten außerdem alle Autofahrer in den kommenden Wochen um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme:
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Quelle:
Presseinformation, 04.04.2018
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2018
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