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AKTION/395: Stunde der Gartenvögel knackt 100.000-Teilnehmer-Marke (NABU/NABU SH)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 12. Mai 2020

NABU: Stunde der Gartenvögel knackt 100.000-Teilnehmer-Marke

Deutlich weniger Blaumeisen gemeldet / Auch Star, Grünfink und Zaunkönig im Minus


Berlin - Mindestens 120.000 Menschen haben das Muttertagswochenende genutzt, um Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen. Damit haben sich so viele wie noch nie zuvor an der 16. "Stunde der Gartenvögel" vom NABU und seinem Bayerischen Partner, dem LBV, beteiligt. "Wir sind völlig überwältigt, das ist ein dickes Plus", freut sich NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Im vergangenen Jahr hatten gut 76.000 Naturfreundinnen und- freunde teilgenommen. Da noch bis 18. Mai nachgemeldet werden kann, könnten es in diesem Jahr sogar noch doppelt so viele wie 2019 werden. "Das verstärkte Interesse an der heimischen Natur durch die Corona-Krise und das beunruhigende Blaumeisensterben haben deutlich mehr Menschen bewegt, bei unserer Vogelzählung mitzumachen", vermutet Miller.

Im Mittelpunkt des Interesses der diesjährigen Zählung stand die Blaumeise. Seit Anfang März waren beim NABU vermehrt Berichte über kranke und tote Blaumeisen eingegangen. Bis heute registrierte der NABU 19.000 solcher Meldungen, die 35.000 verstorbene Vögel betreffen. Als Ursache wurde inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert, das offensichtlich ausschließlich bei Meisenarten Lungenentzündungen verursacht. Die in Deutschland bisher einmalige Vogel-Epidemie flaut seit Ende April deutlich ab. "Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden", berichtet NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Statt 2,16 Blaumeisen pro Meldung sind es in diesem Jahr nur noch 1,66 - mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen im Jahr 2005.

Um herauszufinden, ob der Rückgang wirklich auf das Konto der Epidemie geht, haben die Forscher für jeden Landkreis die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen verglichen. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang. "Je mehr Berichte toter Meisen aus einem Landkreis bei uns ankamen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge", so Lachmann. "Wir können davon ausgehen, dass ein Rückgang von mindestens vier Prozent gegenüber dem Vorjahr direkt auf das diesjährige Blaumeisensterben zurückzuführen ist." Bei einem Gesamtbestand von etwa 7,9 Millionen erwachsenen Blaumeisen, den der jüngste offizielle Bericht zur Lage der Vogelwelt ausweist, wäre das eine Größenordnung von ungefähr 300.000 an der Krankheit verstorbenen Blaumeisen.

Im Durchschnitt konnten die Teilnehmer der Aktion in diesem Jahr innerhalb einer Stunde knapp 31 Vogelindividuen von gut elf verschiedenen Arten entdecken, bestimmen und melden. Wie immer in den letzten Jahren war dabei der Haussperling mit 5,3 Vögeln pro Garten der häufigste Gartenvogel. In den frühen Jahren der Aktion konnte die Amsel den Spatz dreimal überflügeln. Doch seit dem Aufkommen des Usutu-Virus vor zehn Jahren nehmen die Amselzahlen ab. Immerhin konnte sie in diesem Jahr mit 2,91 Vögeln pro Garten das Ergebnis des Vorjahres halten. Wie in jedem Jahr ist die Amsel aber weiterhin Deutschlands zuverlässigster Gartenvogel: Sie wurde in 94 Prozent aller Gärten innerhalb einer Stunde gesehen.

Große Verlierer dieses Jahres sind neben der Blaumeise auch der Star und - wie schon in den Vorjahren - der Grünfink. Auch beim kleinen Zaunkönig sinken die Zahlen konstant von Jahr zu Jahr.

Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen.

Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die beide ihr bisheriges Bestergebnis einfliegen. Auch bei Eichelhäher und Buntspecht ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.

Beobachtungen können nach bis zum 18. Mai am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden. Das funktioniert auch mit der kostenlosen NABU-App Vogelwelt, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt.

Aktuelle Zwischenstände und Ergebnisse sind auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Wer Lust bekommen hat, weiter zu zählen, kann sich schon einmal den 29. Mai merken. Dann startet die nächste Citizen-Science-Aktion des NABU, der Insektensommer.



Infos zur Aktion:
www.stundedergartenvoegel.de

Vogelwelt-App:
www.NABU.de/vogelwelt

Tipps für einen vogelfreundlichen Garten:
www.nabu.de/vogelgarten

Infos zum aktuellen Meisensterben:
www.NABU.de/meisensterben

Insektensommer:
www.insektensommer.de

Ende Pressemitteilung NABU-Bundesverband

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NABU Schleswig-Holstein - Pressemitteilung, 12. Mai 2020


Rekordbeteiligung bei der Stunde der Gartenvögel - Über 5.600 Teilnehmer*innen aus Schleswig-Holstein

Weniger Blaumeisen gemeldet

Neumünster, 12. Mai 2020 - Mehr als 5.600 Menschen aus Schleswig-Holstein haben das Muttertagswochenende genutzt, um Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen. "Die Beteiligung übertrifft alle Erwartungen und die letztjährige Rekordteilnahme um fast 2.000 mehr Menschen, noch nie war die Beteiligung in Schleswig- Holstein so hoch", freut sich Ingo Ludwichowski vom NABU Schleswig- Holstein. "Das verstärkte Interesse am Schicksal der heimischen Natur durch die Corona-Krise und das beunruhigende Blaumeisensterben haben besonders viele Menschen bewegt, bei unserer Vogelzählung mitzumachen", vermutet Ludwichowski. Bundesweit haben erstmals über 120.000 Vogelfreundinnen und -freunde teilgenommen. Damit haben sich auch bundesweit so viele wie noch nie zuvor an der 16. "Stunde der Gartenvögel" vom NABU und seinem Bayerischen Partner, dem LBV, beteiligt.

Im Mittelpunkt des Interesses der diesjährigen Zählung stand die Blaumeise. Seit Anfang März waren beim NABU vermehrt Berichte über kranke und verstorbene Blaumeisen eingegangen. Bis heute registrierte der NABU 19.000 solcher Meldungen, die 35.000 verstorbene Vögel betreffen. Schleswig-Holstein-weit sind bisher fast 450 Meldungen mit insgesamt über 500 betroffenen Tieren eingegangen. Als Ursache wurde inzwischen das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert, das offensichtlich ausschließlich bei Meisenarten im Frühjahr Lungenentzündungen verursacht. Die in Deutschland bisher einmalige Vogel-Epidemie flaut seit Ende April deutlich ab. "Bundesweit betrachtet sind 22 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden", berichtet Ingo Ludwichowski. "In Schleswig-Holstein liegt der Rückgang deutlich niedriger, dennoch sind auch hier noch nie so wenige Meldungen pro Garten eingegangen wie in diesem Jahr."

Um herauszufinden, ob der Rückgang wirklich auf das Konto der Epidemie geht, haben die Forscher für jeden Landkreis die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen korreliert. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: "Je mehr Berichte toter Meisen aus einem Landkreis bei uns ankamen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge", so Ludwichowski. "Wir können davon ausgehen, dass ein Rückgang von mindestens etwa vier Prozent gegenüber dem Vorjahr direkt auf das diesjährige Blaumeisensterben zurückzuführen ist." Bei einem Gesamtbestand von etwa 7,9 Millionen erwachsenen Blaumeisen, den der jüngste offizielle Bericht zur Lage der Vogelwelt ausweist, wäre das eine Größenordnung von ungefähr 300.000 an der Krankheit verstorbenen Blaumeisen.

Im Durchschnitt wurden in Schleswig-Holstein in diesem Jahr innerhalb einer Stunde etwas über 33 Vogelindividuen beobachtet, der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen. Die Top drei der häufigsten Vögel im Garten: Auf Platz eins liegt der Haussperling (4,8 Vögel/Garten), gefolgt von Amsel (3,8) und Feldsperling (3,19). Amsel und Feldsperling haben die Plätze getauscht. Auf Platz vier liegt die Kohlmeise (2,4), Platz fünf die Blaumeise mit 2,2 Beobachtungen pro Garten. Für alle fünf Arten ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Bundesweit setzt sich die Top fünf aus Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling zusammen.

Große Verlierer dieses Jahres sind - sowohl bundes- als auch landesweit - neben der Blaumeise auch der Star und, wie schon in den Vorjahren, der Grünfink. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen. Zu den Gewinnern zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube. Auch beim Eichelhäher ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht.

Beobachtungen können noch bis zum 18. Mai am besten online unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden. Das funktioniert auch mit der kostenlosen NABU-App Vogelwelt, erhältlich unter www.NABU.de/vogelwelt.

Aktuelle Zwischenstände und Ergebnisse sind auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Wer Lust bekommen hat, weiter zu zählen, kann sich schon einmal den 29. Mai merken. Dann startet die nächste Citizen-Science-Aktion des NABU, der Insektensommer.


Infos zur Aktion: www.stundedergartenvoegel.de
Vogelwelt-App: www.NABU.de/vogelwelt
Vogeltrainer: www.vogeltrainer.de
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten: www.nabu.de/vogelgarten
Infos zum aktuellen Meisensterben: www.NABU.de/meisensterben

Ende Pressemitteilung NABU Landesverband Schleswig-Holstein

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 37, 12.05.2020
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de
sowie
Presseinformation, 12.05.2020
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2020

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