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AKTION/273: Zwischenergebnisse zur "Stunde der Wintervögel" in Rheinland-Pfalz (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 11. Januar 2017

NABU: Viele Menschen, wenig Vögel

Zwischenergebnisse zur Stunde der Wintervögel aus über 3.600 rheinland-pfälzischen Gärten


Mainz/Berlin - Die siebte bundesweite "Stunde der Wintervögel" steuert auf einen Teilnahmerekord zu: Bis zum heutigen Mittwoch sind aus ganz Rheinland-Pfalz bereits Meldungen von mehr als 5.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden aus über 3.600 Gärten beim NABU eingegangen. Noch bis zum 16. Januar können Zählergebnisse nachgemeldet werden, und auch die Eingabe der postalisch eingegangenen Meldungen steht noch aus.

Weniger erfreulich sind die Zählergebnisse. Wie schon im Vorfeld befürchtet, fehlt ein Teil der sonst in den Gärten zu beobachtenden Wintervögel: Konnten im vergangenen Jahr noch 42 Vogelindividuen pro Garten beobachtet werden, waren es in diesem Jahr nur 34 Vögel pro Garten - ein Rückgang von knapp 20 Prozent. Vergleicht man die diesjährigen Zahlen mit 2015 ergibt dies ein Minus von etwa 15 Prozent. "Damit bestätigen sich durch die systematische Bestandserfassung im Rahmen der Aktion die zahlreichen Meldungen von besorgten Bürgern, die in den vergangenen Monaten von gähnender Leere an den Futterhäuschen berichteten", sagt Olaf Strub, Geschäftsführer und Ornithologe des NABU Rheinland-Pfalz.

Ein genauer Blick auf die vorläufigen Ergebnisse macht den Experten des NABU jedoch Mut: "Die extrem niedrigen Beobachtungsraten beschränken sich auf solche Vogelarten, deren Winterbestände hierzulande sehr stark vom Zuzug von Artgenossen aus dem kälteren Norden und Osten abhängen", erklärt Strub.

Besonders deutlich wird dies bei allen sechs heimischen Meisenarten: Die häufigen Kohl- und Blaumeisen sind in diesem Winter jeweils nur etwa halb so oft, die selteneren Tannen-, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeisen sogar um bis zu drei Viertel weniger gesehen worden wie im Vorjahr. Auch über ein Drittel der Kleiber und Schwanzmeisen fehlt. Die Winterbestände der Finkenarten Kernbeißer (Minus 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Erlenzeisig (Minus 53 Prozent) sind dagegen lediglich - nach ihren Höhenflügen im vergan-genen Winter - auf Normalmaß geschrumpft. "Andererseits haben wir ungewöhnlich hohe Zahlen von Arten, deren Bestände immer nur teilweise von uns nach Süden abwandern", stellt Strub fest. Zu diesen Arten gehört vor allem der Star, außerdem Amsel, Heckenbraunelle und Singdrossel. Diese Arten sind jedoch generell im Winter in kleineren Zahlen bei uns vertreten, so dass sie das Fehlen der häufigen Wintervögel nicht ausgleichen können.

"Der Vergleich mit Daten aus der Beobachtung des Vogelzugs im vergangenen Herbst legt nahe, dass eine besonders geringe Wanderneigung vieler Vögel die auffallend niedrigen Vogelzahlen dieses Winters plausibel erklären", so Strub. Dazu passe auch, dass die Rückgänge bei Meisen und Co. im Norden und Osten Deutschlands deutlich geringer ausfallen als in Rheinland-Pfalz. "Vermutlich aufgrund des bis zum Beginn des Zählwochenendes extrem milden Winters haben manche Wintervögel in diesem Jahr wohl auf halber Zugstrecke Halt gemacht und sind gar nicht erst nach Rheinland-Pfalz gekommen."

Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, dass auch ein schlechter Bruterfolg bei Meisen und anderen Waldvögeln im vergangenen Frühjahr zur niedrigen Zahl an Wintervögeln in den Gärten beigetragen hat. Dies kann wiederum anhand der Ergebnisse der nächsten großen Vogelzählung überprüft werden, wenn im Mai wieder tausende Vogelfreunde im Rahmen der "Stunde der Gartenvögel" die Brutzeitbestände der heimischen Gartenvögel erfassen.

Eine Endauswertung der Ergebnisse der "Stunde der Wintervögel" ist für Ende Januar geplant.

Beobachtungen können online (www.stundederwintervoegel.de) oder per Post (NABU, Stunde der Wintervögel, 10469 Berlin) bis zum 16. Januar gemeldet werden.

Im Rahmen der "Schulstunde der Wintervögel" vom 9. bis 13. Januar bietet die NAJU auf www.NAJU.de/SdW Zählkarten, ein Poster und ein Wintervogel-Quiz für Kindergruppen und Schulklassen an. Bei fünf Aktionen lernen sie Vögel und ihre Anpassungsstrategien an die kalte Jahreszeit kennen. Die Zählergebnisse der Kinder fließen ebenfalls in die NABU-Auswertung ein.


Weitere Infos finden Sie unter
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/ueber-die-aktion/medieninfos.html

Infos zur Vogelfütterung "Wer frisst, was" unter
www.NABU.de/wintervogelfuetterung

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Quelle:
NABU Rheinland-Pfalz 3/17, 11.01.2017
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Telefon: 06131/14039-26, Telefax: 06131/14039-28
E-Mail: Kontakt@NABU-RLP.de
Internet: www.NABU-RLP.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2017

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