Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ABFALL

ATOM/908: Gorleben-Hintergrund - Zwischenlager (BI Lüchow-Dannenberg)


Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. - Hintergrund

Startseite → Infos → Hintergrund → Die Anlagen → Zwischenlager

Zwischenlager


Bei dem Zwischenlager handelt es sich um eine oberirdische Hallenkonstruktion, in dem CASTOR-Behälter für Jahre zwischengeparkt werden.

Eigentümer der Anlage ist die Brennelementlager Gorleben GmbH (BLG), ein Tochterunternehmen der GNS, die sich im Besitz der Energieversorgungsunternehmen befindet.

Sowohl die bestrahlten Brennelemente als auch die HAW-Glaskokillen werden trocken in gasgefüllten Behältern ("CASTOR") aufbewahrt. Die Wärmeabfuhr aus der Lagerhalle erfolgt mittels Belüftungsöffnungen im unteren Teil der Wände und Entlüftungsöffnungen im Dachbereich. Die Außenwände sind zum unteren Bereich hin von 20 cm Dicke auf 50 cm verstärkt, um eine erhöhte Strahlenabschirmung zu erreichen. Eine Filterung der Abluft ist nicht vorgesehen. Eine Be- oder Entladung bzw. eine Be- oder Verarbeitung der Brennelemente oder der HAW-Glaskokillen soll in Gorleben nicht stattfinden. Im Innern der Lagerhalle werden die einzelnen Lagerbehälter einfach auf vorbestimmte Plätze gestellt.


Einlagerungsgenehmigung

Im TBL Gorleben dürfen maximal 3.800 Tonnen Kernbrennstoff in Form bestrahlter Brennelemente aus Leichtwasserreaktoren sowie HAW-Glaskokillen (verglaste hochradioaktive Abfälle aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente) in Behältern auf 420 Stellplätzen stehend aufbewahrt werden. Diese Festlegung wurde durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in einer umfassenden Neugenehmigung im Juni 1995 getroffen.

Seitdem wurden weitere Änderungsanträge zum TBL Gorleben bearbeitet: Für die weitere Rückführung der HAW-Glaskokillen von der COGEMA in Behältern der Bauart CASTOR HAW 20/28 CG sind Änderungen wie z.B. die Verbesserung der Neutronenabschirmung durch die Vergrößerung der Moderatormasse in der Wandung der Behälter der Bauart CASTOR HAW 20/28 nötig gewesen. Am 18.01.2002 hat das BfS zuletzt die 2. Änderungsgenehmigung für das TBL Gorleben erteilt. Dies erlaubte die Beladung und die Einlagerung von 12 Behältern CASTOR HAW 20/28 im November 2002.


Geschichte des TBL-G

Um den ersten Transport von hochradioaktiven Atommüll in das Zwischenlager Gorleben wurde seit mehr als zehn gerungen. Die Betonhalle war seit 1983 betriebsbereit, stand aber leer. Mehrere Einlagerungsversuche sind u.a. wegen erheblichen Protesten der Bevölkerung gescheitert.

Elfeinhalb Jahre konnte so die Einlagerung von hochradioaktiven, abgebrannten Brennelementen verhindert werden. Am 25. April 1995 wurde der erste Castor von 16.000 Polizisten gegen den Widerstand weiter Bevölkerungskreise nach Gorleben transportiert.

Seit Ende Mai 1995 darf auch hochaktiver, verglaster Müll aus der Wiederaufarbeitung (in Form von Kokillen) eingelagert werden. In diesem Zuge wurde die Kapazität von 1.500 t Müll auf 3.800 t bei gkeicher Grundfläche erhöht.

Ein erster Kokillentransport folgte am 8. Mai 1996. Diesmal traten 18.000 Beamte an, um den Transport durchzusetzen.

Vorläufiger Höhepunkt war die Anlieferung eines "Sixpack" (sechs Behälter zu einem Transportvorgang gebündelt) Anfang März 1997. Die Kosten für den Polizeieinsatz - 30.000 Beamte waren unterwegs - summierten sich auf 111 Mio. DM.

Pläne, weitere CASTOR-Behälter über den Bahnhof Arendsee in Sachsen-Anhalt anzuliefern scheiterten am anhaltenden Widerstand der Bevölkerung - dieser Umweg musste gewählt werden, weil eine Bahnbrücke bei Seere / Hitzacker sich für die tonnenschwere Last der Behälter als nicht mehr tragfähig erwies.

Nachdem aufgrund des Transportestopps 1998 (Kontamination der Oberfläche von Castor-Behältern für den Transport von Brennelementen in die Wiederaufarbeitungsanlagen) keine Behälter mehr angeliefert wurden, erreichten im März 2001 erneut Transporte das Wendland - jetzt übernahm Rotgrün das Kommando für 6 Castoren mit Glaskokillen.

Im November 2001 folgte im Schatten des 11. September ein weiterer Transport. Die Kosten für die Bewachung sind immer noch ein Ärgernis, so dass seit November 2002 immer 12 Behälter angeliefert werden. Stärkere Bündelung der Transporte

Wegen der hohen Belastung der Polizeikräfte und den hohen Kosten wurde in politischen Reihen über eine noch stärkere Bündelung der Transporte auf bis zu 18 Behälter diskutiert. Dieses Vorhaben lässt sich aber wegen unlösbarer technischer Schwierigkeiten wie dem Gesamtgewicht des Zuges nicht realisieren.


Übersicht Einlagerungen

In das TBL sind bestrahlte Brennelemente und hochradioaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitungsanlagae La Hague eingelagert:

Behälter-Typ
Anzahl
Herkunft
Einlagerungszeitpunkt
CASTOR IIa
1
AKW Phillipsburg
04/1995       
CASTOR TS28V
1
WAA La Hague
05/1996       
CASTOR Ic
1
AKW Gundremmingen
03/1997       
CASTOR V/19
3
AKW Neckarwestheim
03/1997       
CASTOR HAW 20/28 CG
3
WAA La Hague
03/1997       
CASTOR HAW 20/28 CG
6
WAA La Hague
03/2001       
CASTOR HAW 20/28 CG
6
WAA La Hague
11/2001       
CASTOR HAW 20/28 CG
12
WAA La Hague
11/2002       
CASTOR HAW 20/28 CG
12
WAA La Hague
11/2003       
CASTOR HAW 20/28 CG
12
WAA La Hague
11/2004       
CASTOR HAW 20/28 CG
12
WAA La Hague
11/2005       
CASTOR HAW 20/28 CG
12
WAA La Hague
11/2006       
CASTOR TG 85
11
WAA La Hague
11/2008       
SUMME
92




Einlagerung 2007

2007 wird aufgrund neuartiger Behältertypen, die wegen eines neuen Verfahrens, welches höhere Strahlung in die Kokillen einbringt, genutzt werden müssen, aber für die noch keine ausreichenden Sicherheitsnachweise vorliegen, keine Einlagerung stattfinden.


23.05.2007: BfS erteilt 3. Änderungsgenehmigung für das Transportbehälterlager

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat am 23.05.2007 die 3. Änderungsgenehmigung für das Transportbehälterlager in Gorleben erteilt. Die Genehmigung erlaubt im Zwischenlager Gorleben zukünftig die Nutzung der neuen Behälterbauart TN85 für die Aufbewahrung von hochaktiven Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitung.

Der neue französische Transport- und Lagerbehälter TN85 ist für eine maximale Wärmeleistung von 56 kW bei Beladung mit 28 HAW-Glaskokillen genehmigt. Die Prüfungen des BfS hätten ergeben, dass bei der jetzt genehmigten Behälterbauart durch angepasste Abschirmung und verändertes Design auch bei höherem Inventar dieselben Werte für die mittlere Oberflächendosisleistung wie bei den bisher eingesetzten deutschen Castorbehältern eingehalten werden und die erhöhte Wärmeleistung sicher abgeführt werden kann.

Die Genehmigung der neuen Behälterbauart TN85 führe überdies zu keiner Erhöhung des bereits genehmigten Gesamtinventars an Kernbrennstoffen sowie der Gesamtwärmeleistung des Transportbehälterlagers in Gorleben.


2007: Flugzeugabsturz auf das TBL untersucht

Im Genehmigungsverfahren für den Behälter TN85 im Mai 2007 wurden laut Bundesamt für Strahlenschutz auch die Auswirkungen eines gezielt herbeigeführten Flugzeugangriffs mit einer großen Passagiermaschine auf das Transportbehälterlager Gorleben untersucht.


Einlagerung 2008

Im November 2008 wurden erstmals neue Behätertypen TN 85 französischer Bauart eingesetzt. Andere Verfahren in der Wiederaufarbeitung, die höhere Strahlung des Mülls bedeuten, machten neue Behälter notwendig. Während des Transports wurden von Greenpeace die 500fache Überschreitung des Grenzwertes von Neutronenstrahlung gemessen. Das veranlasste die Verantwortlichen, dem Begleitpersonal die Direktive auszusprechen, nicht näher als 6 Meter an die Behälter heran zu dürfen. Wegen Blockaden wurde der Castortransport der zeitlich gesehen längeste in der Geschichte der Einlagerungen in das Behälterlager Gorleben.


2009: Kein Transport

Wegen fehlender Behältertests wird 2009 kein Transport aus La Hague nach Gorleben stattfinden.

2010 und 2011 - mit Ausnahme 2009 - werden jährlich jeweils ein Castortransport mit 11 Behältern aus der französischen WAA La Hague in das TBL erwartet. Anschließend folgen mehrere Transporte aus der britischen WAA Sellafield.


© 1996-2010 Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
http://www.bi-luechow-dannenberg.de/infos/hintergrund/die- anlagen/zwischenlager


*


Quelle:
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Gorleben-Hintergrund - Die Anlagen: Zwischenlager, Stand: 11/2008
Rosenstr. 20, 29439 Lüchow
Tel. 05841/46 84, Fax: 05841/31 97
E-Mail: buero@bi-luechow-dannenberg.de
Internet: www.bi-luechow-dannenberg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2010