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ABWASSER/233: Potsdamer Umweltministerium gegen Abwasserverrieselung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 961 vom 17. Dez. 2010 30. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Potsdamer Umweltministerium gegen Abwasserverrieselung


Ganz bodenständige Probleme mit geklärtem Abwasser hat man in Brandenburg. Dort wollen Teltow und Stahnsdorf im Berliner Umland ihre Rieselfelder reaktivieren. Fast 100 Jahre lang wurden auf den dortigen Rieselfeldern ungeklärte Abwässer aus Berlin verrieselt. Seit dem Ende der Abwasserverrieselung vor knapp 20 Jahren ist der Grundwasserspiegel bis zu 12 Meter gesunken. Um den Feuchtcharakter der ehemaligen Rieselfelder wiederherzustellen, soll jetzt gereinigtes Abwasser auf Teilbereichen der ehemaligen Rieselfelder zur Vernässung und Grundwasseranreicherung ausgebracht werden. Von der Verrieselung von gereinigtem Abwasser könnten auch benachbarte Stillgewässer profitieren. Aufgrund des abgesunkenen Grundwasser-Spiegels ist der Wasserstand in den Seen ebenfalls zurückgegangen. Gegen diese Pläne macht man aber im Potsdamer Umweltministerium erhebliche Bedenken geltend. Lt. einem Bericht in den Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) vom 29.11.10 befürchtet man im Ministerium, dass auch in gereinigtem Kommunalabwasser noch derart viel problematische Spurenstoffe und Mikroverunreinigungen (s. Fußzeilen auf dieser Seite) vorhanden sind, dass es zu einer Boden- und Grundwasserbelastung kommen könnte. Vor allem geht man aber davon aus, dass es durch die Jahrzehnte lange Versickerung des ungereinigten Abwassers aus Berlin zu einer starken Anreicherung von Schadstoffen im Boden gekommen ist. Und dieser "unüberschaubarer Pool von Verunreinigungen" könnte durch eine Wiedervernässung mobilisiert werden. "Wenn wir in der Region einen Grundwasserschaden provozieren, ist der kaum zu reparieren", so die Bedenken im Ministerium. Unterstützt werden die beiden Gemeinden bei ihren Plänen zur Wiedervernässung der ehemaligen Rieselfelder durch den Wasserwissenschaftlers GUNNAR LISCHEID, dem Leiter des Instituts für Landschaftswasserhaushalt am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung. LISCHEID verweist auf ein Pilotprojekt zur Wiedervernässung mit geklärtem Abwasser bei Hobrechtsfelde im Barnim. Dort sei nach einem Genehmigungsprozedere von zwei Jahren die Versickerung von täglich rund 5000 Kubikmeter gereinigtem Abwasser in Teichen und auf Feldern zugelassen worden. In den kommenden Wochen will das Brandenburger Umweltministerium in einem Leitlinienkatalog grundsätzlich Stellung beziehen, unter welchen Bedingungen stillgelegte Rieselfelder wiedervernässt werden könnten. LISCHEID vertritt schon jetzt die Meinung, dass Spurenstoffe im Boden weitaus besser abgebaut werden könnten, als in Fließgewässern. Die Wiedervernässung einer zunächst 2500 Quadratmeter großen Rieselfeld-Fläche bei Sputendorf wäre nach Ansicht eines SPD-Gemeindevertreters "ein guter Beitrag für den Erhalt der Kulturlandschaft und ein starkes Argument gegen eine Bebauung mit Windkrafträdern". [?!] (Zur Verregnung von geklärtem Abwasser auf den Rieselfeldern in Braunschweig siehe RUNDBR. 778/2.)


Wasserwerk gibt ok für Abwasserverrieselung

Wie die PNN am 10.12.10 meldeten habe man bei der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA), die in der Region Wasser liefert und entsorgt, gegen die Abwasserverrieselung "keine größeren Bedenken", solange die betreffenden Rieselfelder nicht in der Trinkwasserschutzzone liegen. Da Wasserschutzgebiete bei dem Experiment ausgespart werden sollen "sagen wir grundsätzlich nicht nein zu möglichen Pilotprojekten", so Geschäftsführer MARTIN RAHN gegenüber den PNN. "Das gleiche Wasser, was auf die Rieselfelder käme, leiten wir jetzt in den Teltowkanal, und das kommt ja schließlich auch irgendwo an", meint Rahn.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 961/2010
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2011