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TIERVERSUCH/488: Tierschutzerfolg - Keine Tierversuche mehr für Speisemuscheln (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 28. Januar 2011

Tierschutzerfolg: Keine Tierversuche mehr für Speisemuscheln


Muscheln sind für viele Menschen eine besondere Köstlichkeit. Doch was größtenteils nicht bekannt ist: Für diesen Genuss mussten in der EU bislang jährlich bis zu 500.000 Mäuse in Tierversuchen sterben. Nach endlosen Debatten tritt am kommenden Montag eine Verordnung in Kraft, die EU-weit den Ersatz eines grausamen und unzuverlässigen Tierversuchs durch eine tierversuchsfreie Alternativmethode vorschreibt. Der Deutsche Tierschutzbund hatte schon die Einführung des Tierversuchs zu Beginn der 90er Jahre aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen kritisiert und begrüßt, dass dieser nun endlich abgeschafft wird.

Zum Nachweis, ob Speisemuscheln gefährliche Gifte enthalten, die sie durch Algen, ihre Hauptnahrungsquelle, aufgenommen haben könnten, war in der EU bislang ein ebenso grausamer wie unzuverlässiger Tierversuch an Mäusen Pflicht, der sogenannte Maus-Bioassay. Dabei spritzte man den Tieren Muschelextrakt in den Bauch. Wenn zwei von drei Tieren starben, galten die Muscheln als giftig und mussten vom Markt genommen werden. Ein direkter Nachweis der Muschelgifte ganz ohne Tierleid wäre dank einer modernen und verlässlichen physikalisch-chemischen Alternativmethode schon seit langem EU-weit realisierbar gewesen.

"Die Abschaffung des Maus-Bioassays ist ein später Sieg für Tier- und Verbraucherschutz und ein weiterer Beleg dafür, dass Tierversuche nicht zielführend sind. Bei der Anerkennung von tierversuchsfreien Verfahren und ihrer Anwendung erleben wir immer wieder solche jahrelangen Verschleppungen. Selbst wenn solche Methoden nachweislich bessere Ergebnisse bringen als Tierversuche", erklärt Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz. "Die politisch Verantwortlichen und in der EU müssen dies zum Zeichen nehmen und endlich dafür sorgen, dass auch in zahllosen anderen Bereichen Tierversuche durch Alternativmethoden ersetzt werden - und zwar zügig", fordert Rusche abschließend.

Das tierversuchsfreie Verfahren wird in Deutschland bereits seit den 1980er Jahren angewendet und gewährleistet nachgewiesener Maßen mehr Sicherheit für den Verbraucher. Bisher sind keine Fälle von Vergiftungen durch den Verzehr von so getesteten Muscheln bekannt. Doch bisher scheiterte die Zulassung der Methode auf Europaebene an bürokratischen Hürden und am langwierigen Genehmigungsverfahren für Alternativmethoden. Erst Ende letzten Jahres wurde die Anerkennung der Alternativmethode zum Nachweis von Muschelgift endlich abgeschlossen. Und die EU-Mitgliedstaaten müssen sie erst ab 2015 einsetzen.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 28. Januar 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2011