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TIERVERSUCH/474: Tierversuchszahlen veröffentlicht - Anstieg auch in 2009 (MfT)


Pressemitteilung Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 22. September 2010

Tierversuchszahlen veröffentlicht: Anstieg auch in 2009


Der Anstieg der Tierversuchszahlen hat sich auch im Jahr 2009 fortgesetzt. Das geht aus den jetzt veröffentlichten Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. Insgesamt wurden 2.786.435 Tiere in Tierversuchen verbraucht und getötet. Das sind 93.945 oder 3,5 Prozent mehr Tiere als in 2008. Der Bundesverband kritisiert, dass in den letzten 10 Jahren jährlich 100.000 Tiere mehr im Versuch landeten und die Bundesregierung diesem Anstieg nicht angemessen entgegenwirke. Dabei ist der Gesetzgeber bereits seit 1986 durch EU-rechtliche Vorschriften (RL 86/609/EWG) sowie das nationale Tierschutzgesetz verpflichtet, Ersatzmethoden zum Tierversuch zügig zu entwickeln und Tierversuche zu reduzieren.

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte tadelt insbesondere den erneuten Anstieg von Javaner- und Rhesusaffen um 474 auf insgesamt 1.889 Tiere, die überwiegend für Giftigkeitsprüfungen und Sicherheitschecks von medizinischen Produkten und Geräten benutzt wurden. 2009 wurden ebenfalls 639 mehr Schweine eingesetzt, überwiegend in der Grundlagenforschung. Ihre Gesamtzahl betrug 13.741.

"Die Bundesregierung verfolgt bis heute kein zielführendes Konzept zur Entwicklung von Tierversuchsersatzverfahren. Das ist ein Armutszeugnis. Mittlerweile fordern bereits Wissenschaftler, die an Alternativen forschen, von der Politik, eine zusätzliche Zentrale für den Aufschwung von Tierversuchsersatzverfahren einzurichten", so Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Verbandes. Nach Ansicht des Verbandes schlage sich die Anwendung von Ersatzverfahren umgehend positiv in den Tierversuchszahlen nieder, dies zeige der Rückgang der Kaninchen um 39.399 auf 59.208 Tiere in 2009. Für die bisher an Kaninchen durchgeführten Prüfungen von Substanzen oder Produkten auf hautschädigende oder fieberauslösende Eigenschaften stehen inzwischen von der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) anerkannte Ersatzverfahren zur Verfügung.

Auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung sind die Tierzahlen gestiegen, und zwar von 51.890 auf 57.248 Tiere. Dies sei besonders bedauerlich, da beispielsweise Tierversuche im Studium nicht vorgeschrieben seien und außerdem eine Fülle von tierversuchsfreien Methoden wie etwa interaktive Computerprogramme oder Tiermodelle zur Verfügung ständen.

Der Verband beanstandet zudem den Anstieg der gentechnisch veränderten Tiere um über 70.000 auf 607.816. Fast ausschließlich umfasst diese Zahl genmanipulierte Mäuse. Die Übertragung der Ergebnisse aus solchen Versuchen auf den Menschen sei doppelt fragwürdig. So komme zu den speziesbedingten Unterschieden nun auch noch das manipulierte Erbgut der Tiere hinzu, wodurch von den Reaktionen der Tiere, z. B. auf Medikamente, noch weniger auf die Situation im kranken Patienten geschlossen werden könne.


Tierversuchszahlen 2009:
http://www.bmelv.de/cln_154/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Tier/Tierschutz/Versuchstierzahlen.html
(Quelle: Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz)


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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich auf rechtlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung und Umsetzung elementarer Tierrechte ein. Als Dachverband sind ihm etwa 100 Vereine sowie persönliche Fördermitglieder angeschlossen. Seit seiner Gründung ist er als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.


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Quelle:
Infodienst: Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 22. September 2010
52072 Aachen, Roermonder Straße 4a
Telefon der Pressestelle: 05237/231 97 90
E-Mail: elsner@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2010