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POLITIK/787: Berlin-Wahl und Tierversuche - Hehre Ziele, aber keinen Masterplan (MfT)


Pressemitteilung Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom .09.2016

Berlin-Wahl und Tierversuche: Hehre Ziele, aber keinen Masterplan!


Anlässlich der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 18. September 2016 hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte den Parteien drei Fragen zum Ausstieg aus den Tierversuchen gestellt. Der Verband stellt zwar eine wachsende Bereitschaft der Parteien zur Reduktion der Tierversuche und zur Förderung tierversuchsfreier Verfahren fest. Doch er kritisiert, dass keine Partei einen Masterplan hat, wie der Ausstieg aus dem Tierversuch realisiert werden soll.

Derzeit regiert in Berlin eine große Koalition aus SPD und CDU. Grüne, Linke und Piraten sind in der Opposition. Um die Tierversuche in Berlin zu reduzieren, hatte die rot-schwarze Landesregierung 2015 beschlossen, eine Professur für tierversuchsfreie Verfahren an der Freien Universität Berlin mit insgesamt 400.000 Euro zwei Jahre lang zu fördern. Diese Professur ist bisher jedoch noch nicht besetzt. Berlin beteiligt sich außerdem ab 2016 mit 15.000 Euro an dem jährlichen Landes-Forschungspreis für tierversuchsfreie Verfahren.

"Professur und Forschungspreis sind richtige aber keinesfalls ausreichende Schritte, damit Berlin zur vielzitierten Hauptstadt der alternativen Forschungsmethoden wird. Derzeit ist sie eher die "Hauptstadt der Tierversuche". Ohne einen präzisen Fahrplan kann das Ende der Tierversuche nicht zielstrebig angesteuert werden. Einen Masterplan hat aber bisher keine Partei vorgelegt. Wir wollten mehr wissen und haben den Parteien drei Schlüsselfragen gestellt", beschreibt Christina Ledermann, stellvertretende Vorsitzende von Menschen für Tierrechte, die politische Situation.

Die Fragen des Verbandes umfassen konkrete Maßnahmen zur Reduktion Tierversuche. Zudem will der Verband wissen, ob und wie die Parteien strengere Tierschutzbestimmungen in der Tierschutzversuchstierverordnung sowie das volle Prüfrecht der Behörden bei Tierversuchsanträgen durchsetzen wollen.

Grundsätzlich sieht der Verband bei allen Parteien die Bereitschaft, Tierversuche zu reduzieren und tierversuchsfreie Verfahren zu fördern, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Am ausführlichsten widmen sich die Grünen dem Thema: Sie wollen erreichen, dass Alternativmethoden in Lehre, Ausbildung und Forschung zum Schwerpunkt werden und Forschungsprojekte zu Ersatzmethoden über einen Fonds gefördert werden. Die Grünen verfolgen ebenso wie die Partei die Linke, tierverbrauchsfreie Studiengänge einzurichten. Die Piraten wollen die Anzahl der Versuchstiere per Verordnung drastisch senken. Die FDP stellt eine Gesamtstrategie in Aussicht und kündigt die Einrichtung eines Kompetenzzentrums an.

"Die Parteien bekennen sich zu hehren Zielen, doch bisher hat keine einen Masterplan mit klar definierten Verantwortlichkeiten, Maßnahmen und Zielen vorgelegt, wie der Ausstieg aus dem Tierversuch gelingen soll. Wenn es gelänge über Parteigrenzen hinaus, eine Gesamtstrategie zu vereinbaren, dann wäre ein wirklicher Forstschritt zu erzielen", schließt Ledermann.

Hier haben wir weitere Informationen für Sie zusammengestellt, wie die kompletten Antworten der Parteien sowie eine Analyse weiterer Tierschutzvorhaben (Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen, Kastrationspflicht für Katzen, Einführung eines Stadttaubenmanagements sowie die Einrichtung von Hundefreilaufflächen und mehr Schutz für Kutschpferde). Darüber hinaus werden auch übergeordnete Bereiche wie "Mehr Personal für Veterinärämter", "Tierschutz als Unterrichtsfach", Massentierhaltung und vegane Ernährung in den Wahlprogrammen angesprochen.

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich auf rechtlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung und Umsetzung elementarer Tierrechte ein. Als Dachverband sind ihm etwa 100 Vereine sowie persönliche Fördermitglieder angeschlossen. Seit seiner Gründung ist er als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt.

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Quelle:
Infodienst: Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 13. September 2016
52072 Aachen, Roermonder Straße 4a
Telefon der Pressestelle: 05237/231 97 90
E-Mail: elsner@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2016

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