Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → TIERSCHUTZ

POLITIK/517: Kritik an der Tierseuchenpolitik erneuert (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 10. Juni 2009

Politik verpasst Chance für Tierschutz:

Deutscher Tierschutzbund erneuert Kritik an der Tierseuchenpolitik


Diesen Freitag entscheidet der Bundesrat über die Änderung der Schweinehaltungshygiene-Verordnung. Der Deutsche Tierschutzbund hat sich im Vorfeld an den Agrarausschuss beziehungsweise die Länderminister gewandt und an sie appelliert, keinen falschen Weg in der Seuchenpolitik einzuschlagen. "Leider ist zu erwarten, dass die Einwände übermorgen nicht berücksichtigt werden", so Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz in Neubiberg. "Mit dem vorliegenden Änderungsentwurf und der Beschlussempfehlung des Ausschusses kann die artgerechte Tierhaltung weiter eingeschränkt und die Freilandhaltung von Schweinen verboten werden", so Rusche weiter.

Der Verband erneuert daher seine Kritik an den geplanten Änderungen, die für viele Landwirte, die ihre Tiere artgerecht draußen halten, weitreichende Konsequenzen hätten. "Auch wenn es sinnvoll ist, Verbraucher und Tiere vor Infektionen durch Ansteckung zu schützen, beschreiten Bund und Länder mit dieser Form der Seuchenpolitik einen falschen Weg. Krankheitsausbrüche können durch robuste Tiere und durch geringere Bestandsgrößen verhindert werden. Mit dauerhafter Stallhaltung unter Beachtung strenger hygienischer Vorschriften erreicht man eher das Gegenteil", so Brigitte Rusche. Im aktuellen Entwurf ist unter anderem eine Änderung der Vorschriften für die Freilandhaltung von Schweinen vorgesehen. Würde dieser Änderungsentwurf realisiert, könnte zukünftig die Freilandhaltung von Tieren bereits dann untersagt werden, wenn eine Gefährdung durch Tierseuchen bei Wildtieren vorliegt. Damit kann, so die Tierschützer, bei entsprechender Interpretation des Gesetzes, die Freilandhaltung von Schweinen generell verboten werden.

"Es gibt ausreichende Beweise und wissenschaftliche Untersuchungen dafür, dass es in erster Linie industrielle Tierhaltungen sind, in denen es zum Ausbruch von Infektionen kommt", so Rusche. Auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) benennt die Haltung großer Tierzahlen auf engstem Raum als Risiko für die Entstehung und Verbreitung von Infektionen.

"Es kann nicht sein, dass trotz dieser Einschätzung Betriebe mit Freilandhaltung unter Generalverdacht stehen, per se potentielle Quellen für Seuchenausbrüche darzustellen. Die Freilandhaltung von Geflügel und Schweinen unterliegt bereits strengen Vorgaben. Zusätzliche Beschränkungen für tiergerechtere Haltungssysteme können weder im Sinne des Verbrauchers noch der Politik sein", so Rusche abschließend.


*


Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 10. Juni 2009
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2009