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POLITIK/463: Aussprache im Bundestag zu Handelsverbot von Robbenfellen (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 21. April 2008

Aussprache im Bundestag zu Handelsverbot von Robbenfellen:

Deutscher Tierschutzbund fordert nationalen Alleingang


Kommenden Donnerstag soll das Thema "Handelsverbot für Robbenfelle" im Bundestag diskutiert werden. Der Deutsche Tierschutzbund tritt seit Jahren dafür ein, dass die Einfuhr, der Handel und die Verarbeitung von Robbenprodukten verboten werden. Im Februar stoppte das Bundeskabinett einen entsprechenden Gesetzesentwurf von Bundesminister Horst Seehofer mit dem Verweis auf die EU. "Ein schnelles nationales Verbot ist mehr als überfällig. Wir akzeptieren keine politischen Taschenspielertricks mit dem Verweis auf die EU. Das persönliche Versprechen von Minister Seehofer, diese Qualware zu stoppen, muss endlich eingelöst werden. In Belgien und den Niederlanden existiert bereits ein solches Verbot", so Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Vor allem innerhalb der CDU/CSU-Fraktion gibt es offensichtlich Vorbehalte gegen den Gesetzentwurf. Vom Bundestag und der Regierungsparteien müsse aber das klare Signal kommen "Schluss mit Robbenqual", denn bereits 2006 hatte der Bundestag die Bundesregierung einstimmig beauftragt, ein Verbot voranzubringen, so Apel.

Nach eigenen Angaben will die CDU/CSU-Fraktion darüber beraten, ob Robben, die wie Wild erlegt werden, von dem Verbot ausgenommen werden sollen. "Abgesehen davon, dass auch die Jagd auf Rehe nicht unbedingt tierschutzgerecht abläuft, habe ich auch noch nie einen Hochsitz auf einer Eisscholle gesehen. Die Tiere werden aus weiter Entfernung von Schiffen aus meist nicht tödlich getroffen, fliehen ins Wasser und ertrinken qualvoll, bevor die Jäger die angeschossenen Tiere erreichen", so Apel.

Weltweit werden jedes Jahr circa 750.000 Robben von mindestens 15 verschiedenen Spezies für kommerzielle Zwecke getötet und gehäutet. 60 Prozent der Jagd wurden 2006 von Kanada, Grönland und Namibia durchgeführt. Über 90 Prozent der getöteten Tiere sind Jungtiere im Alter von zwei Wochen bis drei Monaten. Das Erschlagen mit Knüppeln oder der Abschuss der Tiere sind mit erheblichem Tierleid verbunden. So erhalten die Robben bei der Jagd mit einer Art Fischanlandungshaken, dem "Hakapik", einen Schlag auf den Hinterkopf. Der Schädelknochen soll brechen und das Tier bewusstlos werden. Unerfahrene Jäger brauchen dafür oft mehrere Versuche. Oft sind die Tiere nicht tot, wenn sie enthäutet werden. Auch eine im Dezember 2007 von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) veröffentlichte Studie stellte fest, dass das Töten der Robben in der Praxis immer wieder zu Schmerzen und Leiden bei den Tieren führt. Kurz vor Beginn der diesjährigen Jagdsaison gab das kanadische Fischereiministerium neue Regularien heraus, welche die Robbenjagd "humaner" machen sollen. So soll durch unterschiedliche Tests der Tod der Tiere vor dem Enthäuten sichergestellt werden (Blinzreflex, Überprüfung der zerstörten Schädeldecke und Durchtrennung der Schlagader). Bildmaterial beweist jedoch, dass sich die Jäger nicht an Vorschriften halten und die Jagd nichts von ihrer Grausamkeit eingebüßt hat.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 21. April 2008
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2008