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MELDUNG/041: "Genosse Mauerhund" - 20 Jahre Wiedervereinigung - 20 Jahre Tierschutz (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 30. September 2010

"Genosse Mauerhund" - 20 Jahre Wiedervereinigung - 20 Jahre Tierschutz


Anfang 1990 fahren Tierschützer mit kleinen Lieferwagen - zum Teil mit zweitägiger Anreise - zu den Kasernen der DDR-Grenztruppen, um die ehemaligen Wachhunde abzuholen. Die Übergabe selbst verläuft unbürokratisch. Aufreibend ist die Rückfahrt: Einfuhrerlaubnis der Veterinärämter, spezielle veterinärmedizinische Untersuchungen, die auch nur zu festgelegten Terminen stattfinden. Jede Fahrt ist ein organisatorischer Balanceakt. Die Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Tierschutzbundes standen rund um die Uhr zur Verfügung. Die Hunde kommen in die Tierheime der gesamten Republik. Die Tierschützer sind nun sicher: Die letzten 2.500 der 6.000 Hunde, die DDR entlang der Grenzanlagen eingesetzt hatte, sind gerettet. Ein ungewisses Schicksal als Souvenirhund - zahlreiche Anfragen aus dem Ausland lagen dazu vor -, Versuchstier oder bei unseriösen Züchtern und Händlern bleibt den sogenannten "Grenzhunden" erspart. Das vorläufige Ende einer außergewöhnlichen Episode innerdeutschen Tierschutzes.

Vor dem Mauerfall mussten die Wachhunde acht Stunden am Grenzzaun patrouillieren. Bereits in den 1960er Jahren begannen die DDR-Grenztruppen zur Bewachung unübersichtlicher Abschnitte Hunde einzusetzen. Die Hunde hatten eine Gebrauchshundeprüfung abgelegt, waren aber nicht auf Menschen abgerichtet. Schäferhunde, Dobermänner und Riesenschnauzer, die "nur" abschrecken sollten.

Um die Ungefährlichkeit der Hunde zu beweisen und eine Vermittlung nach dem Mauerfall zu ermöglichen, bot der damalige Bundesgeschäftsführer und heutige Präsident des Deutschen Tierschutzbundes Wolfgang Apel an, sich mit den Tieren im Zwinger einschließen zu lassen. Apel dazu: "Wir haben damals leidenschaftlich für diese tollen Tiere gekämpft und eine Menge bürokratischer Hürden genommen. Wir wussten, dass die Grenzhunde bedenkenlos in verantwortungsvolle Hände vermittelbar sind."

Zuvor hatten sich der Deutsche Tierschutzbund und die DDR-Behörden in zähen Verhandlungen auf eine kostenfreie Vermittlung der Tiere einigen können. Der Verband und die ihm angeschlossenen Tierschutzvereine initiierten daraufhin eine bundesweite Pressekampagne. Tausende Tierfreunde meldeten sich.

"Im April 1990 fuhren die letzten Transporte über die offene innerdeutsche Grenze. Damit waren alle Mauerhunde gerettet und eine unserer außergewöhnlichsten Tierrettungsaktionen beendet. Der Einsatz der Tierschutzvereine war außerordentlich," so Apel abschließend.

Der Deutsche Tierschutzbund hat mit Partnern vor Ort geholfen, den Tierschutz in den fünf "jungen" Bundesländern strukturell aufzubauen, denn der Tierschutz spielte in der DDR kaum eine Rolle und privates Engagement war damals nicht erwünscht. Dem Dachverband sind heute insgesamt 741 Tierschutzvereine und 516 Tierheime angeschlossen. Aus den "jungen" Bundesländern sind das 170 Tierschutzvereine und 120 Tierheime.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 30. September 2010
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2010