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MELDUNG/2079: Klarheit in der Königsklasse? (SB)



Deontay Wilder will sich mit Joshua oder Klitschko messen

Wie Deontay Wilder versichert, hat er seine Verletzungen gründlich auskuriert und brennt darauf, in den Ring zurückzukehren. Nach Angaben seines Arztes könne er sogar härter als früher zuschlagen, da er sich diesmal Zeit mit dem Heilungsprozeß gelassen habe. Er teste die rechte Hand bereits wieder im Sparring und spüre dabei keinerlei Einschränkungen. Der US-Amerikaner aus Tallahassee in Alabama hatte im Januar 2015 durch einen Punktsieg über den Kanadier Bermane Stiverne den WBC-Titel im Schwergewicht gewonnen. Das war der einzige Profikampf, in dem der inzwischen 31jährige Weltmeister über die volle Distanz gehen mußte, da er seine übrigen 36 Auftritte durch die Bank vorzeitig gewonnen hat.

Im Mai 2016 wollte Wilder seinen Titel in Moskau gegen Alexander Powetkin verteidigen und dabei die mit Abstand höchste Börse seiner Karriere einstreichen. Der Kampf mußte jedoch kurzfristig abgesagt werden, nachdem der Russe bei einer Dopingkontrolle der VADA positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden war. Daraufhin trat der WBC-Champion ersatzweise gegen Chris Arreola an, der sich in der achten Runde geschlagen geben mußte. Wilder zahlte jedoch einen hohen Preis für diesen Erfolg, da er sich dabei einen Riß am Bizeps und einen Bruch an der Hand zugezogen hatte, die operativer Behandlung bedurften und eine lange Zwangspause erforderlich machten.

Da der Verband nach reiflicher Abwägung keine Sperre gegen Powetkin verhängte, aber Wilder nicht zur Verfügung stand, um ihr abgesagtes Aufeinandertreffen nachzuholen, ordnete das WBC einen Kampf um den Interimstitel zwischen dem Russen und Bermane Stiverne an, dessen Sieger im kommenden Jahr auf den Weltmeister treffen sollte. Doch der in Jekaterinburg geplante Kampf fiel ebenfalls ins Wasser, da Powetkin erneut positiv getestet wurde. Unter diesen Umständen mußte Wilders Team umdisponieren, und so werden nun Gespräche mit Andrzej Wawrzyk über einen Kampf am 25. Februar 2017 in Birmingham, Alabama, geführt. Dem 29jährigen Polen, der 33 Auftritte gewonnen und nur einen verloren hat, ist natürlich bewußt, daß er als Aufbaugegner verpflichtet werden soll, an dem der Champion seine körperliche Einsatzbereitschaft überprüft. Andererseits winkt eine ansehnliche Börse und ein unverhoffter Titelkampf, den Wawrzyk auf andere Weise so schnell nicht bekommen würde. Zudem wäre eine Niederlage gegen Wilder nicht zwangsläufig ein Rückschlag für den Polen, der mit diesem Auftritt seinen Bekanntheitsgrad in den USA sogar steigern könnte.

Unterdessen denkt Wilder längst über die nächste freiwillige Titelverteidigung hinaus, die für ihn allenfalls eine Etappe vor dem angestrebten Gipfeltreffen mit Anthony Joshua oder Wladimir Klitschko ist. Die beiden kämpfen am 29. April im Londoner Wembley-Stadion vermutlich vor einer Rekordkulisse gegeneinander, wobei sowohl der IBF-Titel des Briten als auch der vakante Gürtel der WBA auf dem Spiel steht. Der WBC-Weltmeister will sich am liebsten bereits im Sommer mit dem Sieger messen und aus diesem Kampf als führender Akteur des Schwergewichts mit drei Titeln hervorgehen.

Ob Joshua oder Klitschko, einer von beiden müsse es sein, bekräftigt der US-Amerikaner seinen Anspruch, für Klarheit in der Königsklasse zu sorgen. Wenn man ihn nach seinem Favoriten frage, schlage sein Herz für Joshua. Doch sein Verstand sehe Klitschko im Vorteil, der unerhört erfahren sei und schon alles gesehen habe. Ohne solche Erfahrung gebe es keine Weisheit, und der Ukrainer sei sehr weise und intelligent im Ring. Joshua wiederum habe die Jugend und Stärke auf seiner Seite, zumal er nicht kleiner als der Herausforderer sei. Daher sei alles möglich und ein sehr interessanter Kampf zu erwarten, der wohl durch einen perfekten Schlag entschieden werde.

Ihm gehe es darum, die Titel im Schwergewicht zu vereinen, und diese Forderung erhebe er schon so lange, daß es höchste Zeit sei, Nägel mit Köpfen zu machen und die Fans nicht ewig zu vertrösten. Einen größeren Kampf als diesen gebe es derzeit nicht, und sollte Joshua gegen Klitschko obsiegen, sei er im Zweifelsfall durchaus bereit, in England anzutreten, so Wilder, der dort schon einmal trainiert hat, bevor er zum Kampf gegen Powetkin nach Moskau reisen wollte. Es wäre wunderbar, dort aufzutreten, und umgekehrt stünde für Joshua im Falle eines Debüts in den USA die optimale Gelegenheit in Aussicht, sich dem amerikanischen Publikum bekannt zu machen. So oder so - die Frage nach dem besten Schwergewichtler der Welt könne nur Auge in Auge im Ring geklärt werden. [1]


Fußnote:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/18326221/best-world

22. Dezember 2016


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