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Anthony Joshua und Joseph Parker auf Kollisionskurs

Der britische Schwergewichtler Anthony Joshua und sein neuseeländischer Widerpart Joseph Parker steuern auf einem Kollisionskurs, der sie im März 2017 zusammenführen soll. Joshua ist in 17 Kämpfen ungeschlagen und Weltmeister des Verbands IBF. Im April besiegte der 26jährige den überforderten Titelverteidiger Charles Martin in der Londoner O2 Arena in der zweiten Runde und im Juni gab er dessen US-amerikanischem Landsmann Dominic Breazeale im siebten Durchgang das Nachsehen. Der zwei Jahre jüngere Neuseeländer hat 20 Auftritte gewonnen, ebenfalls noch nie verloren und ist schon seit längerem Pflichtherausforderer, so daß die beiden im Prinzip sofort aufeinandertreffen könnten. Joshuas Promoter Eddie Hearn möchte dieses Duell jedoch noch einige Zeit reifen lassen, damit es sich dann um so besser vermarkten läßt.

Unterdessen bestreitet der IBF-Champion am 26. November einen Kampf in Manchester, für den noch ein Gegner gesucht wird. Der Olympiasieger des Jahres 2012 geht nach fünf Auftritten in der O2 Arena erstmals wieder auf Reisen und freut sich eigenen Angaben zufolge schon darauf, nach längerer Abwesenheit im Norden Station zu machen und den Zuschauern dort zu demonstrieren, wie sehr er sich seit seinem letzten Besuch verbessert hat. Zu Beginn seiner Profikarriere sei er häufig auf Tour gewesen, was er sehr genossen habe. Nun kehre er gewissermaßen zu den Wurzeln zurück. Mit großem Interesse habe er das Boxturnier bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro verfolgt und brenne nun darauf, selbst wieder im Ring zu stehen. [1]

Als aussichtsreicher Kandidat für die Herausforderung des Weltmeisters ist derzeit Kubrat Pulew im Gespräch, der sich bei seinem ersten Griff nach einem Titel im November 2014 Wladimir Klitschko in der fünften Runde geschlagen geben mußte. Der bei Sauerland Event unter Vertrag stehende Bulgare hat 23 Kämpfe gewonnen sowie einen verloren und wäre ein erfahrener, technisch versierter und robuster Gegner des Champions.

Eine weitere Möglichkeit böte David Price, der im vergangenen Jahr im Kampf um die Europameisterschaft sang- und klanglos gegen Erkan Teper verloren hat. Auch der Liverpooler gehört dem Team Sauerland an, wäre aber mit seinen 20 Siegen und drei Niederlagen wohl eine allzu leichte Beute für Joshua, da es trotz seiner imposanten Statur um seine Nehmerqualitäten schlecht bestellt ist. Noch nicht vom Tisch ist andererseits Eddie Hearns Überlegung, Joseph Parker und David Price am 26. November im Vorprogramm der Titelverteidigung Anthony Joshuas gegeneinander antreten zu lassen. Parkers Promoter Duco Events ist jedenfalls weiterhin im Gespräch mit Hearn, um diese Option auszuloten.

Der Neuseeländer will bis Jahresende noch zwei Kämpfe absolvieren, um sich in Schwung zu halten und dem Publikum zu empfehlen. Das ist mit dem Risiko verbunden, im Falle einer unverhofften Niederlage den Status des Pflichtherausforderers einzubüßen, doch ist man im Lager Parkers zuversichtlich, die selbstgewählten Hürden meistern zu können. Am 1. Oktober bekommt es Joseph Parker in Manukau City mit Alexander Dimitrenko zu tun, für den 38 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Die Wahl dürfte nicht zuletzt deswegen auf den 34jährigen Ukrainer gefallen sein, weil der erfahrene frühere Europameister mit einer Größe von 2,01 m und rund 115 kg Gewicht eine recht gute Vorbereitung auf Anthony Joshuas Körpermaße sein dürfte. Der in Las Vegas lebende Neuseeländer ist mit 1,93 m und rund 106 kg kleiner und leichter als Dimitrenko, Price und Joshua, wobei der Weltmeister die mit Abstand schwierigste Aufgabe darstellt. [2]

Der in Hamburg lebende Dimitrenko wurde während seiner bereits 15 Jahre währenden Profikarriere zumeist von gefährlichen Gegnern ferngehalten, was seine eindrucksvoll anmutende Bilanz in einem anderen Licht erscheinen läßt. Im Grunde stand er nur zweimal mit hochkarätigen Kontrahenten im Ring und mußte sich dabei Eddie Chambers wie auch Kubrat Pulew geschlagen geben. Der Ukrainer hat zuletzt sechs Auftritte in Folge gewonnen, dabei aber relativ schwache Widersacher besiegt und in den zurückliegenden vier Jahren praktisch keine Fortschritte mehr gemacht. [3]

Parkers Trainer Kevin Barry bereitet seinen Schützling derzeit intensiv auf den Kampf gegen Dimitrenko vor und hat zu diesem Zweck mehrere hochgewachsene Sparringspartner hinzugezogen. Man werde wohl insgesamt hundert Runden absolvieren, wobei Schnelligkeit von entscheidender Bedeutung sei. Angesichts eines größeren Gegners müsse man sich den Weg hinein mit zwei oder drei Jabs bahnen, dann zum Körper schlagen und sich sofort in ständig wechselnden Winkeln entziehen. Es sei unklug, sich noch in Dimitrenkos Reichweite aufzuhalten, sobald man selber nicht mehr schlage, und sich auf dem Rückweg treffen zu lassen. Wie Parker hinzufügt, habe er seine Defensive und die Meidbewegungen verbessert und wolle von der ersten Runde an häufig zum Körper schlagen, was bei einem körperlich überlegenen Kontrahenten äußerst wichtig sei.

Bei Duco Events weiß man natürlich um die Gefahr, in den beiden zwischenzeitlichen Kämpfen ernsthafte Probleme zu bekommen oder eine Verletzung davonzutragen. Wesentlich sei jedoch, aktiv zu bleiben und nicht den häufig begangenen Fehler von Pflichtherausforderern zu wiederholen, untätig auf ihre Titelchance zu warten, bis ihnen jeder Biß abhanden gekommen sei.


Fußnoten:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/17448566/anthony-joshua-defend-ibf-world-heavyweight-title-november-manchester-arena

[2] http://www.espn.com/blog/dan-rafael/post/_/id/16659/parker-plans-to-stay-busy-in-preparation-for-title-shot-vs-joshua

[3] http://www.boxingnews24.com/2016/09/joseph-parker-vs-alexander-dimitrenko/#more-21627

5. September 2016


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