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MELDUNG/2014: Mehr als nur ein Haar in der Suppe (SB)



Danny Garcia verteidigt seinen Titel gegen Andre Berto

Danny Garcia kehrt am 24. September in den Ring zurück. Der in 32 Kämpfen ungeschlagene WBC-Weltmeister im Weltergewicht verteidigt seinen Titel aller Voraussicht nach gegen Andre Berto, der in der Rangliste dieses Verbands an Nummer zwei geführt wird und 31 Siege sowie vier Niederlagen auf dem Konto hat. Der Kampf des 28jährigen Champions aus Philadelphia gegen den vier Jahre älteren Herausforderer aus Winter Haven in Florida wird vom Sender Showtime übertragen. Da beide Akteure bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unter Vertrag stehen, sollte es eigentlich keine Probleme bereiten, ihr Duell auf die Beine zu stellen. Garcia hat dem Vernehmen nach ein Angebot in Höhe von 4 Millionen Dollar für einen Kampf gegen den Philippiner Manny Pacquiao am 5. November ausgeschlagen.

Er hatte sich den nach Floyd Mayweathers Rücktritt vakanten WBC-Titel im Januar durch einen einstimmigen Punktsieg über Robert Guerrero gesichert. Vor 12.000 Zuschauern in Los Angeles profitierte er nicht zuletzt davon, daß ihm der Verband keinen wesentlich gefährlicheren Kontrahenten wie Errol Spence oder Shawn Porter zugeteilt hatte. Wenngleich Garcia früher Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht und Guerrero vordem sogar Champion in zwei Gewichtsklassen gewesen war, machten beide den Eindruck, als hätten sie den Zenit ihres Könnens überschritten. Auch hatte Garcia zuvor nur drei Kämpfe im Weltergewicht bestritten und war davon zweimal bei eigens vereinbarten Gewichtsgrenzen angetreten.

Sobald es zum Schlagabtausch kam, machte Guerrero die bessere Figur und steckte selbst die härtesten Schläge des Gegners weg. Garcia zog es deshalb in der zweiten Hälfte des Kampfs vor, kein Risiko einzugehen, sich ständig zu bewegen und häufig zu klammern. So setzte er sich am Ende nicht unverdient, aber glanzlos durch.

Berto hat seiner Karriere im April durch einen Sieg in der vierten Runde gegen Victor Ortiz neuen Schwung verliehen. Er landete allerdings im zweiten Durchgang selbst auf den Brettern, doch revanchierte er sich später mit zwei Niederschlägen. Seine Treffer zeugten von einer beträchtlichen Wirkung, wenngleich man einschränkend hinzufügen muß, daß sich sein Gegner schon seit 2011 auf dem absteigenden Ast befindet.

Zuvor war Andre Berto im September 2015 von Floyd Mayweather bei dessen Abschiedsvorstellung regelrecht deklassiert worden. Wenngleich Mayweather jeden Gegner schlecht aussehen ließ, hatten sich doch andere Kandidaten wesentlich besser gegen ihn gehalten als Berto, der damals den Eindruck erweckte, daß er nichts mehr zu bestellen habe. Seine Ankündigung, er werde wie ein Löwe kämpfen und für eine Sensation sorgen, erfüllte sich nicht, wirkte er doch wie ein überforderter Sparringspartner. In einem insgesamt langweiligen Kampf war Mayweather derart überlegen, daß keinerlei Spannung aufkam. Zudem spielte er routiniert sein Können aus, ohne mehr zu tun, als unbedingt erforderlich war. Er diktierte das Tempo und Geschehen, wich auf engstem Raum aus, landete fast nach Belieben seine Konter und behielt im Schlagabtausch stets das letzte Wort. Da Andre Berto zu keinem Zeitpunkt in der Lage war, ihn in Schwierigkeiten zu bringen, ging er sang- und klanglos unter.

Natürlich könnte man sich fragen, wieso er nach der Niederlage gegen Mayweather und dem Sieg über den nicht gerade gefährlichen Ortiz an zweiter Stelle der WBC-Rangliste auftaucht. Shawn Porter, Lamont Peterson oder Frankie Gomez, die hinter ihm plaziert sind, dürften stärker als Berto einzuschätzen sein, der in seinen letzten acht Auftritten viermal den kürzeren gezogen hat. Für ihn spricht wohl sein nach wie vor recht guter Name, doch sollte der nun wirklich nicht ausschlaggebend für die Position in der Rangliste sein.

Danny Garcia wird von diversen Akteuren im Halbwelter- und Weltergewicht als einer ihrer Wunschgegner genannt. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, daß er einerseits populär ist, aber andererseits trotz seiner makellosen Bilanz durchaus Schwächen hat, die ihn schlagbar erscheinen lassen. Demgegenüber ist WBA-Weltmeister Keith Thurman, der sich Ende Juni in einem Prestigeduell gegen seinen langjährigen Freund und Rivalen Shawn Porter durchgesetzt hat, ungeachtet seiner Beliebtheit beim Publikum seitens der Konkurrenten deutlich weniger nachgefragt. Wer von beiden für gefährlicher erachtet wird, dürfte damit auf der Hand liegen. [1]

Champion der IBF im Weltergewicht ist Kell Brook. Er tritt am 10. September in der Londoner O2 Arena gegen Gennadi Golowkin an, der dabei seine diversen Titel im Mittelgewicht verteidigt. Sollte der Brite verlieren, was kein Wunder wäre, behielte er dennoch seinen Gürtel in der niedrigeren Gewichtsklasse. Vierter im Bunde der Weltmeister im Weltergewicht ist Jessie Vargas, der bei Promoter Bob Arum von Top Rank unter Vertrag steht. Vargas war geraume Zeit als Gegner Kell Brooks im Gespräch, bis dieser das Angebot annahm, gegen Golowkin anzutreten.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/07/danny-garcia-vs-andre-berto-possible-september-24/#more-214064

28. Juli 2016


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