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MELDUNG/1907: Beim Intermezzo Hausmannskost (SB)



Gennadi Golowkin trifft auf Dominic Wade

Gennadi Golowkin verteidigt seine Titel im Mittelgewicht am 23. April im kalifornischen Inglewood gegen den IBF-Pflichtherausforderer Dominic Wade. Der 33jährige Weltmeister der Verbände WBA, IBF und IBO ist in 34 Kämpfen ungeschlagen, von denen er 31 vorzeitig beenden konnte. Er hat nun schon 21 Gegner in Folge durch K.o. besiegt und seine Gürtel 15mal erfolgreich verteidigt, womit er den Argentinier Carlos Monzon überholt und in der Bestenliste nur noch Bernard Hopkins vor sich hat, der in 20 Auftritten Mittelgewichtschampion geblieben war. Zuletzt hat der in Los Angeles lebende Kasache am 17. Oktober im ausverkauften New Yorker Madison Square Garden den Kanadier David Lemieux in der achten Runde bezwungen und ihm den IBF-Gürtel abgenommen.

Der ebenfalls ungeschlagene 25 Jahre alte Dominic Wade kann mit 18 Siegen aufwarten, wobei er sich bei seinem letzten Auftritt nur knapp nach Punkten gegen den australischen Veteranen Sam Soliman durchsetzen konnte, in dem viele Zuschauer den besseren Boxer gesehen hatten. Wade wußte in diesem Kampf so wenig zu überzeugen, daß er gegen Golowkin auf verlorenem Posten stehen dürfte. Der Weltmeister wollte eigentlich gegen den erheblich stärker eingeschätzten Tureano Johnson antreten, der jedoch aufgrund einer Schulterverletzung die Verhandlungen um dieses Duell abbrechen mußte. Dadurch kam Wade zum Zuge, der in der IBF-Rangliste an Nummer drei geführt wird und sofort zusagte, als er nachrücken durfte.

Gemessen an seinen Kämpfen gegen David Lemieux und Willie Monroe jun. ist die kommende Titelverteidigung wenig attraktiv, was man Golowkin freilich nicht anlasten kann. Die IBF hat ihm Wade als neuen Pflichtherausforderer vorgesetzt, so daß er sich mit ihm befassen muß, will er nicht Gefahr laufen, diesen Gürtel am grünen Tisch zu verlieren. Da er sich vorgenommen hat, alle vier maßgeblichen Titel im Mittelgewicht zusammenzuführen, bleibt ihm also keine andere Wahl. Wollte er auf diese Sammlung verzichten und sich nur noch mit den namhaftesten Kontrahenten auseinandersetzen, änderte das nichts an der leidigen Situation, daß ihm gerade die prominentesten Rivalen tunlichst aus dem Weg gehen. [1]

Ginge es nach dem Kasachen, würde er sofort mit Saul "Canelo" Alvarez in den Ring steigen, um ihm den WBC-Gürtel abzujagen. Da der Mexikaner jedoch verständlicherweise zögert, Golowkins nächstes Opfer zu werden, haben sich dessen Promoter Tom Loeffler von K2 und Oscar de la Hoya für die Golden Boy Promotions darauf geeinigt, dieses Duell erst im Herbst auszutragen. "Canelo" tritt am 7. Mai in Las Vegas gegen den Briten Amir Khan zu einem einträglichen Kampf an, den der Sender HBO im Pay-TV vermarktet. Ob Alvarez und De la Hoya zu ihrem Wort stehen und im nächsten Schritt das Risiko eingehen, ihre hochfliegenden Pläne von Golowkin durchkreuzen zu lassen, ist ungewiß.

Der Kasache konzentriert sich jedenfalls auf seinen bevorstehenden Auftritt und freut sich eigenen Angaben zufolge darauf, vor seinen Freunden und Fans in Los Angeles anzutreten. Dominic Wade sei ein hungriger und talentierter Mittelgewichtler, der ihn auf die Probe stellen werde. Im Forum von Inglewood hat er im Mai 2015 Willie Monroe in der sechsten Runde besiegt, so daß er dem Publikum vor Ort noch in bester Erinnerung sein dürfte. Tom Loeffler erinnerte daran, daß sich der Kasache seit seinem Debüt in Südkalifornien im Oktober 2013 mit seinen zuschauerfreundlichen und umsatzstarken Auftritten einen Namen in der Region gemacht habe, weshalb erneut ein volles Haus und eine funkensprühende Atmosphäre zu erwarten seien.

Mit Blick auf den vertagten Kampf gegen Alvarez fügte Loeffler hinzu, daß der Wunsch nach einer zwischenzeitlichen freiwilligen Titelverteidigung beider Weltmeister von "Canelo" und Golden Boy ins Spiel gebracht worden sei. Die Übereinkunft zwischen den beiden Parteien und dem Verband WBC sehe definitiv vor, daß der Sieger des Kampfs zwischen Khan und Alvarez binnen 15 Tagen zusagen muß, gegen Golowkin oder Wade anzutreten. Sollte das nicht geschehen, werde ihm der WBC-Titel aberkannt. So sei es vertraglich festgeschrieben worden, doch ob sich "Canelo" tatsächlich zum Kampf gegen Golowkin stellt, könne er nicht vorhersagen, spart Loeffler nicht mit der gebotenen Skepsis.

Dominic Wade, der in Largo, Maryland, zu Hause ist, kann zwar auf eine erfolgreiche Amateurlaufbahn und durchweg gelungene Auftritte im Profilager zurückblicken, hat aber noch nie mit Gegnern der höchsten Kategorie im Ring gestanden. Tom Brown von den TGB Promotions verwies jedoch darauf, daß sein Boxer keinen Augenblick gezögert habe, dieses Wagnis einzugehen, das so viele andere Akteure gemieden hätten. Auch Loeffler warnte davor, den Herausforderer voreilig abzuschreiben, und zollte Wade und Brown Respekt für deren zügige Zusage, die auszuhandeln nicht länger als eine Woche gedauert habe. [2]

Wie über 200 weitere mehr oder minder namhafte Boxer steht auch Dominic Wade bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unter Vertrag, dessen Akteure seit einer heftigen Kontroverse im Jahr 2013 bei HBO nicht mehr willkommen sind. Der Sender stimmte dem Kampf gegen Golowkin dennoch zu, da Wade der Pflichtherausforderer der IBF ist. Wie Loeffler dazu erklärte, habe er keine Probleme damit, mit wem auch immer in der Branche geschäftlich zusammenzuarbeiten. Ohne einen Namen zu nennen, spielte Golowkins Promoter mit dieser Äußerung nicht zuletzt auf Amir Khan an, der ebenfalls seine Karriere in die Hände Haymons gelegt hat.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/02/205272/#more-205272

[2] http://www.espn.go.com/boxing/story/_/id/14753554/unified-middleweight-titleholder-gennady-golovkin-make-title-defense-vs-dominic-wade

11. Februar 2016


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