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MELDUNG/1858: Das nächste Opfer ist gefunden (SB)



Deontay Wilder verteidigt den WBC-Titel gegen Artur Szpilka

Deontay Wilder ist bei der Suche nach einem Gegner für seine dritte Titelverteidigung am 16. Januar im Barclays Center in Brooklyn fündig geworden. Der WBC-Weltmeister trifft auf den Polen Artur Szpilka, der nach Auffassung des Promoters Lou DiBella als eine gute Wahl gilt. Zum einen könne der Herausforderer eine beträchtliche lokale Fangemeinde mobilisieren, zum anderen sei er robust und liebe den Schlagabtausch. Daher könnten die Zuschauer vor Ort und beim übertragenden Sender Showtime mit einem unterhaltsamen Kampf rechnen. Während der 30jährige Champion aus Tuscaloosa in 35 Auftritten ungeschlagen ist und dabei nur einmal über die volle Distanz gehen mußte, stehen für den vier Jahre jüngeren Szpilka 20 Siege und eine Niederlage zu Buche.

Seit dieser Niederlage gegen Bryant Jennings im Januar 2014 hat der Pole vier Kämpfe in Folge gewonnen, darunter nach Punkten gegen seinen prominenten Landsmann Tomasz Adamek, dem er im November 2014 einen der bedeutendsten Schwergewichtskämpfe in der polnischen Geschichte lieferte. Danach setzte er sich auch gegen Yasmany Consuegra, Manuel Quezada und Ty Cobb durch. Der Rechtshänder tritt zwar als Außenseiter gegen Wilder an, wird aber mit Sicherheit versuchen, es dem Champion mit seinem angriffslustigen Stil nicht leichtzumachen. Szpilka war im Frühjahr nach Houston umgezogen, wo er von Ronnie Shields trainiert wird.

DiBella stellt einen spannenden und turbulenten Kampf wie jenen zwischen dem polnischen Cruisergewichtler Krzysztof Glowacki und Marco Huck in Aussicht. Der langjährige WBO-Weltmeister bekam es bei seinem Debüt in Eigenregie, das zugleich sein erster Auftritt in den USA war, am 14. August im Prudential Center in Newark, New Jersey, mit einem gefährlichen Herausforderer zu tun, der vom Publikum stürmisch angefeuert wurde und sich in der elften Runde durchsetzte. Ähnlich spektakulär könnte auch das Duell mit Wilder verlaufen, meint der Promoter, der auch den damaligen Kampf über die Bühne gebracht hat.

Welche boxerischen Grenzen man Szpilka auch immer attestieren möge, so kämpfe er doch um einen Platz in den Geschichtsbüchern, da noch nie ein Pole Schwergewichtsweltmeister geworden sei. Glowacki sei gegen Huck ebenfalls als Außenseiter in den Ring gestiegen und habe dort für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Wenngleich man daraus nicht ableiten könne, das sich das genauso wiederholen werde, sei Szpilka doch mit Sicherheit motiviert und entschlossen, sein Bestes zu geben. Als Promoter wünsche man sich natürlich ein möglichst anspruchsvolles Duell, und das gelte für dieses auf jeden Fall. Was die beiderseitigen Stile betreffe, sei Szpilka für die Zuschauer erheblich interessanter als der Ukrainer Wjatscheslaw Hlaskow, der ursprünglich im Gespräch war, wirbt DiBella für das kommende Ereignis.

Wilder ist mit einer Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Beijing der bislang letzte US-amerikanische Boxer, dem es gelang, olympisches Edelmetall zu gewinnen. Im Profilager wurde er im Januar 2015 durch einen Sieg über den Kanadier Bermane Stiverne neuer WBC-Weltmeister, womit er erstmals seit dem Titelverlust Shannon Briggs' im Jahr 2006 wieder einen Gürtel im Schwergewicht in die USA zurückholte. In der Folge behielt er jeweils in Birmingham, Alabama, zunächst gegen seinen Landsmann Eric Molina in der neunten Runde und zuletzt am 26. September gegen den robusten Franzosen Johann Duhaupas im elften Durchgang die Oberhand.

Im Gespräch für seine dritte freiwillige Titelverteidigung waren auch der 43jährige Amir Mansour sowie der 44 Jahre alte Shannon Briggs, dessen Team offenbar zwei Millionen Dollar gefordert hatte und ein geringer dotiertes Angebot ausschlug. Eine weitere Absage erhielt Wilder auch von dem in 18 Kämpfen ungeschlagenen Hughie Fury. Der 21jährige Brite ist der Cousin des neuen Weltmeisters Tyson Fury, weshalb ein Kampf gegen ihn einen Vorgeschmack auf ein mögliches Duell der beiden Titelträger gegeben hätte. [1]

Deontay Wilder schätzt Artur Szpilka als guten Schwergewichtler ein, der jedoch die Flinte ins Korn wirft, wenn es eng für ihn wird. Diesen Schluß zieht der WBC-Champion zumindest aus der Niederlage des Polen gegen Bryant Jennings, der eigentlich nicht als Boxer mit einer ausgeprägten Schlagwirkung gilt. Dennoch stellte er sich dem Polen zum offenen Schlagabtausch und erzwang schließlich in der zehnten Runde mit einem Körpertreffer, gefolgt von einem linken Haken zum Kopf, den Abbruch in der zehnten Runde. Da Szpilka gegen Wilder in noch größere Schwierigkeiten geraten dürfte, müßte er schon über sich hinauswachsen, um dem Weltmeister Paroli zu geben.

Der US-Amerikaner nutzt den Kampf gegen den Polen als Vorbereitung auf das Duell mit dem Pflichtherausforderer Alexander Powetkin, zu dem es voraussichtlich in Frühsommer 2016 kommen wird. Wenngleich der an Nummer acht der WBC-Rangliste geführte Szpilka lediglich eine Durchgangsstation für Wilder ist, kann er nicht mit einem gnädig gestimmten Weltmeister rechnen, der es einige Runden lang ruhig angehen läßt. Der Champion wünscht seinem Gegner denn auch viel Glück, das der Herausforderer aber auch dringend brauchen werde. Artur Szpilka wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als von Beginn an alles in die Waagschale zu werfen, um Wilder einen gewissen Respekt und die damit verbundene Vorsicht abzunötigen. Läßt er den Weltmeister hingegen gewähren, dürfte ihr Kampf nicht länger als wenige Runden dauern.


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14325708/deontay-wilder-make-jan-16-heavyweight-title-defense-artur-szpilka

11. Dezember 2015


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