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MELDUNG/1792: Argentinischer Herausforderer genießt Heimvorteil (SB)



Yoan Pablo Hernandez in Buenos Aires gegen Victor Emilio Ramirez

Yoan Pablo Hernandez verteidigt den IBF-Titel im Cruisergewicht am 2. Oktober in Buenos Aires gegen den Interimsweltmeister Victor Emilio Ramirez. Da der in Deutschland lebende Kubaner aufgrund einer Ellbogenverletzung lange ausgefallen war, vergab der Verband den vakanten Interimstitel in einem Kampf zwischen Ramirez und dem Briten Ola Afolabi, den der Argentinier im April gewann. Zugleich wurde Hernandez auferlegt, gegen den Sieger anzutreten. Für den 31jährigen Champion, dessen fünfte Titelverteidigung damit Gestalt angenommen hat, stehen 29 Siege und eine Niederlage zu Buche. Sein argentinischer Gegner, der früher kurzzeitig WBO-Weltmeister gewesen war, hat 22 Auftritte gewonnen und zwei verloren. [1]

Der gleichaltrige Herausforderer genießt damit Heimvorteil, was eine gewisse Hilfe sein dürfte, aber die boxerischen Grenzen des Argentiniers natürlich nicht verschieben kann. Er greift im Zweifelsfall zur Brechstange, womit er Marco Huck ähnelt, der das allerdings erheblich besser kann. Dies zeigte sich 2009, als der Berliner in einem offenen Schlagabtausch mit Ramirez einstimmig nach Punkten gewann und ihm den WBO-Gürtel abnahm. Nach dieser Niederlage zog sich der Argentinier zwischen 2009 und 2013 vom Boxsport zurück, ohne ihm freilich endgültig den Rücken zu kehren. Seit seinem Comeback hat er sieben Kämpfe in Folge gewonnen, darunter jenen gegen Afolabi.

Hernandez, dessen Laufbahn schon des öfteren von Krankheiten und Verletzungen unterbrochen war, hatte den IBF-Titel im Jahr 2011 durch einen Sieg über Steve Cunningham gewonnen. Seither setzte er sich in der Revanche mit Cunningham sowie gegen Troy Ross, Alexander Alexejew und bei seinem letzten Auftritt im September 2014 in einem spannenden Kampf gegen Firat Arslan durch.

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Revanche zwischen Ruslan Tschagajew und Fres Oquendo

Am 17. Oktober geht in Kiel die Revanche zwischen Ruslan Tschagajew und Fres Oquendo über die Bühne. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen, zu dem es im Juni 2014 in der tschetschenischen Landeshauptstadt Grosny gekommen war, hatte der in Hamburg lebende Usbeke knapp die Oberhand behalten und sich damit den vakanten Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Schwergewicht gesichert. Superchampion dieses Verbands ist Wladimir Klitschko. Obgleich der Vertrag eine Rückkampfklausel enthielt, plante Tschagajews Team zunächst einen anderen Auftritt. Dagegen reichte Oquendos Lager Klage ein, worauf nach dem zwischenzeitlichen Kampf des Usbeken ein zweites Duell mit dem Puertoricaner ausgehandelt wurde.

In der Bilanz des 36jährigen Titelverteidigers finden sich 34 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden. Er hat bei seinem letzten Auftritt am 11. Juli den Gelsenkirchener Francesco Pianeta gleich in der ersten Runde entscheidend auf die Bretter geschickt. Der sechs Jahre ältere Fres Oquendo kann mit 37 gewonnenen und acht verlorenen Kämpfen aufwarten. In der WBA-Rangliste wird der Puertoricaner derzeit an Nummer vier geführt.

Bevor es schließlich zum Titelkampf in Grosny kam, hatte sich Ruslan Tschagajew gegen Jovo Pudar, Mike Sheppard, Werner Kreiskott, Billy Zumbrun und Kertson Manswell durchgesetzt. Für Fres Oquendo führte damals der Weg über Galen Brown, Derric Rossy, Robert Hawkins, Joey Abell und Travis Fulton. Sollte der Puertoricaner in Kiel erneut unterliegen, müßte er sich vermutlich weit hinten anstellen.

Die aktuelle Schwergewichtsszene ist von Kandidaten wie Alexander Powetkin, Tyson Fury, Bryant Jennings, Lucas Browne, Erkan Teper, Luis Ortiz, Antonio Tarver, Joseph Parker oder Alexander Ustinow bevölkert, um nur einige zu nennen, die allesamt stärker als jene Gegner einzuschätzen sind, die Tschagajew und Oquendo auf dem Weg zu ihrem ersten Titelkampf bezwungen haben. Wer die Revanche verliert, wird es daher sehr schwer haben, sich noch einmal in Szene zu setzen, während der Titelhalter die Gegner aussuchen kann, bis ihm der Verband einen Pflichtherausforderer vorgibt. [2]

Das könnte dann durchaus wieder ein vergleichsweise leichter Gegner sein, sofern die WBA ihren einmal eingeschlagenen Kurs fortsetzt, den Titel des regulären Weltmeisters in einigem Abstand unter dem Rang des Superchampions und damit gewissermaßen in einer anderen Liga anzusiedeln. Deontay Wilder verteidigt am 26. September in Birmingham, Alabama, den WBC-Titel gegen den Franzosen Johann Duhaupas. Wladimir Klitschko trifft am 24. Oktober in Düsseldorf auf den Briten Tyson Fury, der ihm die restlichen Gürtel abnehmen möchte. Der Russe Alexander Powetkin, gegen den Tschagajew im August 2011 im Kampf um den regulären WBA-Titel verloren hat, ist Pflichtherausforderer beim Verband WBC. Während die Diskussion um die Fragen kreist, wann es zum langersehnten Kampf um die Zusammenführung aller Gürtel kommt und welcher sonstige Kandidat Aussichten auf eine zwischenzeitliche Titelchance haben könnte, rangiert der reguläre WBA-Weltmeister gewissermaßen auf einem Nebengleis der Schwergewichtsszene.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/13877/notes-hernandez-ramirez-date-finally-set

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/09/yoan-pablo-hernandez-vs-victor-emilio-ramirez-on-october-2nd-in-buenos-aires-argentina/#more-198498

10. September 2015


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