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MELDUNG/1777: Jetzt oder nie? (SB)



Duell zwischen Sturm und Abraham kann nicht ewig warten

Das seit Jahren vergeblich geforderte Duell zwischen Arthur Abraham und Felix Sturm muß nach den Worten Wilfried Sauerlands noch in diesem Jahr stattfinden, da es andernfalls kaum mehr zu realisieren wäre. Wie der Promoter des Berliners erklärte, habe Arthur 2016 eine Pflichtverteidigung zu absolvieren. Das Duell mit dem Kölner komme ohnehin fast zu spät, weshalb man es nicht länger hinauszögern könne.

Während Arthur Abraham als WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht fest im Sattel sitzt, hat der 36 Jahre alte Felix Sturm zwei seiner letzten drei Kämpfe verloren. Im Mai 2014 unterlag er dem Australier Sam Soliman, der ihm den frischgewonnenen IBF-Titel im Mittelgewicht abnahm. Sturm stieg daraufhin ins Supermittelgewicht auf, wo er sich im November unentschieden von dem früheren WBO-Champion Robert Stieglitz trennte. Im Mai 2015 eröffnete sich dem Kölner die Chance, um den vakanten regulären Titel der WBA zu kämpfen, doch mußte er dabei Fedor Tschudinow den Vortritt lassen, der sich knapp nach Punkten durchsetzte.

Sturm hielt sich in seinen letzten beiden Kämpfen nicht schlecht, doch eben auch nicht gut genug, um den Sieg davonzutragen. Sein letzter Erfolg liegt nun schon zwei Jahre zurück, wobei damals der Brite Darren Barker sein Gegner war, der Probleme an beiden Hüftgelenken hatte. Der Brite war von Beginn an in seinen Bewegungen eingeschränkt und mußte sich in der zweiten Runde geschlagen geben. Trotz der mageren Ausbeute in der jüngeren Vergangenheit wird Sturm bei der WBA an Nummer fünf der Rangliste geführt, während er bei der WBO nicht unter den Top 15 auftaucht. Deshalb ist ungewiß, ob die WBO einer Titelverteidigung Abrahams gegen Sturm überhaupt zustimmen würde. Sollte das nicht der Fall sein, könnte das Duell als Nichttitelkampf ausgetragen werden.

Beim deutschen Publikum würde ein Kampf zwischen Arthur Abraham und Felix Sturm sicher gut ankommen, doch ist Wilfried Sauerland recht zu geben, daß man damit nicht mehr allzu lange warten sollte. Der Berliner hat sich viermal mit Robert Stieglitz gemessen und ist auf der innerdeutschen Schiene sportlich und finanziell gut gefahren. Nun ist es an der Zeit, international wieder stärker in Erscheinung zu treten und mit aufstrebenden jüngeren Kontrahenten in den Ring zu steigen. [1]

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Kölner Schwergewichtler Manuel Charr unterliegt Mairis Briedis

Der Kölner Schwergewichtler Manuel Charr hat bei seinem Auftritt in Grosny eine verheerende Niederlage bezogen. Der 30jährige Favorit wurde von dem gleichaltrigen Mairis Briedis aus Lettland mit einem Volltreffer in der fünften Runden auf die Bretter geschickt, wo er einige Zeit reglos liegenblieb. Während Briedis damit in 17 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für Charr 28 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche. Seit der Kölner im September 2012 in Moskau gegen Vitali Klitschko gekämpft hatte, brachte er sich immer wieder ins Gespräch und trat gegen recht namhafte Gegner an. Nun hat seine zehn Jahre währende Laufbahn im Ring jedoch schweren Schaden genommen.

Der auf acht Runden angesetzte Kampf in der Achmat-Arena begann so, wie man es erwartet hatte. Der deutlich größere und fast 15 Kilo schwerere Kölner marschierte den körperlich unterlegenen Gegner nieder, blockte dessen Schläge größtenteils mit den Handschuhen ab und steckte problemlos weg, was dennoch durch seine Deckung drang. Dann und wann versetzte er dem Letten wuchtige Haken zum Kopf, so daß er einem ungefährdeten Sieg entgegenzuboxen schien.

Als Charr in der vierten Runde wiederum einige Schläge durchgebracht und den Kontrahenten an den Seilen gestellt hatte, konterte dieser plötzlich mit einem rechten Uppercut, der augenscheinlich Wirkung zeitigte. Nachdem der Ringrichter die klammernden Kontrahenten getrennt hatte, schlug der Kölner nach, was darauf schließen ließ, daß er die Kontrolle zu verlieren begann. Im fünften Durchgang marschierte Charr wieder auf Briedis los, fing sich dabei aber mehrere Treffer ein. Schließlich kam der Lette erneut mit einem gewaltigen Uppercut durch, der den Kopf seines Gegners zurückschnellen ließ. Sofort setzte Briedis mit einem linken Haken nach, worauf der Kölner zu Boden stürzte und mit dem Gesicht nach unten liegenblieb. Der Referee machte sich gar nicht erst die Mühe, Charr anzuzählen, sondern brach den Kampf nach 2:55 Minuten der fünften Runde ab.

Für Manuel Charr war das bereits die dritte Niederlage in den letzten fünf Kämpfen. Im Mai 2014 hatte er in der siebten Runde gegen den früheren WBA-Weltmeister Alexander Powetkin verloren. Im Oktober kehrte er mit einem vorzeitigen Sieg über den 43jährigen Michael Grant erfolgreich in den Ring zurück, doch folgte im April 2015 ein erneuter Rückschlag, als er dem Franzosen Johann Duhaupas nach Punkten unterlag. Bei seinem letzten Auftritt hatte er sich im Mai einstimmig nach Punkten gegen den ehemaligen Titelaspiranten Alex Leapai aus Australien durchgesetzt.

Wenngleich Charr mit 30 Jahren im besten Alter für einen Schwergewichtler ist und seiner Karriere selbst nach einem solchen Rückschlag wiederum neuen Schwung verleihen könnte, zeichnet sich doch ab, daß seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit deutliche Grenzen gesetzt sind. Wenngleich es ihm seine Größe und Massivität gestatten, in den gehobenen Sphären mitzumischen, ist er doch den führenden Akteuren nicht gewachsen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/08/sturm-vs-abraham-must-happen-in-2015-says-sauerland/#more-197875

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/08/mairis-briedis-stops-manuel-charr-in-5th-round-ko/#more-197862

24. August 2015


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