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MELDUNG/1666: Euphorie in der Goldgrube (SB)



Kampf der Kämpfe dürfte 500 Millionen Dollar umsetzen

Das Kräftemessen zwischen Floyd Mayweather jun. und Manny Pacquiao am 2. Mai in Las Vegas sprengt alle bekannten finanziellen Dimensionen. Ging man bislang davon aus, daß der umsatzstärkste Kampf in der Geschichte des Boxsports rund 400 Millionen Dollar generieren würde, so schätzt der für gewöhnlich gut unterrichtete Dan Rafael von ESPN den zu erwartenden Gesamterlös aus Eintrittskarten und Bezahlfernsehen inzwischen auf mehr als 500 Millionen Dollar. Mayweather, der ursprünglich 120 Millionen erhalten sollte, dürfte den Löwenanteil von rund 200 Millionen Dollar einstreichen, Pacquiao wird wohl gegen 100 Millionen erhalten. [1]

Beide haben schon in der Vergangenheit so viel verdient, daß sie sich zur Ruhe setzen könnten. Der in 47 Kämpfen ungeschlagene Mayweather ist seit mehreren Jahren der bestverdienende Sportler weltweit und hat im Rahmen seines Vertrags mit dem Sender Showtime noch einen weiteren Kampf im Herbst zu absolvieren, den er sicher auch wahrnehmen wird. Pacquiao, für den 57 Siege, fünf Niederlagen sowie zwei Unentschieden zu Buche stehen, wird aller Voraussicht nach so lange weitermachen, bis es seine körperliche Verfassung nicht mehr erlaubt.

Der bisherige Rekorderlös aus dem Verkauf der Eintrittskarten in Höhe von rund 20 Millionen Dollar, erzielt beim Kampf zwischen Mayweather und Saul Alvarez im September 2013, wird bei weitem übertroffen. Nach Angaben Bob Arums werden die gut 15.000 Karten sagenhafte 74 Millionen Dollar in die Kasse spülen. Als die Verträge Ende Februar unterzeichnet wurden, rechneten Top Rank und Mayweather Promotions noch mit einem Erlös von 40 Millionen Dollar. Da die Nachfrage jedoch gewaltig war, wurden die Eintrittspreise erhöht, so daß sie nun von 1500 bis 10.000 Dollar reichen, wobei die 1100 Plätze der teuersten Kategorie nicht öffentlich zum Verkauf stehen. Die Lager der Kontrahenten, die Promoter, HBO und Showtime wie auch das MGM Grand erhalten Kontingente, die sie an Freunde, Mitarbeiter und Kunden absetzen können. Wie viele Eintrittskarten überhaupt noch frei erhältlich sind, ist ungewiß. Arum sprach von "einer Handvoll" und beschrieb das beispiellose Spektakel als eine regelrechte Manie, an deren Zustandekommen er freilich nicht unmaßgeblich beteiligt ist.

Der weitaus größte Teil der Gesamteinnahmen wird über das Bezahlfernsehen erwirtschaftet, wobei die für gewöhnlich verfeindeten Sender HBO und Showtime in diesem Ausnahmefall zusammenarbeiten. Beim Kampf zwischen Mayweather und Oscar de la Hoya im Jahr 2007 wurde der nach wie vor gültige Rekord von 2,4 Millionen Buchungen aufgestellt. Rechnet man nun mit 3 Millionen Teilnehmern und einem Preis von rund 100 Dollar für die Übertragung, kämen in den USA, Kanada und Puerto Rico etwa 300 Millionen Dollar zusammen.

Die Übertragungsrechte im Ausland bringen weitere 35 Millionen ein, wozu allein der philippinische Sender Solar 10 Millionen Dollar beisteuert. In Mexiko haben sich die ansonsten erbittert konkurrierenden Sender Azteca und Televisa darauf geeinigt, die Rechte für insgesamt 2,3 Millionen Dollar gemeinsam zu erwerben und den Kampf zeitgleich auszustrahlen. Das Duell wird ferner als geschlossene Veranstaltung in diversen Kinos zu sehen sein und darüber weitere Umsätze in unbekannter Höhe einspielen.

Um die Sponsorenrechte stritten zwei Brauereien, wobei Tecate mit einem Gebot von 5,6 Millionen Dollar die Oberhand gegenüber Corona behielt. Auch dies nach den Worten Arums ein neuer Rekord, der sich nicht erinnern kann, je zuvor auch nur ein ähnliches finanzielles Engagement eines Bierbrauers erlebt zu haben. [2]

Ursprünglich sollte der Kampf zwischen Mayweather und Pacquiao um den Rang des besten Boxers aller Gewichtsklassen schon vor fünf Jahren über die Bühne gehen, doch scheiterten die Verhandlungen Ende 2009/Anfang 2010, worauf eine Periode immer wieder aufflackernder Ankündigungen und Dementis folgte. Noch vor nicht allzu langer Zeit schien das Vorhaben endgültig gestorben zu sein, zumal die mißmutige Einschätzung um sich griff, die Erzrivalen hätten den Zenit ihres Könnens längst überschritten, weshalb dieser Kampf ohnehin keinen Sinn mehr mache.

Wie sich nun herausstellt, hätte man seinerzeit nur einen Bruchteil der heutigen Umsätze erzielt, so daß sich die mehrjährige Verzögerung letzten Endes als Goldgrube erwiesen hat. Indessen räumt Bob Arum ein, daß es kein Geniestreich gewesen sei, derart lange zu warten, zumal die Übereinkunft auch diesmal über Monate auf der Kippe gestanden habe. Diese außergewöhnliche Langwierigkeit der Verhandlungen führt der Promoter insbesondere darauf zurück, daß diesmal alles bis ins kleinste Detail vertraglich vereinbart worden sei. Selbst die Wahl der Interpreten beim Absingen der beiden Nationalhymnen vor dem Kampf wurde festgeschrieben: Pacquiao bestimmt, wer die philippinische Hymne vorträgt, Mayweather hat das Recht, "The Star-Spangled Banner" von einer Sängerin oder einem Sänger seiner Gunst intonieren zu lassen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/03/mayweather-vs-pacquiao-fight-could-surpass-500-million/#more-189694

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12546759/money-generated-floyd-mayweather-jr-manny-pacquiao-fight-easily-surpass-400-million

25. März 2015


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