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MELDUNG/1586: Russischer Olympiateilnehmer pflügt durch das Profilager (SB)




Artur Beterbijew fackelt nicht lange mit Jeff Page

Im attraktiven Vorprogramm der erfolgreichen Titelverteidigung Adonis Stevensons gegen Dimitri Suchotski in Quebec City kehrte auch Artur Beterbijew in den Ring zurück. Der zweimalige Olympiateilnehmer aus Rußland wurde angesichts seiner erfolgreichen Amateurlaufbahn bereits bei seinem Wechsel ins Profilager mit Vorschußlorbeeren überhäuft. Man bezeichnete ihn als einen der talentiertesten und gefährlichsten Boxer des Halbschwergewichts, was er seither mit sechs vorzeitigen Siegen bestätigt hatte. Der 29jährige konnte bereits einen so namhaften Gegner wie Tavoris Cloud bezwingen und wird beim Verband WBA schon unter den Top 10 der Rangliste geführt. Wie viel man Beterbijew zutraut, zeigte die Wahl seines Gegners Jeff Page jun., der in 15 Auftritten ungeschlagen war.

Der auf zehn Runden angesetzte Kampf begann mit einem Paukenschlag, da sich der in Kansas beheimatete Page zunächst weit besser als erwartet behauptete und den Favoriten mit einem Konter auf die Bretter schickte. Beterbijew, der erstmals in seiner Karriere auf dem Boden gelandet war, kam jedoch rasch wieder auf die Beine und sann auf Revanche. Sichtlich entschlossen, den peinlichen Vorfall umgehend wettzumachen, kam er nach der Pause aus seiner Ecke gestürmt und nahm den Gegner sofort unter Beschuß. Nach einem Hagel von Schlägen mußte Page zu Boden gehen, und kaum eine Minute später erzielte der Russe mit einer rechten Geraden einen weiteren Niederschlag. Der Amerikaner raffte sich zwar noch einmal auf, sank aber unter weiteren Treffern ein drittes Mal nieder, worauf Ringrichter Jean-Guy Brousseau nach 2:21 Minuten der zweiten Runde auf Abbruch entschied.

Damit hatte Artur Beterbijew, der in Montreal lebt und trainiert, auch seinen siebten Profikampf durch K.o. gewonnen, während sich Jeff Page nach 15 gewonnenen Auftritten erstmals geschlagen geben mußte. Wie der Sieger erklärte, habe er sich vor dem Kampf etwas schläfrig gefühlt und sei in der ersten Runde wohl einen Augenblick unkonzentriert gewesen. Der Vorfall habe ihn denn doch geärgert und dazu angespornt, anschließend sofort in die Offensive zu gehen. Im Profiboxen gebe es eben noch viel für ihn zu lernen. [1]

Beterbijew möchte gern bereits im kommenden Jahr um die Weltmeisterschaft kämpfen, was wohl am ehesten bei der WBA möglich wäre, deren Superchampion Sergej Kowaljow ist. Das wäre zweifellos ein spektakuläres Duell der beiden gefährlich schlagenden Russen, sofern Beterbijew bis dahin noch einige Erfahrung gesammelt hat. Noch boxt er etwas statisch und verfügt über keinen allzu guten Jab, was ihm gegen einen hochklassigen Kontrahenten zum Verhängnis werden könnte, den er nicht einfach mit seinen wuchtigen Schlägen durch den Ring treiben kann.

Leichter wäre ein Kampf gegen den regulären WBA-Weltmeister Jürgen Brähmer, der jedoch nicht zustande kommen dürfte, da dessen Promoter Sauerland Event ein solches Risiko kaum eingehen würde. Dasselbe gilt wohl auch für den WBC-Champion Adonis Stevenson, dem der Russe vor allem in der Nahdistanz Probleme bereiten könnte. Stevensons Berater Al Haymon hat den Kanadier zuletzt mit gut handhabbaren Herausforderern versorgt und wird ihn sicher von einem gefährlichen Gegner wie Beterbijew fernhalten. [2]

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Jo Jo Dan gewinnt auch die Revanche gegen Kevin Bizier

Ebenfalls im Vorprogramm der Veranstaltung in Quebec City trafen die beiden Weltergewichtler Kevin Bizier und Jo Jo Dan zu einer Revanche aufeinander. In einem hochklassigen und außerordentlich spannenden Kampf hatte sich der in Montreal lebende Rumäne im November 2013 hauchdünn mit 2:1-Punktrichterwertungen durchgesetzt und Bizier die einzige Niederlage in dessen Karriere beigebracht. Dafür wollte der Lokalmatador nun Revanche nehmen, und so kämpften die alten Rivalen ein zweites Mal zwölf Runden lang verbissen um den Sieg.

Bizier erzielte in der siebten Runde einen Niederschlag, doch Dan steckte nicht auf und ging in der Folge um so entschlossener auf seinen Gegner los, der allmählich zu ermüden schien. Immer wieder kam es zum offenen Schlagabtausch, in dem der gebürtige Rumäne zunehmend die schwereren Treffer ins Ziel brachte. Diese Schlußoffensive bescherte Jo Jo Dan wiederum einen knappen Punktsieg (114:113, 115:112, 113:114), mit dem er seine Bilanz auf 34 gewonnene und zwei verlorene Kämpfe verbessern konnte. Für den erneut gescheiterten Kevin Bizier stehen nun 23 Siege und zwei Niederlagen zu Buche. [3]

Da die IBF diesen Kampf als Qualifikation für Platz 1 ihrer Rangliste ausgewiesen hatte, ist Jo Jo Dan neuer Pflichtherausforderer des Weltmeisters Kell Brook. Das wirft die Frage auf, ob der Verband nicht gefährlichere Kandidaten als die beiden durchaus kampflustigen, aber in ihrer Wirkung etwas limitierten Akteure aufzubieten hatte. Dem britischen Champion und seinem Promoter Eddie Hearn dürfte es jedenfalls gelegen kommen, den IBF-Titel gegen Dan verteidigen zu können. Wenngleich die beiden ein Duell mit Amir Khan einfordern, das in England ein absoluter Publikumsmagnet wäre, bleibt der frisch gekürte Herausforderer aus Montreal doch eine angenehme Reserve. Jo Jo Dan ist nicht allzu schnell, hat keine sonderlich gute Deckung und kann nur eine begrenzte Schlagwirkung entfalten, so daß Kell Brook kaum Probleme mit ihm bekommen dürfte. [4]


Fußnoten:

[1] http://www.badlefthook.com/2014/12/19/7425761/artur-beterbiev-gets-off-canvas-stops-jeff-page-in-round-two

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/artur-beterbiev-looks-flawed-but-dangerous-in-win-over-page/#more-185888

[3] http://www.sherdog.com/news/news/Boxing-Adonis-Stevenson-Knocks-Dmitriy-Sukhotskiy-Cold-in-Fifth-Round-79019

[4] http://www.boxingnews24.com/2014/12/jo-jo-dan-now-kell-brooks-ibf-1-contender/#more-185891

24. Dezember 2014