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MELDUNG/1541: Gegen Golowkins Spaß ist kein Kraut gewachsen (SB)




Gennadi Golowkin trifft in Monte Carlo auf Martin Murray

Der britische Mittelgewichtler Martin Murray hat in einem mit unsauberen Mitteln geführten Kampf den Italiener Domenico Spada in Monte Carlo besiegt. Das Duell wurde in der siebten Runde wegen einer Rißwunde neben dem rechten Auge des Italieners durch eine technische Entscheidung abgebrochen. Murray hatte diesen Cut durch einen Kopfstoß in der dritten Runde verursacht, für den ihm ein Punkt abgezogen wurde. Da der Brite zum Zeitpunkt des Abbruchs mit 67:66, 68:63 und 69:67 in Führung lag, wurde ihm der Sieg zuerkannt. Für die Nummer eins der WBC-Rangliste werden damit 29 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden notiert, während der an siebter Stelle des Rankings geführte Spada nun mit 39 gewonnenen und sechs verlorenen Kämpfen aufwarten kann.

Murray arbeitete fleißig mit dem Jab und feuerte diverse Schläge seiner Rechten ab, die freilich keine ersichtliche Wirkung zeitigten. Sobald sein Gegner zum Infight überging, hielt er ihn fest, wofür er wiederholt vom Ringrichter ermahnt wurde. Das galt auch für seine Kopfstöße, mit denen er gleichermaßen dazu beitrug, daß sich der Kampf sehr unansehnlich gestaltete. Leider hinderte der Abbruch in der siebten Runde den Italiener daran, das Blatt womöglich noch zu wenden, da Murray keineswegs klar dominierte. [1]

Dank dieses Erfolgs behielt der Brite den Silbergürtel des WBC, der ihn für Gennadi Golowkin interessant macht. Der Superchampion der WBA und Weltmeister des kleineren Verbands IBO saß in Monte Carlo als aufmerksamer Beobachter am Ring, da sein Team schon zuvor Martin Murray als nächsten Gegner ins Auge gefaßt hatte. Mit einer durchwachsenen Leistung wie der gegen Spada hätte der Brite jedoch so gut wie keine Chance gegen den Kasachen, der sich auf Klammern und Schieben gar nicht erst einlassen würde. Golowkin hat seit fünf Jahren sämtliche Gegner vorzeitig besiegt, was zuletzt auch der Mexikaner Marco Antonio Rubio zu spüren bekam.

Nur wenige Minuten nach Murrays Sieg über Spada gaben Golden Gloves und K2 Promotions bekannt, daß der in 31 Profikämpfen ungeschlagene Gennadi Golowkin seine Titel am 21. Februar 2015 in Monte Carlo gegen den Briten verteidigen werde. Da der Kasache durch den Erfolg gegen Rubio auch Interimsweltmeister des WBC geworden ist, verdichtet sich seine Chance, einen weiteren Gürtel im Mittelgewicht zu gewinnen. Wahrscheinlich kämpft WBC-Weltmeister Miguel Cotto Anfang Mai gegen den Mexikaner Saul "Canelo" Alvarez, worauf der Sieger auf Beschluß des Verbands gegen Golowkin antreten soll. Dieser überbrückt also mit dem Auftritt in Monaco die Frist bis zum erhofften Vereinigungskampf zweier Weltmeister.

Martin Murray hat seit seiner knappen Niederlage gegen den damaligen WBC-Weltmeister Sergio Martinez im Jahr 2013 vier Kämpfe gewonnen, wobei die letzten beiden in Monte Carlo ausgetragen wurden. Auch Golowkin ist dort wohlbekannt, da er im vergangenen Jahr Nobuhiro Ishida und im Februar 2014 Osumanu Adama in Monaco besiegt hat. Nun will der Kasache seinen 19. vorzeitigen Sieg in Folge einfahren, während Murray nach zwei knapp verlorenen Titelkämpfen in der Vergangenheit endlich Champion werden möchte.

In einer ersten Stellungnahme würdigte der Brite den Titelverteidiger als Boxer der Spitzenklasse, der alle Gegner überrollt habe. Er selbst verfüge jedoch über die Mittel, jeden Kontrahenten in dieser Gewichtsklasse zu schlagen, so Murray. Wäre er nicht davon überzeugt, den Kasachen besiegen zu können, hätte er sich nicht auf diesen Kampf eingelassen. Die meisten Gegner Golowkins hätten sich schon vorher in ihre Niederlage gefügt. Er hingegen werde in den Ring steigen und nicht zurückweichen.

Wie der Promoter des Briten, Rodney Berman, erklärte, werde Murray weithin als bester Mittelgewichtler nach den amtierenden Weltmeistern angesehen. Er sei so etwas wie ein Champion ohne Gürtel und habe im Unterschied zu Golowkins anderen Gegnern überhaupt keine Angst, dem Kasachen entgegenzutreten. Dessen frühere Gegner seien lahme Enten gewesen, die allein schon aus Angst verloren hätten. Wer Murray kenne, wisse hingegen, daß dieser aus anderem Holz geschnitzt ist. Er werde nicht stehenbleiben und sich verprügeln lassen, sondern aus allen möglichen Winkeln angreifen und Golowkin niederkämpfen.

Tom Loeffler von K2 Promotions erklärte Martin Murray zum zähesten Gegner, mit dem es Golowkin je zu tun bekommen habe. Nach dem Sieg über Marco Antonio Rubio sei es wunderbar, wieder nach Europa zu kommen und in der elektrisierenden Atmosphäre Monte Carlos gegen einen hochklassigen Herausforderer anzutreten. Der Brite habe seine Weltklasse unter Beweis gestellt, und Gennadi wolle einmal mehr demonstrieren, daß er der aufregendste Boxer der gesamten Branche ist. Der Champion habe sich in den USA einen Namen gemacht und werde nun seinen zahlreichen Anhängern in Europa eine überzeugende Vorstellung bieten. Sein Stil mache jeden Kampf zu einem aufregenden Erlebnis, denn jeder Gegner habe einen Plan - doch nur solange, bis er den ersten Schlag Gennadis zu spüren bekomme.

Gennadi Golowkin lobte seinen kommenden Gegner als großartigen Boxer und erinnerte an dessen mitreißenden Kampf gegen Sergio Martinez. Neben Matthew Macklin und Daniel Geale sei Murray einer der technisch versiertesten Boxer im Mittelgewicht. Dies sei der bedeutendste Kampf, den man derzeit in Europa austragen könne, und so freue er sich darauf, die eigenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, dem Briten eine Chance zu geben und seine zahlreichen Fans zu begeistern. [2]

Rodney Berman war im Laufe der Jahre an einigen spektakulären Überraschungen beteiligt, als haushohe Favoriten von ihrem Thron gestürzt wurden. Denkwürdige Ereignisse wie die Niederlagen von Lennox Lewis gegen Hasim Rahman, Wladimir Klitschko gegen Corrie Sanders und Kennedy McKinney gegen Vuyani Bungu sind mit dem Namen dieses Promoters verbunden. Sollte irgend jemand im Lager des Herausforderers hoffen, dergleichen werde sich im Falle Golowkins wiederholen, wäre er freilich schlecht beraten. Mit Wunschdenken und allerlei Beschwörungen ist der Kasache nicht zu besiegen, wie man sich ohnehin zu der Erkenntnis durchringen sollte, daß kein Rezept an den Spaß heranreicht, der Gennadi Golowkin im Ring beflügelt.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/10/murray-spada-early-action/#more-183549

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/10/golovkinmurray-a-done-deal/#more-183558

28. Oktober 2014