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MELDUNG/1520: Marco Huck will sich von Sauerland trennen (SB)




Weltmeister setzt auf eigenständige Vermarktung

Angesichts der Meldung, Weltmeister Marco Huck wolle seinen langjährigen Promoter Sauerland verlassen und die Vermarktung künftig in die eigenen Hände nehmen, kommt einem zwangsläufig das geflügelte Wort vom Verlassen des sinkenden Schiffs in den Sinn. Da der Ende des Jahres auslaufende Vertrag zwischen Sauerland Event und der ARD nicht verlängert wird, verliert das Berliner Unternehmen seine mit Abstand wichtigste Einnahmequelle und sieht schweren Zeiten entgegen. Wenngleich die Ausweitung und Verlagerung nach Skandinavien und England schon seit geraumer Zeit in Angriff genommen worden ist, bleibt ungewiß, in welchem Maße dieses Manöver die gravierenden Einbußen auf dem deutschen Markt kompensieren kann.

Der in den Rundfunkräten der ARD ausgehandelte Kompromiß sieht vor, den Boxsport nicht rundweg als unvereinbar mit den Prinzipien der öffentlich-rechtlichen Sender zu verwerfen, sondern anstelle pauschaler Verträge die Option einer punktuellen Zusammenarbeit einzuführen, die jedoch der Zustimmung der Gremien bedarf. Dieses Konzept ist nicht nur sperrig, sondern zugleich so vage formuliert, daß sich Sauerland Event keinesfalls darauf stützen kann. Um die bloße Möglichkeit einer gelegentlichen Nutzung dieser Schiene offenzuhalten, braucht der Promoter prominente Zugpferde in Gestalt seiner aktuellen Weltmeister. Angesichts dieser veränderten Voraussetzungen ist Marco Hucks beabsichtigter Weggang ein Schlag ins Kontor, zumal sein Beispiel den drohenden Auflösungsprozeß beschleunigen könnte.

Huck dürfte bei seiner Entscheidung wohl auch das Beispiel jener Akteure vor Augen gehabt haben, die seinerzeit an die Hamburger Universum Box-Promotion gebunden waren und bei deren Niedergang und dem letztendlichen Konkurs gravierende Nachteile hinnehmen mußten. Gelegen kommt ihm sein auslaufender Vertrag, so daß sich ihm die Chance eröffnet, den Schritt in die Selbständigkeit zu vollziehen. Als Vorbilder sieht er die Klitschkos und Felix Sturm, die erfolgreich ihrer Wege gegangen sind.

Während Marco Huck davon ausgeht, daß sein Vertrag Ende des Jahres ausläuft, macht das Berliner Unternehmen Ausfallzeiten geltend, um die sich die Vertragsdauer verlängern würde. Mithin müßte der WBO-Weltmeister im Cruisergewicht vermutlich bis Mai 2015 für den Sauerland-Stall boxen. Eine zweite ungeklärte Frage ist die künftige Zusammenarbeit mit Trainer Ulli Wegner, mit dessen Einfluß Hucks Aufstieg untrennbar verbunden ist. Daß der Champion auch ohne Wegner auf dem erreichten Niveau weiterboxen könnte, ist keineswegs sicher.

"Ich bin und bleibe ein Sauerland-Mann", erklärte der 72 Jahre alte Trainer demonstrativ, womit er ein Modell der Betreuung auf selbständiger Basis, wie es sein Kollege Fritz Sdunek praktiziert, offenbar ausschließt. Er werde sich kurzfristig mit Marco sowie Wilfried und Kalle Sauerland zusammensetzen und die Situation analysieren, so Wegner. Dann werde man sehen, ob es eine gemeinsame Lösung geben kann.

In einer ersten Stellungnahme sagte Promoter Kalle Sauerland, er könne verstehen, daß sich Huck nach Auslaufen seines Vertrages im nächsten Jahr mit seiner eigenen Promotion etablieren will. Man werde zusammen mit ihm beraten, auf welche Weise eine künftige Kooperation möglich sein könnte. Einige man sich auf eine Kooperation, stehe nichts im Wege, daß Ulli Wegner dem Boxer weiter als Trainer zur Verfügung steht. Diese Aussage läßt ahnen, daß Sauerland eine Form partieller Zusammenarbeit anstrebt, die Huck auch künftig in gewissem Umfang verfügbar hält. [1]

Hucks Pläne sind insofern schon reicht weit gediehen, als er bereits die Firma Huck Sports Promotion gegründet hat, deren Promoter und Geschäftsführer sein Bruder Kenan Hukic ist. Der WBO-Champion will mit der Agentur UFA Sports zusammenarbeiten, mit der er einen Vermarktungsvertrag abgeschlossen hat. Unterstützt wird sein Vorhaben von den UFA-Sports-Experten Philip Cordes und Karsten Mahlmann.

Er sei felsenfest überzeugt, daß diese Konstellation zum jetzigen Zeitpunkt die beste Wahl ist und ihm auch wirtschaftlich Vorteile bringt, so Huck. Die Zeiten, in denen Promoter langfristige Fernsehverträge mit Sendern ausgehandelt haben, seien erst einmal vorbei. Fernsehsender würden künftig stärker auf die Attraktivität der Kämpfe achten. Daher sei es nicht wichtig, bei welchem Promoter er unter Vertrag stehe, so der Weltmeister. [2]

Er sei Wilfried Sauerland sehr dankbar, habe sich aber entschieden, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und als großer Champion unabhängig zu sein. Er wolle Sauerland in Frieden verlassen und hoffe, daß ihm dieser keine Steine in den Weg legt, da es ja eine erfolgreiche gemeinsame Zeit gewesen sei. In sportlicher Hinsicht seien die Weltmeister Denis Lebedew (WBA) und Grigori Drodsd (WBC) interessante Optionen im Cruisergewicht. Doch auch der Wechsel ins Schwergewicht sei möglich, denn er träume von großen Kämpfen, auch in den USA, und wolle natürlich gegen Wladimir Klitschko antreten, so der 29jährige.

Der gebürtige Serbe, der eigentlich Muamer Hukic heißt, hat 38 Profikämpfe gewonnen, zwei verloren und einen unentschieden beendet. Seit knapp vier Jahren ist er Weltmeister der WBO im Cruisergewicht. Einen Kampf im Schwergewicht hat er bereits bestritten: Im Februar 2012 unterlag er dem damaligen regulären WBA-Weltmeister Alexander Powetkin knapp nach Punkten.


Fußnoten:

[1] http://www.fr-online.de/sport/boxen-huck-trennt-sich-von-sauerland,1472784,28595854.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6523-klitschko-im-visierweltmeister-marco-huck-verlaesst-sauerland.html

3. Oktober 2014