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MELDUNG/1480: Mit Fehlbesetzungen abgespeist (SB)




Danny Garcias Gegner Rod Salka völlig überfordert

Nachdem Danny Garcia in seinem letzten Kampf einen glücklichen Sieg über Mauricio Herrera davongetragen hatte, setzte er sich nun im Barclays Center in Brooklyn problemlos gegen den überforderten Rod Salka durch. Damit blieb er in seinem 29. Profikampf ungeschlagen wie auch Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Halbweltergewicht. Der Herausforderer mußte bereits in der zweiten Runde die Segel streichen und sich durch technischen K.o. geschlagen geben. Für ihn stehen nun 19 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche.

Im zweiten Durchgang kam Garcia zunächst mit einer Rechten zum Kopf seines Gegners durch, die Salka taumeln ließ. Eine weitere Rechte schickte ihn dann erstmals zu Boden. Der Herausforderer kam rechtzeitig wieder auf die Beine, landete aber wenig später nach einem weiteren Volltreffer erneut auf den Brettern. Salka ließ sich bis neun anzählen und raffte sich mühsam wieder auf, doch streckte ihn ein linker Haken wiederum nieder. Er blieb auf dem Rücken liegen, worauf seine Ecke das Handtuch zum Zeichen der Aufgabe warf und der Ringrichter den Kampf nach 2:31 Minuten der zweiten Runde abbrach. [1]

Die Verbände WBA und WBC hatten den Kampf wohlweislich nicht als Titelverteidigung sanktioniert, da sie den Herausforderer als zu schwach einschätzten. Dieser Umstand erlaubte es Garcia, eine Gewichtsgrenze von 64,4 kg zu wählen, die fast ein Kilo über dem Limit des Halbweltergewichts lag. Danach legte er durch Rehydration bis zum Kampfbeginn derart zu, daß er über 72 kg gewogen haben dürfte. Er war nicht nur größer, sondern auch viel schwerer als sein Gegner, der offensichtlich nicht in dieselbe Gewichtsklasse gehörte. Salka war körperlich und boxerisch derart unterlegen, daß der allzu leichte Sieg Kritik auf den Plan rief.

Im anschließenden Interview mit Jim Gray vom Sender Showtime ging Danny Garcia jedoch mit keinem Wort darauf ein, daß ihm unter diesen Umständen ein leichter Sieg sicher gewesen war. Statt dessen behauptete er, es gebe keine einfachen Kämpfe, da sich sein Erfolg harter Arbeit während der Vorbereitung verdanke. Seine Fans liebten ihn, gegen wen auch immer er antrete. Für ihn spiele der Gegner keine Rolle, da er jeden schlagen könne. Er überlasse es seinem Berater Al Haymon, die Kontrahenten auszusuchen, da er einfach in den Ring steige und jedesmal ein Mittel finde, sich durchzusetzen.

Ohne jeden Anflug von Ironie verkündete Garcia zudem, er wolle sich stets mit den Besten messen. Falls Lamont Peterson einen Kampf wünsche, könne er ihn gerne haben. Diese Stellungnahme entbehrte nicht einer unfreiwilligen Komik, nachdem er gerade einen Boxer besiegt hatte, der ihm allein schon körperlich nicht gewachsen war. Wenngleich sich Garcia gewissermaßen hinter Al Haymon versteckte und nicht klar zum Ausdruck brachte, daß er Peterson unbedingt vor die Fäuste bekommen wolle, deutete sich doch wenigstens an, daß ein Duell mit dem IBF-Weltmeister im Bereich des Möglichen liegt, sofern Haymon das überhaupt in Erwägung zieht.

Beim Sender Showtime wird man sich zweifellos Gedanken machen, da Garcias künftige Auftritte nur dann einer Übertragung wert sind, wenn er nicht weiterhin gegen restlos überforderte Kontrahenten antritt. Nach diesem einseitigen Kampf, in dem er nicht einmal ernsthaft getroffen wurde, könnte Danny Garcia im Grunde genommen recht bald wieder in den Ring steigen und den Beweis antreten, daß er der beste Vertreter seiner Gewichtsklasse ist.

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Lamont Peterson hat mit Edgar Santana leichtes Spiel

Lamont Peterson, der bei derselben Veranstaltung in Brooklyn in den Ring stieg, hatte an diesem Abend ebenfalls leichtes Spiel. Der IBF-Weltmeister im Halbweltergewicht setzte sich gegen Edgar Santana in der zehnten Runde durch und verbesserte damit seine Bilanz auf 33 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden. Der Herausforderer, der bislang bei der IBF an Nummer dreizehn der Rangliste geführt wurde, hat nun 29 Auftritte gewonnen und fünf verloren. Auch nach diesem Kampf, der den Charakter einer Sparringseinheit des Titelverteidigers hatte, brach sich Unmut im Publikum bahn. Der Ringarzt hatte einen Abbruch dringend empfohlen, nachdem Santana sechs Runden lang vom Champion verprügelt worden war, ohne selbst nennenswert zum Zuge zu kommen.

Auch in diesem Fall hatte Showtime einen Gegner des Weltmeisters akzeptiert, der dieser Aufgabe schlichtweg nicht gewachsen war. Peterson machte seine Sache gut, hatte aber auch viel zu leichtes Spiel, da sein 35jähriger Kontrahent im Zeitlupentempo schlug und daher völlig berechenbar agierte. Vernünftig wäre ein Abbruch bereits nach der fünften Runde gewesen, da Santana absehbar zum weitgehend wehrlosen Opfer des Titelverteidigers wurde.

Wie Peterson nach seinem Sieg Bilanz zog, habe er diverse Register seines Könnens gezogen. Dazu gehörte freilich auch eine peinliche Angeberei, als er in der sechsten Runde den Ali-Shuffle nachzuahmen versuchte und den Arm weit ausholend herumschwang, um Santana den nächsten Schlag zu verpassen. Wer es nötig hat, sich vor einem derart unterlegenen Gegner zu brüsten und ihn zu verhöhnen, scheint den Bezug zur Realität mindestens phasenweise verloren zu haben.

Erinnert man sich daran, wie Lamont Peterson im Mai letzten Jahres von dem Argentinier Lucas Matthysse mühelos in drei Runden auseinandergenommen wurde, ist sein unangefochtener Auftritt mit Edgar Santana nur von sehr eingeschränkter Aussagekraft. Peterson kann sich ebenfalls bei seinem Berater Al Haymon bedanken, Kanonenfutter für ihn ausgesucht zu haben. Allzu lange wird man das zahlende Publikum jedoch mit solchen Fehlbesetzungen nicht abspeisen können. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/08/garcia-salka-early-action/#more-180183

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/08/danny-garcia-its-about-fighting-the-best-fighters/#more-180186

10. August 2014