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MELDUNG/1474: Der Altmeister wartet schon (SB)




Sergej Kowaljow besiegt Caparello und trifft auf Bernard Hopkins

Sergej Kowaljow hat den Titel der WBO im Halbschwergewicht erfolgreich gegen Blake Caparello verteidigt. Der Russe setzte sich in Atlantic City bereits in der zweiten Runde durch und verbesserte damit seine Bilanz auf 25 Siege und eine Niederlage. Für den zuvor ungeschlagenen Australier stehen nun 19 gewonnene Auftritte, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche.

Der Kampf begann zunächst verhalten, da der Weltmeister wie so oft die erste Runde nutzte, um ein Gefühl für den Gegner zu bekommen. Caparello beförderte den Russen auf die Bretter, indem er ihm auf den Fuß trat, während er zuschlug, doch wurde diese Aktion natürlich nicht als Niederschlag gewertet und konnte den Titelverteidiger nicht beeindrucken. Nach einem schweren Körpertreffer zu Anfang der zweiten Runde wurde der Herausforderer angezählt. Dennoch forderte er Kowaljow auf, schnell weiterzumachen, was dieser auch tat. Es folgten zwei weitere Niederschläge, worauf der Ringrichter Spakle Lee den Kampf nach 1:47 Minuten des Durchgangs für beendet erklärte. [1]

Dan Rafael vom Sender ESPN hatte bereits im Vorfeld des Kampfs in Atlantic City angekündigt, daß es im November unter der Regie von HBO zu einer Titelvereinigung zwischen Bernard Hopkins und Sergej Kowaljow kommen werde, sofern sich der Russe gegen Caparello durchsetzt. Nachdem der WBO-Weltmeister diese Aufgabe im Handumdrehen bewältigt hat, dürfte dem geplanten Duell nichts mehr im Wege stehen. Eigentlich hatte sich Hopkins den WBC-Champion Adonis Stevenson als Gegner gewünscht, doch ist dieser Kampf gegenwärtig nicht realisierbar. [2]

Bernard Hopkins, der das Geschehen im Ring aufmerksam verfolgt hatte, erklärte im Anschluß gegenüber Max Kellerman vom Sender HBO, er werde im November Geschichte schreiben und Sergej Kowaljow besiegen. Hopkins war vor Jahren Weltmeister aller vier maßgeblichen Verbände im Mittelgewicht und ist heute im Alter von 49 Jahren Superchampion der WBA und Weltmeister der IBF im Halbschwergewicht. Er hat in seinen letzten drei Kämpfen gegen Karo Murat, Tavoris Cloud und Beibut Schumenow eine gute Figur gemacht, dürfte aber mit dem Russen wesentlich größere Probleme bekommen.

Mit rollenden Schultern weiß sich Hopkins geschickt gegen Angreifer zu behaupten, die auf der Außenbahn schlagen und ihn mit wuchtigen Treffern zur Strecke zu bringen versuchen. Kowaljow geht hingegen durch die Mitte auf seinen Kontrahenten los, treibt ihn in die Seile und schlägt auf kurzem Wege mächtig zu. Dann kommt es darauf an, ob sich Bernard Hopkins mit seinem umfangreichen Arsenal, einen gefährlichen Gegner auf andere Weise zu neutralisieren, aus der Affäre ziehen kann. [3] Der älteste Champion in der Geschichte des Boxsports hat es im Laufe seiner langen und erfolgreichen Karriere bislang auf 55 Siege, sechs Niederlagen und zwei Unentschieden gebracht.

Hopkins hatte erstmals Interesse an Kowaljow bekundet, als er dessen Kampf gegen Cedric Agnew im März zu sehen bekam. Damals wirkte der Russe recht langsam, wurde häufig getroffen und trug Rißwunden über beiden Augen davon. Zudem schien der WBO-Champion von der sechsten Runde an Konditionsprobleme zu bekommen, so daß er wohl von Glück reden konnte, als er sich im nächsten Durchgang entscheidend durchsetzte. Wie sich dabei zeigte, setzt der Russe schlichtweg auf seine heftigen Schläge und hofft, den Gegner damit früher oder später sturmreif zu schießen.

Hopkins ist jedoch ein erfahrener Konterboxer, der sich nicht so leicht treffen läßt und Kowaljow Vorsicht abnötigen wird. Legt der Russe wie gewohnt alle Wucht in seine Schläge, läuft er Gefahr, in Gegenangriffe des ausweichenden Kontrahenten zu laufen. Nimmt er sich aber zurück, ist er nur noch ein durchschnittlicher Boxer ohne sonderliche Vorteile im Kampf mit Hopkins. Kowaljow hat dank seiner Angriffswucht den Waliser Nathan Cleverly vor dessen heimischem Publikum als WBO-Weltmeister entthront, doch davon abgesehen keine Gegner der Spitzenklasse besiegt. So ist ihm Hopkins an Erfahrung weit voraus und durchaus in der Lage, den wesentlich jüngeren Russen vorzuführen. Man darf jedenfalls gespannt sein, wer im November den Ring mit drei der vier Gürtel im Halbschwergewicht verläßt.

Daß es überhaupt zu diesem Duell kommen kann, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß Hopkins nicht bei Showtime unter Vertrag steht und deshalb bei HBO gegen Kowaljow antreten kann. Der Präsident der Golden Boy Promotions, Oscar de la Hoya, schlägt einen Kurs der Versöhnung mit HBO an, was dazu führen dürfte, daß seine Boxer künftig wieder bei diesem Sender zu sehen sein werden. Das könnte für den Konkurrenten Showtime bedeuten, daß er die bei Golden Boy unter Vertrag stehenden Akteure mit HBO teilen und Einbußen im Machtkampf hinnehmen muß, in dem er sich an die Spitze der Branche gesetzt hat. Ob daher die Spaltung des US-amerikanischen Boxgeschäfts überwunden wird oder Showtime zum Gegenschlag ausholt, muß sich in den kommenden Wochen und Monaten erweisen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/tko-sieg-fuer-sergey-kovalev-32419

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/08/hopkins-vs-kovalev-is-agreed-to-for-november-on-hbo/#more-179791

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/08/kovalev-destroys-caparello-in-2nd-round/#more-179861

4. August 2014