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MELDUNG/1471: Wem die Stunde schlägt ... (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen



2. August: Sergej Kowaljow gegen Blake Caparello

Sergej Kowaljow verteidigt den WBO-Titel im Halbschwergewicht gegen den wenig bekannten Herausforderer Blake Caparello. Sollte dieser volle zwölf Runden mit dem Weltmeister überstehen, käme das einer faustdicken Überraschung gleich. Wenngleich die Bilanzen der beiden ungeschlagenen Kontrahenten mit 24 Siegen für den Russen und 19 Erfolgen seines Gegners sowie je einem Unentschieden recht ähnlich aussehen, gilt Caparello in diesem Duell doch als krasser Außenseiter. Der Kampf im Revel Resort in Atlantic City wird vom Sender HBO im Format Boxing After Dark übertragen.

Der 27jährige Herausforderer hat bislang mit keinem Gegner der ersten Kategorie im Ring gestanden und verfügt allenfalls über eine durchschnittliche Schlagwirkung. Daher kann er nur hoffen, die berüchtigten Treffer Kowaljows zu überstehen und durch eine höhere Schlagfrequenz nach Punkten zu gewinnen. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht und gesund auf keinen Fall, wobei die Konstellation ohnehin für einen vorzeitigen Sieg des Russen spricht.

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16. August: Yoan Pablo Hernandez gegen Firat Arslan

Yoan Pablo Hernandez verteidigt in der Erfurter Messehalle den IBF-Titel im Cruisergewicht gegen Firat Arslan, der ebenfalls beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag steht. Für Hernandez, der 28 Auftritte gewonnen und einen verloren hat, ist dies der erste Kampf in diesem Jahr. Er hat seinen Titel zuletzt am 23. November gegen Alexander Alexejew verteidigt, worauf ihn eine langwierige Mageninfektion an weiteren Auftritten hinderte. Seit einer Kur im Frühjahr ist der Weltmeister wieder voll auf den Beinen und eigenen Angaben zufolge in bester körperlicher Verfassung.

Für den 43jährigen Firat Arslan stehen 34 Siege, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Dem früheren Weltmeister bietet sich wohl zum letzten Mal in seiner Karriere die Gelegenheit, sich noch einmal einen Titel im Cruisergewicht zu sichern. Ende Januar hatte er auch die Revanche gegen WBO-Champion Marco Huck verloren, der diesmal eine bessere Figur als bei ihrer ersten Begegnung im letzten Jahr machte und in der sechsten Runde vorzeitig gewann. Danach kehrte Arslan in einem Aufbaukampf gegen Tamas Bajzath auf die Siegerstraße zurück.

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16. August: Jack Culcay gegen Isaac Real

Jack Culcay, der es im Amateurlager zum Weltmeister gebracht hat, nimmt nun bei den Profis die Europameisterschaft ins Visier. Der 28jährige Halbmittelgewichtler trifft in Erfurt auf den in zehn Kämpfen ungeschlagenen Titelverteidiger Isaac Real aus Spanien. Für den Herausforderer aus dem Team Sauerland, der den interkontinentalen Titel der WBA bereits mehrfach verteidigt hat, stehen 17 Siege und eine Niederlage zu Buche.

Das sei eine Chance, auf die er schon lange hinarbeite, so Culcay. Er habe bereits 2013 angekündigt, daß er ein Jahr später Europameister werden wolle, worauf es 2015 um die Weltmeisterschaft gehen soll. Natürlich dürften solche Pläne nicht dazu verführen, den kommenden Gegner zu unterschätzen. So studiere er ausgiebig die Stärken und Schwächen des Europameisters, um ihn auf spektakuläre Weise besiegen zu können.

Diese Ankündigung bleibt nicht unwidersprochen, und so erinnert der Spanier daran, daß er den Gürtel im Mai durch einen vorzeitigen Sieg über den Italiener Emanuele De La Rosa in Rom gewonnen hat. Wer ihm damals eine klare Niederlage vorhergesagt habe, sei eines Besseren belehrt worden. Nicht anders werde es bei seiner ersten Titelverteidigung zugehen. Er wolle Culcay auf den Boden der Tatsachen herunterholen, nämlich auf die Bretter schicken.

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16. August: Shawn Porter gegen Kell Brook

Shawn Porter verteidigt im südkalifornischen Carson den IBF-Titel im Weltergewicht gegen den Briten Kell Brook. Dessen Promoter Eddie Hearn kündigt zuversichtlich an, daß der Weltmeister keine zwölf Runden überstehen werde. Sein Boxer sei einfach zu stark für den unbesiegten US-Amerikaner. Im Lager des Champions sieht man die Sache natürlich ganz anders. Porters Vater und Trainer Ken versicherte, daß Brook die zwölfte Runde nicht erleben werde. Shawn sei ein unglaublicher Kämpfer, der dem Briten ein böses Erwachen bescheren werde.

Porter hat 25 Siege sowie ein Unentschieden vorzuweisen. Am 7. Dezember gewann er in Brooklyn durch einen einstimmigen Punktsieg gegen Devon Alexander den Gürtel der IBF. Bei seiner ersten Titelverteidigung am 19. April in Washington D.C. besiegte er Paulie Malignaggi durch technischen K.o. in der vierten Runde.

Ezekiel "Kell" Brook ist in 32 Profikämpfen ungeschlagen, doch weist die Liste seiner Gegner deutlich weniger prominente Namen als die Porters auf. In Ausscheidungskämpfen besiegte der Brite Carson Jones knapp nach Punkten und Hector Saldivia durch technischen K.o. in der dritten Runde. Im Juli 2013 setzte er sich in einem Rückkampf gegen Jones in der achten Runde durch und im Oktober besiegte er Wjatscheslaw Sentschenko im vierten Durchgang.

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30. August: Marco Huck gegen Mirko Larghetti

Marco Huck ist auf dem Sprung, den Titel der WBO im Cruisergewicht zum dreizehnten Mal erfolgreich zu verteidigen und damit den Rekord des Briten Johnny Nelson einzustellen, der von 1999 bis 2006 WBO-Weltmeister war. Der Champion trifft im Gerry Weber Stadion in Halle/Westfalen auf den in 21 Profikämpfen ungeschlagenen Italiener Mirko Larghetti.

Huck, für den 37 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen, hat seinen Titel zuletzt am 25. Januar mit einem technischen K.o. gegen Firat Arslan eindrucksvoll verteidigt. Er habe Anfang des Jahres gezeigt, daß er zu Recht an der Spitze stehe, so der Schützling Trainer Ulli Wegners. Solche Leistungen seien nur nach einer intensiven und konzentrierten Vorbereitung möglich.

Larghetti, der es immerhin zum EU-Meister gebracht und sich Anfang Juni in einem zwischenzeitlichen Aufbaukampf vorzeitig durchgesetzt hat, will dem Weltmeister natürlich einen Strich durch die Rechnung machen und ihm den Gürtel abnehmen. Er werde ihm Ende August zeigen, wer der Bessere von beiden ist.

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30. August: Anthony Joshua gegen Jaroslaw Tsaworotnij

Der britische Schwergewichtler Anthony Joshua trifft im Nationalstadion von Dublin auf Jaroslaw Tsaworotnij. Im Amateurlager wurde Joshua 2011 Vizeweltmeister und bei den Olympischen Spielen 2012 in London gewann er die Goldmedaille im Schwergewicht, die seine Eintrittskarte für einen mit Vorschußlorbeeren überhäuften Einstieg in die Profiszene war. Dort stehen für den 24jährigen inzwischen sieben vorzeitige Siege zu Buche, die er allerdings gegen ausgesucht schwache Gegner erzielt hat.

Der 39jährige Ukrainer Tsaworotnij hat eine Bilanz von 16 Siegen und sieben Niederlagen, wobei er zuletzt mit David Price über volle zehn Runden gegangen ist. Joshua habe eine anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen, die ihn auf die nächste Stufe der Karriereleiter befördern werde, kündigt Promoter Eddie Hearn einen weiteren Erfolg seines Schützlings an, den er bereits als künftigen Weltmeister anpreist. Der junge Brite ist jedoch derart muskelbepackt, daß er steif und fast roboterhaft boxt. Sollte er seine Bewegungsweise nicht erheblich verbessern, sondern weiterhin ein leichtes Ziel bieten, wäre ein Aufstieg in die höheren Ränge des internationalen Schwergewichts kaum vorstellbar.

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6. September: Wladimir Klitschko gegen Kubrat Pulew

Die Titelverteidigung Wladimir Klitschkos gegen Kubrat Pulew, den Pflichtherausforderer des Verbands IBF, findet in der Hamburger O2 World statt. Bei der Versteigerung der Austragungsrechte behielt Klitschkos Management K2 mit einem Gebot von knapp über 7,25 Millionen Dollar gegenüber Sauerland Event mit 5,29 Millionen die Oberhand. Von der Gesamtsumme stehen dem Weltmeister 80 Prozent und dem Herausforderer 20 Prozent zu. Klitschko bekommt also rund 5,8 Millionen Dollar, während Pulew mit 1,45 Millionen die mit Abstand höchste Börse seiner Karriere einstreichen kann.

Wladimir Klitschko ist Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und IBO. Er hat 62 Kämpfe gewonnen und drei verloren, zuletzt vor rund zehn Jahren gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster. Am 26. April machte er in Oberhausen kurzen Prozeß mit dem überforderten Pflichtherausforderer der WBO, Alex Leapai aus Australien, der sich in der fünften Runde geschlagen geben mußte. Für den Ukrainer ist der bevorstehende Kampf bereits die 17. Titelverteidigung seiner gut acht Jahre währenden Regentschaft. Häufiger als er konnten sich nur Joe Louis mit 25 besiegten Herausforderern und Larry Holmes, der 20 Anwärtern das Nachsehen gab, gegen die nachdrängende Konkurrenz durchsetzen.

Der frühere Europameister Kubrat Pulew ist in 20 Auftritten ungeschlagen. Im August 2013 bestritt er einen Ausscheidungskampf gegen den US-Amerikaner Tony Thompson, den er einstimmig nach Punkten besiegte. Seither stand er zweimal im Ring und bezwang im Dezember Joey Abell sowie am 5. April Ivica Perkovic jeweils vorzeitig.

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13. September: Floyd Mayweather gegen Marcos Maidana

Der in 46 Profikämpfen ungeschlagene Floyd Mayweather, Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Welter- und Halbmittelgewicht, trifft im MGM Grand von Las Vegas erneut auf den Marcos Maidana. Am 3. Mai hatte sich der 37jährige US-Amerikaner in einem spektakulären Vereinigungskampf zweier Weltmeister im Weltergewicht knapp nach Punkten gegen den sieben Jahre jüngeren Argentinier durchgesetzt, der nun 35 Siege und vier Niederlagen auf dem Konto hat.

In sportlicher Hinsicht macht die umgehende Revanche zweifellos Sinn, da Mayweather beim ersten Aufeinandertreffen mit Maidana die größten Probleme seit Jahren zu bewältigen hatte. Ausschlaggebend war jedoch die mutmaßliche Gunst des zahlungskräftigen Publikums, da es Floyd Mayweather schlichtweg an lukrativeren Alternativen fehlt, zumal der ebenfalls in Frage kommende Amir Khan wegen der islamischen Fastenzeit nicht zur Verfügung steht. Andere namhafte Kandidaten wie Manny Pacquiao oder Timothy Bradley stehen im kalten Krieg der Sender und Promoter auf der anderen Seite, Miguel Cotto, Erislandy Lara und Saul "Canelo" Alvarez haben erst kürzlich Kämpfe ausgetragen.

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20. September: George Groves gegen Christopher Rebrasse

George Groves, der nach 19 Siegen zwei vorzeitige Niederlagen in Folge durch seinen britischen Landsmann Carl Froch bezogen hat, trifft in der Londoner SSE Arena, besser unter dem traditionellen Namen Wembley Arena bekannt, auf den Europameister Christopher Rebrasse. Der Franzose tritt mit 22 Siegen, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden im Gepäck an, wobei noch interessanter als sein EBU-Titel der für den Sieger ausgeschriebene Silbergürtel des WBC ist. Wer sich in diesem Duell durchsetzt, ist also Pflichtherausforderer des Weltmeisters bei diesem Verband.

Der 26jährige Brite freut sich natürlich, am Ball bleiben zu können, und räumt ein, daß es beim letzten Mal in Wembley nicht so gut für ihn gelaufen sei. Im Boxen könne eben ein einziger Schlag die Entscheidung herbeiführen, und er habe leider einen derartigen Volltreffer abbekommen. Er gehöre indessen zur Elite seiner Gewichtsklasse und werde das Projekt Weltmeisterschaft von neuem starten.

Dem 28 Jahre alten Christopher Rebrasse kommt aus Perspektive des Londoners lediglich eine Statistenrolle zu, was den Franzosen zu der lapidaren Entgegnung veranlaßt, ihm sei es egal, ob der Ring in England oder Frankreich steht. Rebrasse weiß nur zu gut, daß er das Trittbrett für den Wiederaufstieg des Briten abgeben soll, setzt aber alles auf diese lukrative Karte: Er riskiere viel, könne aber noch mehr dabei gewinnen.

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27. September: Arthur Abraham gegen Paul Smith

Arthur Abraham verteidigt den WBO-Titel im Supermittelgewicht in Kiel gegen Paul Smith. Dessen Bilanz von 35 Siegen und drei Niederlagen wirkt zwar recht ansehnlich, zumal Abraham mit 40 gewonnenen und vier verlorenen Kämpfen auf dem Papier auch nicht viel besser dasteht. Der 34jährige Berliner hat sich jedoch mit wesentlich stärkeren Gegnern als der drei Jahre jüngere Herausforderer auseinandergesetzt. Im März holte er sich in einem dritten Kampf gegen Robert Stieglitz den Titel zurück und im Mai besiegte er Nikola Sjekloca nach Punkten.

Paul Smith wurde 2011 von George Groves bereits in der zweiten Runde auf die Bretter geschickt. Seit dieser Niederlage hat er zwar vier Kämpfe gewonnen, doch trat er dabei gegen schwache Kontrahenten an. Dennoch stieg er in der WBO-Rangliste bis an Nummer sechs auf und wurde als Gegner Abrahams verpflichtet. Der Brite wird in der unabhängigen Weltrangliste an Position 37 geführt, während der Titelverteidiger auf Platz vier erscheint.

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22. November: Manny Pacquiao gegen Chris Algieri

Der Philippiner Manny Pacquiao verteidigt den Titel der WBO im Weltergewicht im Venetian Casino & Resort von Macao gegen den US-Amerikaner Chris Algieri. Während der Herausforderer in 20 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für den Champion 56 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Der Kampf wird vom Sender HBO im US-Bezahlfernsehen übertragen.

Im Juni hatte sich Algieri knapp nach Punkten gegen Ruslan Prowodnikow durchgesetzt und ihn überraschend als WBO-Weltmeister im Halbweltergewicht entthront. Es war kein mitreißender Kampf, doch machte der Herausforderer seine Sache insofern gut, als er den Favoriten fleißig ausboxte. Dieselbe Vorgehensweise wäre im Falle Pacquiaos jedoch zum Scheitern verurteilt, da der Philippiner mobiler kämpft und energisch nachsetzt. Realistisch betrachtet hatte Algieri schon gegen den unbeweglichen Prowodnikow das Glück auf seiner Seite, so daß ihm um so mehr die Mittel fehlen, dasselbe Kunststück im Falle Pacquiaos zu wiederholen.

1. August 2014