Arthur Abraham in Kiel gegen den Briten Paul Smith

Arthur Abraham bestreitet seine nächste Titelverteidigung am 27. September in Kiel. Der 34 Jahre alte WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht trifft dabei auf den Briten Paul Smith, wie der Berliner Promoter Sauerland Event nun bestätigt hat. Abraham hat in Kiel bislang dreimal geboxt und dreimal gewonnen. Nach den Worten des gebürtigen Armeniers liest sich diese Statistik natürlich hervorragend, doch habe er seinen Gürtel im Supermittelgewicht dort noch nicht verteidigt, so daß es sich in dieser Hinsicht um eine Premiere handle. Die Zeit sei jetzt reif dafür.

Bei seinem letzten Auftritt setzte sich Abraham am 3. Mai in seiner Heimatstadt Berlin nach Punkten gegen den Montenegriner Nikola Sjekloca durch. Es war der 40. Sieg im 44. Kampf seiner Karriere. In der Statistik des drei Jahre jüngeren Herausforderers Paul Smith, der noch nie einen Kampf um die Weltmeisterschaft bestritten hat, stehen 35 Siege aus 38 Kämpfen. Der Brite wird in der unabhängigen Weltrangliste an Position 37 geführt, während der Titelverteidiger auf Platz vier erscheint. Es gehe darum, wer den Sieg mehr begehre, so der Herausforderer. Sein Verlangen nach dem Gürtel sei stärker als Abrahams Wille, diesen zu verteidigen, macht sich Smith mit einer schlichten Mutmaßung selber Mut. In der Kieler Sparkassenarena wird er am Ring von dem namhaften britischen Fußballspieler Wayne Rooney unterstützt, mit dem er befreundet ist.

Paul Smith hat in jüngerer Vergangenheit wenig geleistet, wofür er einen Titelkampf verdient hätte. Seine 32 Siege hat Smith gegen Kontrahenten erzielt, die deutlich unter der Weltklasse firmieren. Die drei Niederlagen bezog der Liverpooler gegen seine Landsleute George Groves, James DeGale und Steven Bendall. Seit der Niederlage gegen Groves, der ihn 2011 bereits in der zweiten Runde bezwang, hat er Tommy Tolan, Tony Dodson, David Sarabia und Jamie Ambler besiegt, die als Aufbaugegner einzustufen sind. Wenngleich es üblich ist, nach einem verlorenen Kampf zunächst handhabbare Gegner auszuwählen, ist der Brite doch seither auf diesem relativ niedrigen Niveau geblieben.

Arthur Abraham hat zwischen seinen Duellen mit Robert Stieglitz durchweg Auftritte gegen schwächer eingestufte Gegner bestritten, was im übrigen auch für seinen Magdeburger Rivalen gilt. Der Berliner stieg mit Kontrahenten wie Nikola Sjekloca, Giovanni De Carolis, Willbeforce Shihepo und Mehdi Bouadla in den Ring, die zu besiegen er von vornherein gute Aussichten hatte. Im Kampf gegen Shihepo wäre das jedoch beinahe schiefgegangen, da Abraham viel Glück bei seinem knappen Punktsieg hatte. [1]

Robert Stieglitz war drei Jahre WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht, doch fehlte ihm der Anschluß an die internationale Spitzenklasse. Arthur Abraham hatte in seiner Zeit als IBF-Weltmeister im Mittelgewicht den Titel zehnmal erfolgreich verteidigt und sich dabei international einen guten Namen gemacht. Angesichts zunehmender Gewichtsprobleme gab er den Titel schließlich 2009 freiwillig zurück und stieg ins Supermittelgewicht auf. Dort nahm er am Super-Six-Turnier teil, bei dem er zum Auftakt den alternden US-Amerikaner Jermane Taylor in Berlin vorzeitig besiegte. Dann folgten jedoch drei bittere Niederlagen gegen den Briten Carl Froch, sowie die beiden US-Amerikaner Andre Dirrell und Andre Ward, die teilweise den Charakter einer Lektion annahmen.

Abraham stand vor einem Scherbenhaufen und schien in der Weltspitze nichts mehr verloren zu haben. So waren die drei Duelle mit Stieglitz, die beim deutschen Publikum gut ankamen, das beste, was die beiden aus ihrer Situation machen konnten. Abraham gewann in Berlin, verlor in Magdeburg und setzte sich schließlich beim dritten Aufeinandertreffen wiederum vor dem Heimpublikum seines Rivalen knapp nach Punkten durch. Die Lückenfüller dazwischen sind hingegen wenig geeignet, sich von dem seit geraumer Zeit befahrenen Nebengleis des WBO-Titels wieder in die Haupttrasse auf internationalem Niveau einzufädeln. Gut möglich, daß sich Stieglitz wieder in die Position des Pflichtherausforderers vorkämpft und es dann zu einem vierten Duell kommt.