Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1417: Endlich wieder ein Lebenszeichen Robert Guerreros (SB)




Erster Auftritt seit der Niederlage gegen Floyd Mayweather

Am 4. Mai 2013 verteidigte Floyd Mayweather vor 15.880 Zuschauern in der MGM Grand Garden Arena von Las Vegas den WBC-Titel im Weltergewicht gegen Robert Guerrero. Angesichts dieses Pflichtherausforderers schien das Duell einen Tag vor dem Feiertag Cinco de Mayo, der insbesondere von den mexikanischen Einwanderern in den USA begangen wird, einen kommerziellen Erfolg im Bezahlfernsehen zu garantieren. In sportlicher Hinsicht stand einen attraktiver Kampf in Aussicht, da die enorme Schlagfrequenz Guerreros auf das überragende Konterboxen Mayweathers treffen würde.

Während Floyd Mayweather in 43 Auftritten ungeschlagen war, standen für seinen Gegner 31 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden zu Buche. Der 36jährige Mayweather hatte zuletzt Miguel Cotto im Halbmittelgewicht bezwungen und war damit auch im höheren Limit Weltmeister geworden. Der sechs Jahre jüngere Guerrero war seit seinem Sieg gegen Selcuk Aydin Interimsweltmeister des WBC und hatte diesen Titel mit einer überzeugenden Leistung gegen Andre Berto verteidigt.

Als sich die Kontrahenten dann im Ring gegenüberstanden, machte der Herausforderer zunächst eine gute Figur. Er setzte vor allem im Infight Akzente und konnte problemlos mithalten. Das änderte sich jedoch, als Mayweather in der dritten Runde begann, den Kampf insbesondere mit seiner ansatzlos geschlagenen Rechten unter Kontrolle zu bringen. Der in der Rechtsauslage boxende Guerrero versuchte vergebens, seinen Gegner an den Seilen zu stellen, und mußte so viele schmerzhafte Treffer einstecken, daß er vorsichtiger boxte und seine Schlagfrequenz erheblich reduzierte.

Da Mayweather auf diese Weise Guerreros stärkste Waffe frühzeitig neutralisiert hatte, verlegte sich der Herausforderer im fünften Durchgang zunehmend auf Schläge zum Körper des Weltmeisters, der sich davon jedoch keineswegs bremsen ließ. Lediglich in der siebten Runde kam Guerrero besser zur Geltung, doch trug er bereits im nächsten Durchgang eine Rißwunde davon, die ihn einschränkte, so daß er immer härtere Treffer einstecken mußte. Er gab sich zwar keineswegs geschlagen und marschierte tapfer nach vorn, lief dabei aber um so häufiger in die gefährlichen Konter Mayweathers. Wenngleich der Herausforderer in der Schlußrunde noch einmal alles gab, boxte der Titelverteidiger bis zum Ende überlegen und verbuchte die klareren Treffer für sich. Die Punktrichter honorierten den Auftritt des Weltmeisters einmütig mit einem verdienten und deutlichen Vorsprung auf ihren Wertungszetteln.

Robert Guerrero, der nach sieben Jahren und 15 Siegen in Serie erstmals wieder eine Niederlage bezogen hatte, attestierte Mayweather eine souveräne Vorstellung, die er in dieser Manier nicht erwartet habe. Zugleich versuchte der gescheiterte Herausforderer, seine klare Unterlegenheit in diesem Kampf mit Fassung zu tragen, und erklärte, er habe zwar nicht gewonnen, doch sicherlich viele Leute inspiriert. Vielleicht bekomme er ja eine weitere Chance, sich mit dem Weltmeister zu messen.

Das seien Blut, Schweiß und Tränen geflossen, kommentierte Floyd Mayweather das Duell im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime. Er habe sein Team in Vorbereitung auf den Kampf umgestellt und arbeite wieder mit seinem Vater als Trainer zusammen. Je weniger man getroffen werde, desto länger könne man weitermachen, faßte er ihre gemeinsame Boxphilosophie zusammen, die er meisterhaft umzusetzen versteht.

Mayweather strich die enorme Börse von 32 Millionen Dollar (umgerechnet etwa 24,4 Millionen Euro) ein. Der Kampf gegen Guerrero war der erste im Rahmen eines hochdotierten Vertrags mit Showtime/CBS, der noch fünf weitere Auftritte innerhalb der nächsten 30 Monate umfaßte. Sollte Mayweather diesen Vertrag in vollem Umfang erfüllen, hätte er am Ende mehr als 200 Millionen Euro verdient.

Die deprimierende Niederlage gegen Floyd Mayweather machte Robert Guerrero lange zu schaffen. Da der allzu einseitige Kampfverlauf keine Revanche rechtfertigte und ein Duell mit dem Philippiner Manny Pacquiao zu diesem Zeitpunkt keine realistische Option war, legte Guerrero eine ausgiebige Pause ein. Nach mehr als einjähriger Abwesenheit kehrt die Nummer 9 der aktuellen WBO-Rangliste im Weltergewicht am 21. Juni in den Ring zurück. Sein Gegner ist der Japaner Yoshihiro Kamegai, der beim Verband WBC auf Platz 14 geführt wird. Während für Guerrero 31 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat Kamegai 24 Auftritte gewonnen, einen verloren und einen unentschieden beendet. [1]

Für den 31jährigen Guerrero kommt der bevorstehende Kampf im kalifornischen Carson einer Weggabelung in seiner Karriere gleich. Will er noch einmal einen Anlauf an die Spitze seiner Gewichtsklasse nehmen und in absehbarer Zeit um einen Titel kämpfen, muß er sich gegen den Japaner durchsetzen. Sollte er hingegen den kürzeren ziehen, müßte er sich ernsthafte Gedanken über einen Rücktritt machen, da im Weltergewicht noch wesentlich stärkere Gegner als Kamegai auf ihn warten. Manny Pacquiao könnte allenfalls dann eine Option sein, wenn das Schisma im US-amerikanischen Profiboxen überwunden wird und die Golden Boy Promotions ihre Akteure endlich wieder gegen Boxer antreten lassen, die beim Konkurrenten Top Rank und dem Sender HBO unter Vertrag stehen.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/robert-guerrero-nach-12-monaten-wieder-im-ring-32248

28. Mai 2014