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MELDUNG/1407: Halbherzige Entschuldigung Broners bei den mexikanischen Fans (SB)




Herablassende Äußerung mit gravierenden Folgen

Bei seinem Punktsieg gegen den körperlich unterlegenen Mexikaner Carlos Molina am 3. Mai in Las Vegas zeichnete sich der US-Amerikaner Adrien Broner nicht gerade durch eine engagierte und souveräne Kampfesweise aus. Er wirkte vielmehr unmotiviert, machte nur phasenweise Druck und provozierte mit überheblichen Gesten. Den gravierendsten Fauxpas leistete sich der verhinderte Superstar allerdings im anschließenden Interview mit Jim Gray vom Sender Showtime. Offenbar erbost über die Frage, was er aus seiner Niederlage gegen den Argentinier Marcos Maidana im Dezember letzten Jahres gelernt habe, erwiderte Broner, er sei zwar in gewisser Weise bescheidener geworden. Letzten Endes bleibe er aber immer noch Adrien "The Problem" Broner und habe soeben einen mexikanischen Lückenbüßer verprügelt.

Mit dieser mindestens unbedachten, wenn nicht gar gezielt herablassenden Äußerung hat Broner nicht nur die mexikanischen Fans, sondern vermutlich auch das gesamte hispanische Boxpublikum in den USA gegen sich aufgebracht. Daß er mit dieser Provokation seinen besiegten Gegner ausgerechnet im Vorfeld des Feiertags Cinco de Mayo am 5. Mai, der insbesondere bei den mexikanischen Einwanderern in den USA hoch im Kurs steht, erniedrigte, wird man so schnell nicht vergessen. Das ist fatal für ihn selbst wie auch seinen Promoter und den Sender Showtime, generieren doch die hispanischen Zuschauer einen ganz erheblichen Teil der Einkünfte am Veranstaltungsort wie auch im Bezahlfernsehen.

Um eine nachhaltige Rufschädigung abzuwenden, hat sich Adrien Broner schließlich zu einer halbherzigen Entschuldigung durchgerungen. In einer Videobotschaft erklärt er nun, er habe in Reaktion auf seine Aussage nach dem Kampf eine Menge negatives Feedback bekommen. Es sei nicht seine Absicht gewesen, sich respektlos gegenüber Mexikanern zu äußern. Er habe niemanden beleidigt und lediglich einen Mexikaner als solchen bezeichnet. Carlos Molina habe tapfer gekämpft und verdiene dafür volle Anerkennung. Dieses Video bekommt allerdings nur eine Handvoll Leute zu sehen, während der Stein des Anstoßes von einem Millionenpublikum wahrgenommen wurde. [1]

Von seinem selbstgefälligen Auftreten einmal ganz abgesehen, steht hinter Broners Karriere nach seinen letzten drei Kämpfen ohnehin ein dickes Fragezeichen. Bei seinem Sprung vom Leichtgewicht ins Weltergewicht hatte er im Sommer 2013 große Probleme, Paulie Malignaggi mit einem knappen und umstrittenen Punktsieg den WBA-Titel abzunehmen. Bereits bei seiner ersten Titelverteidigung im Dezember war er den Gürtel wieder los, da ihn Marcos Maidana klar dominierte. Auch sein jüngster Auftritt mit dem als krassen Außenseiter gehandelten Carlos Molina war kein Ruhmesblatt, da Broner den Beweis einer überzeugenden Präsenz selbst im Halbweltergewicht schuldig blieb. Von seiner früheren Schnelligkeit, Schlagfrequenz und Trefferwirkung war kaum etwas zu sehen, weshalb sich die Experten weitgehend einig sind, daß er mit einer solchen Leistung keine Chance gegen Lucas Matthysse, Danny Garcia oder Lamont Peterson gehabt hätte.

So gesehen wäre Adrien Broner gut beraten, ins Leichtgewicht zurückzukehren und dieses Limit nie wieder zu verlassen. Dort warten zwar mit Terence Crawford, Miguel Vazquez oder Richard Abril ebenfalls gefährliche Gegner auf ihn, doch scheint dies die einzige Gewichtsklasse zu sein, in der er seine körperlichen Voraussetzungen erfolgreich umsetzen kann. Ein Problem ist natürlich, daß Broner das Gewicht auf Dauer kaum halten kann. Die meisten Boxer legen im Laufe ihrer Karriere zu und müssen sich dann im Vorfeld ihrer Kämpfe derart quälen, daß sie durch Hungerkuren und Dehydrieren geschwächt sind. Der Aufstieg in höhere Limits ist daher in den meisten Fällen das Mittel der Wahl, will man nicht mit körperlichen Einbußen in den Ring steigen. Der zweite und derzeit wohl ausschlaggebende Grund für Broners Sprung ins Weltergewicht war die Aussicht, dort sehr viel mehr Geld als im Leichtgewicht einzustreichen. Im Weltergewicht tummeln sich gegenwärtig die populärsten und bestverdienenden Boxer der Branche, was Broners Selbstüberschätzung befeuert haben dürfte.

Promoter Bob Arum hat jedenfalls bereits ausgeschlossen, daß Adrien Broner als Gegner des Philippiners Manny Pacquiao in Betracht käme, wenn dieser im November seinen nächsten Kampf bestreitet. Man solle endlich den ganzen Unfug und Medienrummel um Adrien Broner vergessen, der eben nur ein durchschnittlicher Boxer sei. Marcos Maidana habe ihn vorgeführt, und selbst gegen den schwachen Carlos Molina, der über ein Jahr nicht mehr im Ring gestanden hatte, sei ihm der Punktsieg nicht leichtgefallen. Broner sei schlichtweg kein Gegner für Pacquiao, feuert der Boß von Top Rank genüßlich eine Breitseite gegen die Konkurrenz ab. Und wenngleich der Vertrag zwischen Adrien Broner und Marcos Maidana eine Rückkampfklausel enthielt, geht Bob Arum nicht davon aus, daß der US-Amerikaner davon Gebrauch machen wird. Der Argentinier unterlag Floyd Mayweather am 3. Mai zwar nach Punkten, doch hinterließ er dabei einen so guten Eindruck, daß etliche Kommentatoren bereits von einem Wendepunkt in der Erfolgsgeschichte Mayweathers sprachen. Broner dürfte daher kaum der Sinn danach stehen, sich ein zweites Mal mit Maidana in den Ring zu wagen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/05/broner-says-he-didnt-disrespect-anybody/#more-176143

[2] http://manilastandardtoday.com/2014/05/12/arum-broner-not-on-pacman-s-list/

16. Mai 2014