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MELDUNG/1370: Mit der Wucht einer Abrißbirne (SB)




Sergej Kowaljow zwingt auch Cedric Agnew in die Knie

Wie erwartet hat Sergej Kowaljow den WBO-Titel im Halbschwergewicht erfolgreich verteidigt. In der Boardwalk Hall von Atlantic City schickte er den Herausforderer Cedric Agnew dreimal auf die Bretter, bis der Kampf schließlich in der siebten Runde abgebrochen wurde. Der US-Amerikaner mußte nach einer Links-rechts-Kombination kurz vor Ende der zweiten Runde erstmals zu Boden gehen. Ein Kopftreffer im siebten Durchgang zwang Agnew in die Seile, was Ringrichter Sammy Viruet ebenfalls als Niederschlag wertete. Und schließlich beendete ein schwerer Körpertreffer nach 58 Sekunden der siebten Runde den Kampf, da der Herausforderer in die Knie ging und vom Referee ausgezählt wurde. Kowaljow, der seine Bilanz auf 24 Siege und ein Unentschieden ausbaute, wartete erneut mit einer beeindruckenden Leistung auf. Agnew mußte nach 26 gewonnenen Auftritten erstmals die Segel streichen. [1]

Zuvor hatte er es dem Russen aber nicht leicht gemacht, da er dank einer soliden Deckung viele Schläge des Weltmeisters abfing und mit gefährlichen Haken wie auch Körpertreffern konterte. In der dritten Runde traf er den Titelverteidiger mehrfach, als dieser ungestüm auf ihn eindrang. Ansonsten gab aber Kowaljow den Ton an, während der Herausforderer sich mitunter minutenlang hinter einer Doppeldeckung verschanzte. In der vierten Runde tauchte der US-Amerikaner unter einem linken Haken des Russen weg. Als er wieder hochkam, fügte er seinem Gegner mit einem unabsichtlichen Kopfstoß eine Rißwunde am rechten Auge zu. Kowaljow schien diese Verletzung jedoch nicht sonderlich einzuschränken, da er weiter Druck machte.

Im sechsten Durchgang trug der Russe auch über dem linken Auge eine Rißwunde davon, doch war Agnew zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich schwerer gezeichnet, da sein Gesicht anzuschwellen begann. Zudem blutete er an der Lippe und machte nicht mehr den Eindruck, daß er den auf ihn einprasselnden Schlägen noch lange standhalten könnte. Der Weltmeister schlug nun immer häufiger zum kaum gedeckten Körper des Gegners und raubte ihm damit die Luft. Als sich Agnew nicht mehr gegen das Trommelfeuer wehrte, wollte der Ringrichter offenbar einschreiten, um ihn aus dem Kampf zu nehmen, doch meldete sich der US-Amerikaner noch einmal mit einigen harmlosen Schlägen zurück. In der siebten Runde trieb der Champion den Gegner mit seinen Jabs in die Seile, wo er ihn dann mit einem Körpertreffer in die Knie zwang. [2]

Wie der Russe im anschließenden Interview erklärte, sei der Kampf wegen der beiden Cuts an der Augenpartie nicht einfach gewesen. Agnew sei kein Kämpfer, sondern ein Boxer, weshalb er versucht habe, den US-Amerikaner mit boxerischen Mitteln zu besiegen, so Kowaljow. Der Herausforderer habe den Kopf sehr gut gedeckt, doch sei seine mangelnde Körperdeckung der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Diese Schwäche seines Gegners habe ihn begünstigt, zumal er ohnehin für zwölf Runden bereit gewesen sei.

Wie gut sich Sergej Kowaljow derzeit in Szene setzt, läßt sich nicht zuletzt daran ablesen, daß er im Kampf gegen Agnew erstmals seit über zwei Jahren wieder länger als vier Runden boxen mußte. Auf die unvermeidliche Frage nach dem kanadischen WBC-Weltmeister Adonis Stevenson, den der Russe noch in diesem Jahr vor die Fäuste bekommen will, antwortete er kurz und trocken mit einer wüsten Beschimpfung des Konkurrenten, über den es ansonsten nichts zu sagen gebe. Er sei bereit, es mit jedem anderen Weltmeister seiner Gewichtsklasse aufzunehmen und werde sich auf jeden Fall einen weiteren Titel holen, versicherte der Russe.

Cedric Agnew verkaufte sich für seine Verhältnisse gut und ließ den Favoriten geraume Zeit nicht zur Entfaltung kommen, bis dieser seine Vorgehensweise modifizierte und häufiger zum Körper des Gegners schlug. Allerdings gelang es dem Herausforderer zu keinem Zeitpunkt des Kampfs, Kowaljow ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen. Die Promoterin Kathy Duva zollte dem Herausforderer für dessen Durchhaltevermögen Respekt, das niemand in dieser Form erwartet habe. Sergej Kowaljow sei ein unglaublicher Boxer, und so freue sie sich auf eine lange Zusammenarbeit mit dem besten Halbschwergewichtler der Welt. [3]

Die schiere Angriffswucht macht Sergej Kowaljow zum ersten Anwärter auf die Vormachtstellung in dieser Gewichtsklasse. Adonis Stevenson hat seinerseits sehr viele Gegner vorzeitig besiegt, zögert aber nach wie vor, einem Duell mit dem Russen zuzustimmen. Allerdings spielen auch finanzielle Aspekte dabei eine wesentliche Rolle, da einer der beiden führenden Sender grünes Licht für diesen Kampf geben müßte.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/kovalev-macht-ueberstunden-laengster-kampf-seit-dezember-2011-31950

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/03/kovalev-defeats-agnew-by-7th-round-ko/

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/03/agnew-vows-to-come-back-after-loss-to-kovalev/

30. März 2014