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MELDUNG/1209: Nach Hayes Absage prüft Furys Team alle Optionen (SB)




Wird der spektakuläre britische Schwergewichtskampf nachgeholt?

Das für den 28. September in Manchester geplante Duell der beiden führenden britischen Schwergewichtler David Haye und Tyson Fury muß verschoben werden. Da sich Haye beim Sparring eine schwere Cutverletzung an der linken Augenbraue zugezogen hat, die genäht werden mußte, kann er zum vereinbarten Termin nicht in den Ring steigen. Wie er auf seiner offiziellen Seite schreibt, wäre niedergeschlagen noch zu milde ausgedrückt, um seine derzeitige Gemütsverfassung in Worte zu fassen. Er sei mental am Boden, und es tue ihm für seine treuen Fans, seine Familie, sein Team und auch Tyson Fury und dessen Betreuer ausgesprochen leid.[1]

Ihm sei klar, daß Verletzungen Teil des Sports sind, doch ändere das nichts an der Enttäuschung und Traurigkeit, die er gegenwärtig verspüre. Er wende sich an alle, die sich seit der Ankündigung dieses Kampfs darauf gefreut, Eintrittskarten gekauft und Hotels gebucht haben: Es gebe leider nichts, was er momentan tun könne, außer sich aus tiefstem Herzen zu entschuldigen. Selbst wenn alles zu laufen scheint, werfe einen das Leben manchmal aus der Bahn. Er werde versuchen, das Beste aus dieser schrecklichen Situation zu machen.

Bevor man abschätzen kann, wann ein neuer Termin möglich wäre, gilt es weitere Untersuchungsergebnisse abzuwarten. Ob das mit Spannung erwartete Duell überhaupt zu einem späteren Zeitpunkt über die Bühne gehen wird, ist vorerst unklar. Haye und sein Team wollen den Kampf unbedingt nachholen, und dasselbe gilt auch für Furys Promoter Mick Hennessy. Fury selbst und sein Onkel und Trainer Peter scheinen jedoch genug von Haye zu haben und wollen sich nun anderen Aufgaben zuwenden. Nach Angaben Hennessys sind Peter und Tyson Fury sehr verärgert und frustriert.

Tyson Fury machte seiner Erbitterung auf Twitter Luft, wo er schreibt, Haye habe ein schlechtes Trainingslager gehabt und benutze jetzt diese lahme Ausrede um abzusagen. So etwas habe er bereits mit Klitschko und Charr gemacht. Das sei absoluter Mist, mit dem man das Publikum nicht verarschen könne. Dieser Absager und Angsthase könne ihn niemals besiegen. Ihm sei völlig klar, was Haye gerade gemacht habe: "Holt mir einen echten Mann als Gegner her."

Wie Hennessy moniert, hätte Fury in der letzten Woche vor dem Kampf kein Sparring gemacht und wäre nicht ein solches Risiko wie Haye eingegangen. Sollte das Sparring ohne Kopfschutz absolviert worden sein, wäre das wirklich unverantwortlich. Das wäre bei Tyson nicht passiert, der einen Kampf unter keinen Umständen absagen würde. Während sich der Staub lege, prüfe man in Ruhe sämtliche Optionen. Er persönlich sei der Ansicht, daß dieser Kampf unbedingt kommen müsse. Man sei fest davon überzeugt gewesen, daß Tyson spektakulär gegen Haye gewonnen hätte, um danach einen Weltmeister herauszufordern. Hayes Trainer und Manager Adam Booth sieht das ähnlich. Wie er berichtet, setze man alles daran, mit dem Veranstaltungsort und dem Sender Sky einen Nachholtermin auf die Beine zu stellen.[2]

Die beiden Briten hatten den Kampf aus zwei Gründen vereinbart. Zum einen versprach dieses spektakuläre Duell größere Umsätze als jede andere derzeit verfügbare Option zu generieren und die Frage abschließend zu klären, wer von beiden der beste britische Schwergewichtler ist. Zum andern schien dem Sieger eine Abkürzung zu einem Titelkampf gegen einen der Klitschkos zu winken, der andernfalls nur auf dem Wege einer langwierigeren und riskanten Qualifikation über einen Ausscheidungskampf der betreffenden Verbände möglich wäre. Haye und Fury stehen einander als Großsprecher in nichts nach, die nicht nur ihre Fehde mit gegenseitigen Verbalinjurien in die Schlagzeilen gebracht haben, sondern für den Fall des Sieges sicher nichts unversucht gelassen hätten, durch eine brachiale Medienpräsenz einen Kampf gegen einen der Klitschkos herbeizureden.

Daher kann man ungeachtet des gegenwärtig zum Ausdruck gebrachten Ärgers im Lager Tyson Furys wohl davon ausgehen, daß dieser Kampf nach wie vor die bevorzugte Option ist und daher nachgeholt wird. Fury könnte zwischenzeitlich gegen Dereck Chisora antreten, der gerade durch einen relativ leichten Sieg über den krassen Außenseiter Edmund Gerber neuer Europameister geworden ist und eine Revanche gegen Fury im Winter anstrebt. Dieser hat zwar ihr erstes Duell gewonnen und ist seither noch erheblich besser geworden, doch erweckt Chisora inzwischen den Eindruck, daß er das Training ernst nimmt und sich in beste körperliche Verfassung bringt. Daher werden sich Fury und sein Umfeld sicher mehr als einmal überlegen, ob dieser Kampf zur Überbrückung von Vorteil oder im Gegenteil zu riskant wäre, will man David Haye weiterhin als Wunschgegner ins Visier nehmen.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/cut-im-sparring-haye-vs-fury-muss-verschoben-werden-29084

[2] http://www.boxen.de/news/wird-haye-vs-fury-nachgeholt-29095

24. September 2013