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MELDUNG/1194: David Haye hat ein Riesenproblem zu lösen (SB)




Der Brite engagiert hochkarätige Sparringspartner

David Haye hat am 28. September in Manchester im Kampf gegen seinen britischen Landsmann Tyson Fury ein Riesenproblem zu lösen. Er ist trotz seiner Größe von 1,91 m immer noch 15 cm kleiner und voraussichtlich rund 20 kg leichter als sein Gegner. Wenngleich er als der bessere Boxer gilt und über die größere Erfahrung verfügt, könnte ihm Furys schiere Masse doch enorme Schwierigkeiten bereiten. Um sich auf dessen Dimensionen vorzubereiten, hat er neben Alexander Dimitrenko und Richard Towers zwei weitere hochkarätige Sparringspartner engagiert. Der Pole Mariusz Wach und Deontay Wilder aus den USA werden den "Hayemaker" in den letzten verbliebenen Wochen bis zum Kampf unterstützen.

Wie Haye berichtet, könne er mit dem Sparring sehr zufrieden sein. Dimitrenko und Towers seien mit ihrer Größe und unorthodoxen Kampfesweise phantastisch, und nun freue er sich darauf zu sehen, welche Probleme ihm Wilder und Wach bereiten würden. Mariusz Wach ist mit 2,02 m nur vier Zentimeter kleiner als Fury und dürfte ein ähnliches Gewicht auf die Waage bringen. Vor allem aber scheint Haye von den Nehmerqualitäten des Polen beeindruckt zu sein. Wach sei einer der zähsten Schwergewichtler der Welt und habe ein Kinn aus Stahl, so der Brite. Er wisse die tapfere Leistung gegen Wladimir Klitschko zu schätzen, als Wach unglaublich viel eingesteckt, doch harte Rechte und linke Haken ohne zu blinzeln verdaut habe und nie auch nur einen Schritt zurückgewichen sei.

Den 2,01 m großen Deontay Wilder zeichnet neben seiner ebenfalls beeindruckenden Physis eine Folge von 29 K.o.-Siegen aus. Wie Haye anmerkt, habe er die Karriere des Amerikaners besonders seit ihrem gemeinsamen Sparring im Jahr 2010 aufmerksam verfolgt. Er sei von Wilders Entwicklung beeindruckt, der mit jedem Kampf besser zu werden scheine. Obgleich man damit rechne, daß seine K.o.-Serie endlich abreißen müsse, lege er einen Niederschlag nach dem andern nach. In seinen Schlägen stecke eine gewaltige Wucht, was ihn außerordentlich spannend für das Schwergewicht mache. [1]

Während sich Haye mit den besten hochgewachsenen Sparringspartnern umgeben hat, die derzeit zu haben waren, befaßt sich Tyson Fury in seinem belgischen Trainingslager mit dem umgekehrten Problem. Zu der weithin unterschätzten Anforderung des größeren Boxers, ebenfalls die Distanz überbrücken zu müssen, gesellt sich beim Kampf gegen Haye dessen Beweglichkeit und Variabilität. Selbst Wladimir Klitschko hatte seinerzeit enorme Probleme damit, den Briten überhaupt zu treffen, der tief und in unerwartete Richtungen abtauchte, um dann überfallartig nach vorn zu stoßen und seine gewaltigen Schwinger abzufeuern.

Von einem wesentlich kleineren und leichteren Gegner als tolpatschiger Riese vorgeführt zu werden und zu enden wie Nikolai Walujew, wäre der Alptraum Tyson Furys, den er mit Hilfe entsprechender Sparringspartner zu bannen hofft. Er bereitet sich mit Michael Sprott, Dillian Whyte und insbesondere Steve Cunningham vor, wobei sein Wunsch, auch Eddie Chambers zu engagierten, bislang nicht von Erfolg gekrönt war. Gegen Cunningham, der aus dem Cruisergewicht aufgestiegen ist, hatte Fury bei seinem Debüt in den USA am 20. April zunächst große Probleme, da ihm der körperlich weit unterlegene, aber technisch versierte Amerikaner heftig zugesetzt und sogar einen Niederschlag erzielt hatte. Erst als der Brite den Infight suchte und seinen Gegner solange niederdrückte, bis dieser völlig erschöpft war, konnte er ihn schließlich noch vorzeitig besiegen.

Diese brachiale Vorgehensweise, die ihm Cunningham damals verständlicherweise übelgenommen hatte, dürfte ihm gegen den gewitzten Haye kaum gelingen. Als Klitschko seinerzeit dasselbe versuchte, duckte sich Haye immer wieder so schnell ab, daß der Ukrainer schließlich wegen Drückens verwarnt wurde. Man darf also gespannt sein, welche Früchte die jeweils spezifische Vorbereitung der Kontrahenten mit ihren Sparringspartnern getragen hat, wenn sich David Haye und Tyson Fury schließlich im Ring gegenüberstehen.

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Chris Arreola nimmt die Vorbereitung auf Seth Mitchell ernst

Er dürfe gegen einen Seth Mitchell nicht verlieren, unterstreicht der US-amerikanische Schwergewichtler Chris Arreola. Nach seiner Niederlage gegen Bermane Stiverne im Ausscheidungskampf des WBC kann er sich keinen weiteren Mißerfolg leisten, wenn er noch einmal an der Spitze mitmischen will. Deshalb schwitzt Arreola derzeit in seinem Trainingslager in Arizona, um sich am 7. September in Hochform zu präsentieren. Sollte er erneut verlieren, würde er ernsthaft ein Karriereende in Betracht ziehen. Er sei nach Arizona gegangen, um diesem Gegner keine Chance zu lassen und ihn so schnell wie möglich zu besiegen, da er schließlich nicht nach Runden bezahlt werde, so Arreola.

Daß der ehemalige Footballspieler Mitchell erst spät mit dem Boxen begonnen hat, legt Arreola seinem Gegner als großen Nachteil aus. Das sei ungefähr so, als absolviere er selbst ein Probetraining bei einem hochklassigen Footballteam und wolle nach einem Jahr in der ersten Mannschaft antreten. Schließlich sei das hier kein Spiel, sondern Boxen. Man könne nicht einfach in den Ring steigen und eine Auszeit nehmen, wenn es brenzlig wird. [2] Chris Arreola, der bereits um die Weltmeisterschaft gekämpft hat, ist zweifellos der erfahrenere und wohl auch technisch überlegene Boxer. Er muß jedoch auch konditionell voll auf der Höhe sein, um dem massiven Ansturm und der Athletik gewachsen zu sein, die Mitchell in die Waagschale werfen kann.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/haye-holt-wilder-und-wach-als-sparringspartner-hinzu-28673

[2] http://www.boxen.de/news/chris-arreola-ich-darf-gegen-einen-seth-mitchell-nicht-verlieren-28644

4. September 2013