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MELDUNG/1185: Kubrat Pulew darf von Klitschkos Gürteln träumen (SB)




Der Bulgare besiegt Tony Thompson einstimmig nach Punkten

Die erste Veranstaltung des Berliner Sauerland-Boxstalls in Schwerin versprach viel Spannung, da gleich drei attraktive Hauptkämpfe geboten wurden. Für Sauerland Event geht es nicht zuletzt darum, die unentschlossenen Fernsehmacher der ARD davon zu überzeugen, den am 31. Dezember 2014 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Um so wichtiger war es daher, daß keines der drei Duelle des bis weit nach Mitternacht dauernden Kampfabends verlorenging. Der 33 Jahre alte frühere Weltmeister Arthur Abraham gewann im Supermittelgewicht gegen Willbeforce Shihepo aus Namibia den Interkontinentaltitel der WBO. Der 34jährige Lokalmatador Jürgen Brähmer verteidigte im Halbschwergewicht den Titel des Europameisters erfolgreich gegen den Italiener Stefano Abatangelo. Und der 32 Jahre alte bulgarische Schwergewichtler Kubrat Pulew setzte sich gegen den US-Amerikaner Tony Thompson durch. Alle drei Akteure des Berliner Promoters gewannen über zwölf Runden einstimmig nach Punkten, wobei man von eher glanzlosen Siegen sprechen muß, die in der mit 5600 Zuschauern restlos ausverkauften Sport- und Kongreßhalle mit gemischten Gefühlen registriert wurden. Wesentlich für die Boxer wie auch für die Zukunft des Sauerland-Teams ist jedoch, das sich alle drei durch ihre Erfolge das Vorrecht sicherten, einen Kampf um die Weltmeisterschaft zu bestreiten.

Durch seinen Sieg im Ausscheidungskampf der IBF ist Kubrat Pulew neuer Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos, der am 5. Oktober in Moskau auf Alexander Powetkin trifft. Da der Russe bei Sauerland unter Vertrag steht, ist auch dies ein Duell, von dessen Ausgang mehr als nur die sportliche Perspektive des Herausforderers abhängt. Pulew und Thompson begannen vorsichtig und beschränkten sich in der ersten Runde darauf, einander mit dem Jab abzutasten. Auch der folgende Durchgang verlief recht ereignisarm, da der Bulgare zwar zweimal mit seiner Rechten durchkam, ansonsten aber weiter zurückhaltend zu Werke ging. Dem 41jährigen US-Amerikaner schien das nur recht zu sein, da er weder konditionell angefordert war, noch unter Druck geriet. Als auch die dritte Runde ohne nennenswerte Ereignisse, doch mit Vorteilen für Thompson vorübergegangen war, ermahnte Trainer Otto Ramin seinen Schützling in der Pause, daß dies zu wenig sei.

Im folgenden Durchgang wurde das Gefecht langsam etwa lebhafter, da Pulew sich die Anweisung Ramins zu Herzen nahm, häufiger schlug und besser traf. Als es dem Bulgaren im fünften Durchgang gelang, den Gegner in die Seile zu drängen, ließ dieser die Deckung hängen, um den Bulgaren in einen Konter zu locken. In der sechsten Runde überraschte der US-Amerikaner zunächst mit einer angriffslustigen Offensive, doch bremste er das Tempo wieder, nachdem er zweimal abgekontert worden war. Der folgende Durchgang gestaltete sich dann unerfreulich, da viel geklammert und wenig geboxt wurde, bis sich Thompson in der Ecke lösen und einige gute Treffer landen konnte. Auch in der achten Runde ging das Gewühle weiter, was dem erfahrenen Amerikaner zustatten kam, der im Infight die bessere Figur machte.

Inzwischen ließ Thompson jedoch konditionell deutlich nach, was Pulew Gelegenheit gab, den Jab wirksamer einzusetzen und seine rechte Gerade häufiger ins Ziel zu bringen. Von den zehnten Runde an war er Herr des Geschehens und landete etliche schwere Treffer, die seinen Gegner allerdings nie ins Wanken brachten. Thompson kam im zwölften und letzten Durchgang zweimal mit der Linken durch, doch steckte der Bulgare diese Schläge weg und boxte den einstimmigen Punktsieg sicher nach Hause (116:112, 118:110, 117:111).

Da Kubrat Pulew lange nicht mehr im Ring gestanden, Thompson hingegen zuletzt den aufstrebenden Briten David Price zweimal vorzeitig besiegt hatte, ist die anfängliche Zurückhaltung des Bulgaren verständlich. Hinzu kam die Schwierigkeit, gegen einen Rechtsausleger zu boxen, was dazu beitrug, daß der Amerikaner erst dann in die Defensive geriet, als er konditionelle Probleme bekam. Pulew blieb damit auch in seinem 18. Profikampf ungeschlagen, mußte allerdings nach drei K.o-Siegen in Folge erstmals wieder über die volle Distanz gehen. Für Thompson stehen nun 38 gewonnene und vier verlorene Kämpfe zu Buche. [1]

Er habe sich in den ersten acht Runden mehr erhofft, gestand Thompson hinterher ein. Der Amerikaner hatte durchaus Kostproben seiner Gefährlichkeit gegeben, Pulew damit jedoch auf Dauer nicht bremsen können. Wie der siegreiche Bulgare auf der anschließenden Pressekonferenz einräumte, habe sich seine lange Pause im Ring schon etwas bemerkbar gemacht. Thompson sei ein guter Boxer, der ihm den Sieg nicht leichtgemacht habe. Natürlich müsse er weiter an sich arbeiten, um noch stärker zu werden. Er sei sich jedoch sicher, daß ihm das gelingen werde. Ob er lieber gegen Klitschko oder Powetkin antreten würde, ließ Pulew offen. Beide seien gute Boxer, doch gehe es für ihn in jedem Fall darum, zu gewinnen und Weltmeister zu werden. [2]

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/kubrat-pulev-ringt-tony-thompson-nieder-klarer-punktsieg-nach-schwierigem-start-28539

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/pulev-loest-wm-ticket.html

25. August 2013