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MELDUNG/1145: Tapferer Yuzo Kiyota keine Gefahr für Robert Stieglitz (SB)




WBO-Weltmeister gewinnt durch Abbruch in der zehnten Runde

Im Vorfeld der Titelverteidigung des Supermittelgewichtlers Robert Stieglitz stand in den hiesigen Medien wenig von seinem Gegner Yuzo Kiyota, doch dafür um so mehr über den letzten Kampf des Magdeburgers gegen Arthur Abraham zu lesen. Am 23. März hatte sich der Lokalmatador vor heimischem Publikum den Gürtel der WBO auf beeindruckende Weise zurückgeholt und damit dem beim Publikum beliebten innerdeutschen Duell eine ganz besondere Würze verliehen. Längst ist von einem dritten Kampf die Rede, der endgültig darüber entscheiden solle, wer von beiden der Bessere sei. Quotentreibend und einträglich wäre die Option zweifellos, doch sind bis zu ihrer möglichen Realisierung noch diverse Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Eine dieser Hürden war der japanische Herausforderer, der zwar an zehnter Stelle der WBO-Rangliste geführt wurde, jedoch in der unabhängigen Computerwertung erst sehr viel weiter hinten auftauchte. Stieglitz habe sich für seine freiwillige Titelverteidigung einen weithin unbekannten Kontrahenten ausgesucht, zeigten sich Kritiker wenig begeistert über diese Gegnerwahl. Grundsätzlich war es dem 31jährigen Weltmeister, der bei Sport Events Steinforth (SES) unter Vertrag steht, aber unbenommen, sich nach dem anspruchsvollen und emotional hoch aufgeladenen Gang gegen Abraham eine überschaubarere Aufgabe auszusuchen. Allerdings machte es der zwei Jahre jüngere Kiyota nicht gerade einfach, ihn in Bewerbung des Kampfs mit griffigen Formulierungen starkzureden. So sprach Stieglitz etwas einsilbig von einem physisch robusten und sehr aggressiven Widersacher, und sein Trainer Dirk Dzemski bezeichnete den Japaner als harte Nuß, die man gemeinsam knacken werde.

Wie zu erwarten war, hatte Robert Stieglitz vor mehr als 5000 Zuschauern in Dresden keine sonderlich großen Probleme, Yuzo Kiyota in die Schranken zu weisen. Der Japaner kämpfte beherzt mit, verfügte aber nicht über die boxerischen Mittel, um den Titelverteidiger in Schwierigkeiten zu bringen. In einem anfangs unansehnlichen Gefecht dauerte es einige Zeit, bis sich die Kontrahenten aufeinander eingestellt hatten. So wurde zunächst viel geklammert und auf die Deckung geschlagen, bis sich der Champion von der dritten Runde an mit seinem Jab immer besser in Szene setzen konnte.

Schon in dieser Phase blutete der Herausforderer leicht über dem linken Auge und in der vierten Runde war er erstmals angeschlagen. Der nachsetzende Stieglitz wurde jedoch vom Pausengong unterbrochen. Im folgenden Durchgang zog man dem Japaner wegen Schlagens nach dem Trennkommando einen Punkt ab, worauf der Weltmeister mit weiteren Treffern seine Dominanz festigte. In der sechsten Runde wirkte Kiyota erholt und kam endlich besser zur Geltung, doch hielt dieser Aufschwung nicht lange vor, da Stieglitz im nächsten Durchgang wieder in die Offensive ging.

Mehrere schwere Treffer des Champions in der achten Runde verschlimmerten die Cutverletzung seines Gegners, der nun stärker blutete. Dies führte dazu, daß der Ringarzt im neunten Durchgang den Kampf unterbrach, um die Rißwunde in Augenschein zu nehmen. Der Kampf wurde jedoch wieder freigegeben, worauf Stieglitz mit weiteren Schlägen nachsetzte. In der zehnten Runde kam es schließlich zum Abbruch, doch da die Verletzung auf einen unabsichtlichen Kopfstoß zurückgeführt wurde, mußte die Prüfung des Punktestands über Sieg und Niederlage entscheiden. Der Magdeburger lag auf allen drei Punktezetteln deutlich in Front (99:90, 100:89, 99:90), so daß seine erfolgreiche Titelverteidigung bestätigt wurde. Stieglitz feierte im 48. Profikampf seinen 45. Sieg, während Kiyota bei seinem ersten Auftritt in Europa im 28. Kampf die vierte Niederlage hinnehmen mußte.

Wie Robert Stieglitz im anschließenden Interview mit dem Sender Sat.1 berichtete, habe er sich auf einen Gang über zwölf Runden eingestellt. Ein vorzeitiger Sieg sei jedoch stets erfreulich. Die Kampfesweise des Japaners, der tief abtauchte, sei gewöhnungsbedürftig gewesen. Da Kiyota gegen Ende wegen der starken Blutung kaum noch etwas sehen konnte, habe er ein wenig Mitleid mit ihm gehabt. Es sei schon fast unfair, in einer solchen Situation weiterzuboxen. Vielleicht komme es nun zu einem Vereinigungskampf gegen einen anderen Weltmeister, doch überlasse er die Entscheidung seinem Promoter.

Trainer Dirk Dzemski merkte an, daß Kiyota stark geblutet habe, was Robert überhaupt nicht gefalle. Davon abgesehen hätten die Zuschauer einen wunderschönen Kampf und eine rundum gute Leistung des Titelverteidigers gesehen. Man habe großartiges Boxen angekündigt, und dieses Versprechen sei eingelöst worden, zeigte sich auch Promoter Ulf Steinforth vollauf zufrieden mit dem Auftritt seines namhaftesten Akteurs. Unterdessen ließ sich der Japaner ins Krankenhaus fahren, wo seine Rißwunde genäht wurde. [1]

Erfolgreich war die Veranstaltung auch für den übertragenden Sender Sat.1, der eine gute Quote von 2,71 Millionen Zuschauer erzielte, die einem Marktanteil von 14,9 Prozent entsprach. Stieglitz war schon 2010 zweimal beim Münchner Privatsender zu sehen gewesen und bestritt in Dresden den ersten von drei vereinbarten Kämpfen im Rahmen seines neuen Vertrags mit Sat.1. Der WBO-Weltmeister soll im Oktober wieder in den Ring steigen, doch wird es vorerst zu keinem dritten Kampf gegen Arthur Abraham kommen. Nach den Worten Steinforths müsse der Berliner erst einmal zwei Kämpfe bestreiten und zeigen, daß er gewillt ist, um die Weltmeisterschaft zu boxen. Hingegen hat Abrahams Promoter Kalle Sauerland dem Vernehmen nach bereits ein drittes Duell mit Stieglitz Ende Oktober oder Anfang November ins Auge gefaßt.

Der Pflichtverteidigung gegen den Ranglistenersten der WBO muß sich Stieglitz erst im Frühjahr 2014 stellen, so daß er vorher mindestens eine weitere freiwillige Titelverteidigung bestreiten kann. Ein deutsches Duell gegen Felix Sturm scheint kein Thema bei SES zu sein. Der Kölner Mittelgewichtler hat sich vor einer Woche mit einem vorzeitigen Sieg gegen den Montenegriner Predrag Radosevic zurückmeldet und Interesse an einem Kampf gegen Stieglitz signalisiert, sofern dieser zwei Kilo unter dem Limit des Supermittelgewichts antreten würde. Stieglitz weist dieses Ansinnen jedoch als "eine völlig absurde Idee" zurück. Da Sturm vor seinen Kämpfen regelmäßig viel Gewicht abtrainieren müsse, könne er problemlos im höheren Limit boxen. Nur wenn der Kölner dazu bereit sei, könne man über alles reden. [2]

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/stieglitz-verteidigt-wbo-titel-gegen-kiyota-durch-technische-entscheidung-27678

[2] http://www.welt.de/sport/article118026008/Stieglitz-siegt-in-einseitiger-Blutschlacht.html

14. Juli 2013