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MELDUNG/1133: Wachablösung in der Beletage des Mittelgewichts (SB)




Gennadi Golowkin gilt als Kronprinz seiner Gewichtsklasse

An der Spitze des Mittelgewichts deutet sich eine Wachablösung an. Zwar gilt der Argentinier Sergio Martinez vorerst noch als das Maß aller Dinge in dieser Gewichtsklasse, doch muß er aufgrund diverser Verletzungen eine so lange Pause einlegen, daß seine Rückkehr auf den Thron ungewiß ist. Unterdessen steht längst ein Nachfolger bereit. Der in Stuttgart lebende Kasache Gennadi Golowkin meldet schon geraume Zeit seine Ansprüche an, sich mit den namhaftesten Gegnern zu messen. Seit seine Auftritte in den USA vom Sender HBO übertragen werden, ist der WBA-Weltmeister endgültig in den Fokus allgemeiner Aufmerksamkeit gerückt.

Nachdem er jüngst den zähen Briten Matthew Macklin in nur drei Runden eindrucksvoll besiegt hat, wird der Ruf nach einem Vereinigungskampf gegen den WBC-Champion Sergio Martinez immer lauter. Dessen Promoter Lou DiBella dämpft jedoch diesbezügliche Hoffnungen mit der Ankündigung, daß der Argentinier bei seiner Rückkehr in den Ring keinesfalls sofort gegen den Kasachen antreten werde. Martinez hatte sich in seinem letzten Kampf gegen den Briten Martin Murray mehrere Verletzungen zugezogen und wird seinen nächsten Auftritt erst im Frühjahr 2014 geben.

Wie DiBella bekräftigte, werde Martinez mindestens ein Jahr Pause machen. Er habe seinen letzten Kampf mit einer Verletzung am Knie und einer verletzten Hand nur dank seines Mutes und Durchhaltevermögens für sich entschieden. Als Promoter werde er einen 38 Jahre alten Weltmeister nach so langer Pause unter keinen Umständen gegen einen Boxer vom Format Golowkins in den Ring schicken, womit er diese Option zu einem späteren Zeitpunkt aber nicht ausschließen wolle. Im übrigen spreche er nicht für Sergio, der ein erwachsener Mann sei und seine Karriere selbst bestimme. Seines Erachtens ist der Nachfolger von Martinez jedoch bereits gefunden, denn der nächste große Mittelgewichtler heiße GGG. [1] Damit deutet Lou DiBella an, daß Sergio Martinez möglicherweise aus gesundheitlichen Gründen seine Laufbahn beendet, bevor es zum Duell mit dem Kasachen kommt. Zugleich spricht der Promoter offen aus, daß er Gennadi G. Golowkin für einen würdigen Nachfolger des Argentiniers hält.

Tom Loeffler, der die Interessen von K2 Promotions in den USA vertritt, kündigt den nächsten Auftritt Golowkins bei HBO für November an. Man prüfe zudem zwei andere Optionen für August und September, wobei noch zu klären sei, welche von beiden mehr Sinn macht. Wenn irgend möglich werde der WBA-Weltmeister in diesem Jahr fünf Kämpfe bestreiten und damit ein Zeichen setzen, daß er der aktivste Champion im gesamten Boxsport ist. [2]

Sofern K2 und Gennadi Golowkin für seinen nächsten Auftritt im Spätsommer einen Vereinigungskampf gegen einen anderen Weltmeister ins Auge fassen, kommt dafür wohl nur WBO-Champion Peter Quillin in Frage. Da alle anderen Titelträger verletzt oder bereits verplant sind, böte sich der in 29 Kämpfen ungeschlagene US-Amerikaner für ein solches Gipfeltreffen an. Der Kasache hat bereits sein Interesse an einem Duell mit Quillin zum Ausdruck gebracht, der allerdings bei den Golden Boy Promotions unter Vertrag steht, die wiederum mit dem Konkurrenzsender Showtime liiert sind.

Tom Loeffler will diese Option dennoch nicht ausschließen, wobei er geltend macht, daß Golowkin spätestens seit seinem beeindruckenden Sieg über Matthew Macklin derzeit deutlich höher als Quillin einzustufen sei. Der Kasache sei wesentlich populärer und fülle größere Hallen. Peter Quillin sei ohne Frage ein großer Champion und habe bereits im Barclays Center auf Showtime geboxt. Sollte es jedoch zum Kampf gegen Gennadi Golowkin kommen, müsse dieser bei HBO stattfinden, da man dort über das größere Budget verfüge und höhere Einschaltquoten erzielen könne. [3]

Der mögliche Vereinigungskampf zwischen Gennadi Golowkin und Peter Quillin könnte zum Präzedenzfall werden, was die drohende Spaltung des US-amerikanischen Boxgeschäfts betrifft. Als führender Promoter in den USA setzen die Golden Boy Promotions in einem strategischen Manöver inzwischen voll und ganz auf den Sender Showtime, der HBO dadurch als Branchenführer ablöst. Dieser erbitterte Konkurrenzkampf könnte dazu führen, daß bedeutende Kämpfe zwischen Boxern aus beiden Lagern fortan ausgeschlossen sind und ein Schisma den gesamten professionellen Boxsport in Mitleidenschaft zieht.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/lou-dibella-naechster-kampf-von-martinez-nicht-gegen-golovkin-27411

[2] http://www.boxen.de/news/gennady-golovkin-naechster-kampf-auf-hbo-im-november-27412

[3] http://www.boxen.de/news/tom-loeffler-golovkin-vs-quillin-nur-auf-hbo-denkbar-27386

2. Juli 2013