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MELDUNG/1112: Amir Khan tritt künftig im Weltergewicht an (SB)




Anfang Dezember in Dubai gegen IBF-Weltmeister Devon Alexander

Amir Khan, der einer aus Pakistan nach England eingewanderten Familie entstammt, gewann bei den Olympischen Spielen 2004 eine Silbermedaille, die ihn fast über Nacht zu einem der prominentesten britischen Sportler machte. Nach seinem Wechsel ins Profilager entwickelte er sich zu einem Halbweltergewichtler von Weltklasse, der mit hervorragenden offensiven Qualitäten aufwarten kann, jedoch nicht selten Schwächen in der Deckungsarbeit zeigt.

Am 11. Dezember 2010 ging in Las Vegas ein Kampf über die Bühne, der zu einem der Höhepunkte des ausklingenden Jahres avancierte. Der britische WBO-Weltmeister Amir Khan traf im Mandalay Bay auf den Interimschampion Rene Marcos Maidana aus Argentinien. Das unter dem Motto "Blitz und Donner" schon vorab zu einem Gipfeltreffen zweier unterschiedlicher Kampfesweisen hochstilisierte Duell erfüllte alle Erwartungen des Publikums. Vor 4.600 restlos begeisterten Zuschauern gelang es Khan damals, seinen Titel durch einen Punktsieg über Maidana erfolgreich zu verteidigen. Allerdings mußte der technisch versierte Weltmeister aus dem nordenglischen Bolton gegen den gefährlichen Puncher Maidana diverse kritische Situationen überstehen, bis er seinen Gürtel wieder mit nach Hause nehmen konnte.

Ein Jahr darauf war der Brite Superchampion der WBA und Weltmeister der IBF, als ihn Lamont Peterson am 10. Dezember 2011 überraschend in Washington D.C. entthronte. Die Mehrzahl der Experten stimmte jedoch darin überein, daß Khan vor dem Heimpublikum seines Gegners klar benachteiligt worden war. Zu einer von der WBA geforderten Revanche kam es nicht, da bei Petersons Dopingprobe Spuren synthetischen Testosterons nachgewiesen wurden. Daraufhin bekam Khan den WBA-Titel zurück, während die IBF denselben Schritt in Erwägung zog, später jedoch davon absah.

Am 14. Juli 2012 kam es zu einem weiteren hochkarätigen Duell im Halbweltergewicht, bei dem Amir Khan und Danny Garcia in Las Vegas aufeinandertrafen. Während Garcia den Titel des WBC in diesen Kampf einbrachte, trat Khan mit dem Gürtel der WBA an. Der Kampf endete mit einer faustdicken Überraschung. Nachdem der 24jährige Garcia zweieinhalb Runden lang von dem Briten in jeder Hinsicht dominiert worden war, drehte ein einziger Treffer in der dritten Runde den Kampfverlauf um. Mitten in einem Schlagabtausch wurde der 25 Jahre alte Khan plötzlich von einem linken Haken getroffen, der ihn auf die Bretter schickte. Der Brite rettete sich in die Pause und kassierte zu Beginn der vierten Runde einen weiteren Niederschlag, der ihn jedoch nicht dran hinderte, sich mit seinem Gegner einen Schlagabtausch nach dem anderen zu liefern. Das sollte sich angesichts seines geschwächten Zustands als verhängnisvoll erweisen, da er kurz vor Ende der Runde ein drittes Mal zu Boden gehen mußte. Zwar kam er bei sieben wieder hoch, doch nahm ihn der Ringrichter diesmal aus dem Kampf.

Einige Zeit nach dieser zweiten Niederlage in Folge trennte sich Amir Khan im September 2012 von seinem langjährigen Trainer Freddie Roach. Für diesen hatte unter den von ihm betreuten Boxern Manny Pacquiao stets an erster Stelle gestanden, weshalb Khan nun Konsequenzen aus dieser mißlichen Situation zog. Der Brite war sich seiner Schwächen in der Defensive bewußt und wollte dieses Manko beheben, um sich in der Weltklasse durchsetzen zu können. Er müsse vieles verändern und daher sorgsam überlegen, welcher Trainer ihm in dieser speziellen Anforderungslage am besten helfen könne, sagte Khan damals. Er schloß sich in der Folge Virgil Hunter an, der 2011 von der Boxing Writers Association of America zum Trainer des Jahres gekürt worden war. Sein prominentester Schützling ist der Supermittelgewichtler Andre Ward, der das Super-Six-Turnier gewonnen und zuletzt ein Prestigeduell mit dem führenden Halbschwergewichtler Chad Dawson für sich entschieden hatte.

Die Zusammenarbeit mit seinem neuen Trainer trug erste Früchte, als Amir Khan am 15. Dezember 2012 auf den ungeschlagenen US-Amerikaner Carlos Molina traf. Der Brite bot eine ausgezeichnete Vorstellung, die er mit einem vorzeitigen Sieg nach der zehnten Runde krönte. Ohne die souveräne Leistung Khans zu schmälern, muß man allerdings einräumen, daß Molina ein Gegner nach Maß für ihn war. Der Brite schlug einfach zu schnell für den Amerikaner, der zudem als Kleinerer von beiden die Deckung zu tief hielt und nicht über die Schlagwirkung verfügte, um das Blatt mit einem Konter zu wenden.

Bei seinem bislang letzten Auftritt bekam es Amir Khan am 27. April 2013 in Sheffield mit dem früheren Leichtgewichtschampion Julio Diaz zu tun. Dabei trat der Brite erstmals seit zwei Jahren wieder vor heimischem Publikum an. Khan tat sich schwer gegen den zähen Mexikaner, gewann aber am Ende verdient nach Punkten. Auch diesmal war es um die Deckung des Briten nicht allzu gut bestellt: Er ging im vierten Durchgang zu Boden und konnte in den letzten drei Runden nur mit Mühe eine K.o.-Niederlage abwenden.

Nun soll eine neue Ära in der Karriere Amir Khans anbrechen. Wie der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, Richard Schaefer, angekündigt hat, werde der Brite ins Weltergewicht aufsteigen und dort eine Titelchance gegen IBF-Weltmeister Devon Alexander bekommen. Während Khan 28 Kämpfe gewonnen und drei verloren hat, stehen für Alexander 25 Siege und eine Niederlage zu Buche. Der Kampf soll am 7. Dezember in Dubai ausgetragen werden. Demnach wurden bereits Gespräche mit der herrschenden Familie der Emirate aufgenommen, die großes Interesse an der Durchführung einer bedeutenden Boxveranstaltung zum Ausdruck gebracht habe.

Sollte sich Khan gegen Alexander durchsetzen, könnte er der nächste Gegner Floyd Mayweathers im Jahr 2014 werden. Amir brauche einen Titel im Weltergewicht, damit ein Kampf gegen Floyd Sinn mache, so Schaefer. Daher bekomme er seine Chance gegen Devon, der bereits zugestimmt habe. Man gehe davon aus, die Verträge binnen weniger Wochen unterschriftsreif vorlegen zu können. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/richard-schaefer-alexander-am-7-dezember-gegen-khan-26857

7. Juni 2013