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MELDUNG/1103: Hinter den Klitschkos taktieren und konkurrieren die Kandidaten (SB)




Kampf zwischen Tyson Fury und Kubrat Pulev nimmt Kontur an

Vitali Klitschko hatte monatelang offengehalten, ob er seine sportliche Karriere zumindest noch in diesem Jahr fortsetzen oder sich ausschließlich seiner Politikerlaufbahn in der Ukraine widmen werde. Als er endlich Stellung nahm, fiel seine Mitteilung kurz und bündig aus: Bermaine Stiverne sei nach dem Sieg über Chris Arreola neuer Pflichtherausforderer des WBC, weshalb er seinen Titel gegen den Kanadier verteidigen wolle. Wer immer sich also sonst noch Hoffnungen gemacht hatte, mit dem älteren Klitschko in den Ring zu steigen und ihm womöglich den Gürtel abzujagen, kann dieses Vorhaben aller Voraussicht nach vergessen und sich mit Blick auf den WBC-Titel auf die Ära nach Klitschko konzentrieren.

Auch Wladimir Klitschko ist bis in den Herbst hinein verbucht, da er für eine Rekordbörse gegen Alexander Powetkin antreten wird. Dahinter drängen, taktieren und konkurrieren eine ganze Reihe von Kandidaten, die sich in eine günstige Ausgangsposition für einen Titelkampf zu manövrieren versuchen. Was dabei zählt, ist nicht allein das sportliche Können, gilt es doch gleichermaßen, sich werbewirksam in Szene zu setzen. Gute Aussichten scheint derzeit der Bulgare Kubrat Pulev zu haben. Der Europameister aus dem Sauerland-Boxstall führt die Rangliste der IBF an, was ihn an dieser Schwelle gewissermaßen zum Torwächter zum Titelkampf mit Klitschko macht.

Unmittelbar hinter Pulev ist Tyson Fury postiert, der sich bei seinem Debüt in den USA am 20. April gegen Steve Cunningham durchgesetzt hat. Da das Duell im Madison Square Garden als Ausscheidungskampf der IBF um den zweiten Platz der Rangliste ausgewiesen worden war, zeichnet sich nun ein Kampf des Briten gegen den Bulgaren ab. Leicht war es Fury nicht gefallen, den wesentlich kleineren und leichteren Cunningham zu besiegen. Der frühere IBF-Weltmeister im Cruisergewicht schickte den riesigen Engländer in der zweiten Runde zu Boden und traf ihn in der vierten erneut so schwer, daß sich Fury nur durch Klammern aus der Affäre ziehen konnte. Danach wälzte sich der 2,06 m große und 20 kg schwerere Briten im Infight solange auf Cunningham, bis dieser ermüdete und sich in der siebten Runde auszählen lassen mußte.

Damit blieb der 24jährige Tyson Fury in 21 Auftritten ungeschlagen, doch Favorit in einem möglichen Kampf gegen Kubrat Pulev ist er keineswegs. Der Bulgare hat im vergangenen Jahr im Kampf um die Europameisterschaft den körperlich überlegenen Alexander Dimitrenko besiegt. Anfang Oktober 2012 bestritt er dann in der Sporthalle Hamburg einen Ausscheidungskampf gegen den Russen Alexander Ustinow. Dabei lieferte der 31 Jahre alte Pulev seinem 2,02 m großen und mit einem Gewicht von fast 139 kg wie ein Berg vor ihm aufragenden Kontrahenten ein bravouröses Gefecht, das er durch Abbruch in der elften Runde gewann.

Unterdessen hat Furys Promoter Mick Hennessy ein Angebot seines Kollegen Frank Warren ausgeschlagen, einen Kampf gegen Dereck Chisora zu bestreiten. Wenngleich es eine ordentliche Offerte gewesen sei, verlange die ungeklärte Situation bei der IBF eine Lösung. Da Tyson Fury auf Titelkurs steuere, sei ein Duell mit Pulev die Marschroute. Die Versteigerung des Kampfs gegen den Europameister findet am 1. Juni in Wien statt.

Dereck Chisora sollte eigentlich gegen den in 28 Profikämpfen ungeschlagenen Deontay Wilder antreten, der jedoch absagen mußte, da er die USA derzeit nicht verlassen darf. Wilder hatte am 27. April den bislang bedeutendsten Sieg seiner Karriere gefeiert, als er in Sheffield den ehemaligen Europameister Audley Harrison in nur 70 Sekunden ausschaltete. Seine nächste Schlagzeile war hingegen unerfreulich, da er bald darauf in Las Vegas festgenommen wurde. Ihm wird vorgeworfen, in seinem Hotelzimmer eine Frau geschlagen und gewürgt zu haben. Er wurde gegen Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt, doch muß sich der 27jährige möglicherweise vor Gericht verantworten. Nun sucht Chisora einen anderen Gegner für seinen nächsten Auftritt, der am 20. Juli in London stattfinden soll.

Tyson Furys Name wurde in letzter Zeit des öfteren mit David Haye in Verbindung gebracht, der seinen Kampf gegen Manuel Charr abgesagt hat. Mick Hennessy wies nun die Spekulation zurück, Haye sei gar nicht verletzt, sondern strebe einen Kampf mit Fury an. Das sei Unsinn, da man Kubrat Pulev und Tomasz Adamek im Visier habe, die beide beim Sender HBO laufen könnten. Der Schwergewichtsszene stünden zwölf aufregende Monate ins Haus, und Tyson Fury sei der Mann, mit dem sich alle ernsthaften Kandidaten messen müßten. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/tyson-fury-angebot-von-chisora-abgelehnt-26744

29. Mai 2013