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MELDUNG/1036: Nach langer Pause kehrt Ramona Kühne überzeugend zurück (SB)




Souveräner Punktsieg gegen die Brasilianerin Halanna Dos Santos

Nach einer verletzungsbedingten Pause von mehr als dreizehn Monaten hat sich Ramona Kühne erfolgreich im Ring zurückgemeldet. Vor 3000 Zuschauern besiegte die Weltmeisterin der Verbände WIBF, WBO und WBF im Superfedergewicht in Potsdam die Brasilianerin Halanna Dos Santos einstimmig nach Punkten. Dank dieses Erfolgs in der MBS Arena verbesserte die 33jährige Brandenburgerin ihre Bilanz auf 20 Siege bei einer Niederlage, während für die zehn Jahre jüngere Südamerikanerin nun vierzehn gewonnene und fünf verlorene Auftritte zu Buche stehen.

Zur Freude des Publikums, darunter auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, zeichnete sich frühzeitig ab, daß die Weltmeisterin aus dem Magdeburger SES-Boxstall die technischen Vorteile klar auf ihrer Seite hatte. Zwar ließ sie die Herausforderin in der Eröffnungsrunde zunächst kommen, doch bremste sie die erste Offensive der Brasilianerin recht schnell und nahm bereits im zweiten Durchgang das Heft in die Hand. Sie boxte variabel und erhöhte den Druck, wobei die langen Hände ihrer Gegnerin noch für einige Zeit gefährlich blieben, so daß sich die Lokalmatadorin vorsehen mußte.

Halanna Dos Santos, die zu überschaubar in ihrem Repertoire boxte, geriet von der dritten Runde an zunehmend ins Hintertreffen und mußte sich zahlreicher gefährlicher Angriffe erwehren. Ramona Kühne verstand es, ihre Gegnerin des öfteren an den Seilen zu stellen und ihr mit Trefferserien zuzusetzen. Gegen Ende des fünften Durchgangs schien sich ein vorzeitiges Ende anzubahnen, als die Brasilianerin mehrfach in den Seilen festgesetzt wurde, angeschlagen wirkte und sich gerade noch in die Pause retten konnte.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, daß allenfalls ein Glückstreffer das Blatt noch wenden konnte. Die Titelverteidigerin marschierte voran, während ihre Kontrahentin kaum noch Mittel fand, sich zu behaupten, und ihr Heil immer häufiger in der Flucht suchte. Dennoch schien sie entschlossen, diesen Kampf bis zum Schlußgong durchzustehen, auch wenn ihr der Sieg nicht winken würde. Ramona Kühne machte Druck und setzte entschlossen nach, wurde aber wiederholt vom Pausengong unterbrochen, der beim Frauenboxen bereits nach zwei absolvierten Minuten pro Runde ertönt.

In der achten Runde trieb Ramona Kühne die Brasilianerin von Ecke zu Ecke und machte unaufhörlich Druck. Ihre Gegnerin stellte jedoch ausgezeichnete Nehmerqualitäten unter Beweis und schien die zahlreichen Treffer der Weltmeisterin mühelos wegzustecken. So überstand Halanna Dos Santos tapfer, aber chancenlos die volle Distanz, wobei sich Ramona Kühne mit einem regelrechten Trommelfeuer aus der letzten Runde verabschiedete. Die Brasilianerin mußte sich schließlich klar nach Punkten geschlagen geben. Ein Punktrichter hatte ihr wenigstens eine Runde gutgeschrieben, seine beiden Kollegen sahen die Titelverteidigerin in sämtlichen Durchgängen vorn (100:90, 100:90, 99:91).

Halanna Dos Santos berichtete nach ihrer Niederlage, daß ihr das Klima in Deutschland große Schwierigkeiten bereitet habe. Sie sei ein wenig erkältet, was sie im Kampf behindert habe.

Ihr falle ein großer Stein vom Herzen, sagte Ramona Kühne nach ihrem souveränen Auftritt im Interview. Dreizehn Monate Wettkampfpause seien "eine verdammt lange Zeit" gewesen. Sie bedankte sich bei ihrer Gegnerin und zog mit Genugtuung Bilanz, daß sie nach ihrer Auszeit besser als erwartet in den Kampf gefunden und ihn zu ihrer vollen Zufriedenheit gestaltet habe. Das Publikum in der Halle sei Klasse gewesen, und sie freue sich sehr, nach langer Abwesenheit vom Ring so herzlich empfangen worden zu sein. Sie hoffe, daß das nicht ihr letzter Auftritt in Potsdam gewesen sei.

Ramona Kühne hatte die bislang einzige Niederlage in ihrer ansonsten durchweg erfolgreichen Karriere am 9. Januar 2010 in Magdeburg bezogen, als sie der damaligen Weltmeisterin der Verbände WIBF, WBC und WBO im Federgewicht, Ina Menzer, aufgrund einer Cutverletzung in der sechsten Runde durch technischen K.o. unterlag. Im Mai 2012 mußte sie sich einer Kreuzbandoperation unterziehen. Wie sie nach ihrem Auftritt in Potsdam berichtete, hätten diese Beschwerden beim Kampf keine Rolle mehr gespielt. Von ihrem Knie habe sie gar nichts gemerkt, und die Bandage sei "nur für den Kopf" dagewesen. Sie werde sie vielleicht noch im nächsten und übernächsten Kampf anlegen und dann ganz auf sie verzichten.

4. März 2013