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MELDUNG/1029: Bernd Bönte und das Fell des Bären (SB)




Manager der Klitschkos legt Einspruch beim Verband WBA ein

Man könne das Fell des Bären nicht verteilen, bevor dieser erlegt sei, argumentiert Bernd Bönte. Der Manager der Klitschkos legt bei der WBA Einspruch gegen den Beschluß des Verbands ein, wonach sich Wladimir Klitschko schon vor seiner freiwilligen Titelverteidigung mit Alexander Powetkin einigen müsse. Der Russe genießt als regulärer Weltmeister der WBA das Vorrecht, gegen den Superchampion anzutreten, der diese lästige Pflicht jedoch auf den Sommer verschoben hat. Klitschkos Einwand ist insofern nachvollziehbar, als bei seinem für April oder Mai geplanten Kampf der Herausforderer zumindest theoretisch den Titel gewinnen könnte, wodurch vorab getroffene Vereinbarungen mit Powetkin hinfällig würden. Führte man solche Verhandlungen schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt, müßte jedermann annehmen, daß der nächste Gegner so schwach sei, daß der Sieger bereits feststehe. Das wäre definitiv ein falsches Signal und würde sich ungünstig auf die Vermarktung auswirken, so Bönte.

Zudem habe man der WBA mitgeteilt, daß die Rechte am Kampf gegen Powetkin erst dann versteigert werden könnten, wenn das Datum und der Austragungsort feststehen. Schließlich müsse man zunächst einmal klären, welche Arenen zu welchem Zeitpunkt verfügbar sind. Da also noch maßgebliche Parameter unbestimmt seien, fehle die Grundlage für definitive Vereinbarungen.

Davon abgesehen möchte Bönte die freiwillige Titelverteidigung Wladimir Klitschkos um einen Monat verschieben. Der Beschluß der WBA, daß dieser Kampf im April stattzufinden habe, lasse sich nicht umsetzen. Klitschko müsse in einer großen Halle boxen, da alles andere finanziell keinen Sinn mache. In Deutschland seien jedoch alle großen Arenen im April mit Eishockeyspielen besetzt, und dasselbe gelte für die USA, zumal man nicht im Voraus wisse, wie weit die jeweiligen Teams in den Playoffs kommen. Deswegen habe man bei der WBA um einen Termin in der ersten Maiwoche angefragt und warte nun die Antwort ab. Da die Wege dieses Verbands oftmals verschlungen, aber in ihrem Grundmuster keineswegs unerforschlich sind, gehe man wohl kein nennenswertes Risiko ein, auch in dieser Kontroverse auf einen Erfolg der Klitschkos zu setzen.

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Lamont Peterson trotz langer Pause gut in Schuß

Am 10. Dezember 2011 entthronte Lamont Peterson in Washington D.C. überraschend den favorisierten Briten Amir Khan als Superchampion der WBA und Weltmeister der IBF im Halbweltergewicht. Die Mehrzahl der Experten stimmte jedoch darin überein, daß Khan vor dem Heimpublikum seines Gegners klar benachteiligt worden war. Zu einer von der WBA geforderten Revanche kam es nicht, da in Petersons Dopingprobe Spuren synthetischen Testosterons nachgewiesen wurden. Die WBA erklärte den Titel daraufhin für vakant, und auch der Verband IBF erwog, Peterson den Gürtel abzuerkennen, sah aber später von Sanktionen ab.

Nach vierzehn Monaten Pause hat sich Peterson nun mit einer ansprechenden Leistung im Ring zurückgemeldet. Der amtierende IBF-Champion im Halbweltergewicht setzte sich bei seinem ersten Auftritt unter der Regie der Golden Boy Promotions vorzeitig gegen den früheren WBO-Weltmeister Kendall Holt durch. In den ersten Runden hatte der Titelverteidiger aufgrund seiner fehlenden Kampfpraxis noch sichtlich Probleme und agierte recht zurückhaltend. Dies erlaubte es seinem Gegner, häufiger zu schlagen und aus der Distanz zu punkten.

Die Wende deutete sich kurz vor Ende des vierten Durchgangs an, als Peterson in die Offensive ging und Holt mit einer Kombination erstmals zu Boden schickte. Der schwer angeschlagene Herausforderer kam wieder auf die Beine und konnte sich gerade noch in die Pause retten. Noch immer geschwächt, behalf sich Holt in der folgenden Runde zumeist mit Klammern, womit er sich beinahe eine Verwarnung und damit einen weiteren Punktabzug eingehandelt hätte. In der sechsten Runde schickte der Weltmeister seinen Gegner erneut auf die Bretter, worauf er es im nächsten Durchgang etwas ruhiger angehen ließ. Die vorzeitige Entscheidung fiel schließlich in der achten Runde, als Holt an den Seilen eine Serie schwerer Treffer hinnehmen mußte, bis der Ringrichter einschritt und dem ungleichen Kampf ein Ende machte.

Lamont Peterson verbesserte dank dieses Erfolgs seine Bilanz auf 31 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden. Für Kendall Holt stehen nun 28 gewonnene und sechs verlorene Ringauftritte zu Buche. Wohl um möglichen Einwänden angesichts seiner zu Anfang recht zögerlichen Kampfesweise zuvorzukommen, zog der Titelverteidiger im anschließenden Interview mit den Worten Bilanz, er habe gewonnen und daher wohl einen guten Job gemacht. Ihm sei es egal, gegen wen er als nächstes kämpfe, doch bedauere er den Verlust des WBA-Titels, den nun Danny Garcia halte. Er würde sich glücklich schätzen, mit Garcia in den Ring zu steigen, um sich den Gürtel zurückzuholen.

Verständlicherweise enttäuscht räumte Holt unumwunden ein, daß er schlichtweg zu häufig weggelaufen sei. Diese Passivität sei ihm auf die Füße gefallen, denn wer den Schlagabtausch nicht suche, müsse mit einer Niederlage rechnen. Ihm sei es an diesem Abend einfach nicht gelungen, die geplante taktische Marschroute und seine technischen Möglichkeiten umzusetzen. Sollte es ihm künftig nicht gelingen, den Kampf aktiv zu gestalten, müsse er sich wohl mit dem Gedanken vertraut machen, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen.

24. Februar 2013