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MELDUNG/1027: Von einer Schwergewichtskrise will David Price nichts wissen (SB)




Aufstrebender Brite möchte 2014 um die Weltmeisterschaft kämpfen

Er schließe sich der weithin kolportierten Auffassung nicht an, daß man derzeit Schwergewichtsboxen auf dem niedrigsten Niveau aller Zeiten erlebe, widerspricht David Price der gängigen Sichtweise. Der in 15 Profikämpfen ungeschlagene Liverpooler räumt durchaus ein, daß die Überlegenheit der Klitschkos viele Konkurrenten abschrecke. Man müsse den beiden Ukrainern jedoch zugute halten, daß sie eine effektive Strategie durchsetzten. Da mit einem Rücktritt Vitalis noch in diesem Jahr zu rechnen sei, gestalte sich die Gewichtsklasse wieder offener als in der Vergangenheit. Einer Generation junger Boxer biete sich die Gelegenheit, an die Weltspitze vorzustoßen.

Anfang 2014 möchte der 29 Jahre alte Brite um die Weltmeisterschaft kämpfen. Bevor er jedoch nach den Sternen greifen kann, muß der Olympiadritte von 2008 am Samstag mit Tony Thompson seinen bislang erfahrensten und namhaftesten Gegner in die Schranken weisen. Überstürzen will der Liverpooler auch dann nichts, sollte er den US-Amerikaner klar dominieren und womöglich sogar spektakulär besiegen. Zwei weitere Auftritte seien geplant, um sich für den erhofften Titelkampf im nächsten Jahr zu rüsten.

Damit steht einmal mehr ein Duell mit seinem Landsmann Tyson Fury im Raum, der seine 20 Profikämpfe allesamt gewonnen hat und ihm auf der Karriereleiter mindestens einen Schritt voraus ist. Fury sei sein natürlicher Feind, worüber beide froh sein könnten, hält Price große Stücke auf den innerbritischen Konkurrenzkampf. Er sei jederzeit dazu bereit, dieses spektakuläre Duell über die Bühne zu bringen. Da sich die beiderseitigen Promoter jedoch bislang nicht einigen konnten, ist mit diesem Kampf vorerst nicht zu rechnen.

Tony Thompson, der mit einer Bilanz von 36 Siegen und drei Niederlagen nach Liverpool reist, will seine Karriere beenden, sollte er David Price unterliegen. Der 41 Jahre alte US-Amerikaner spricht von seiner letzten Chance. Er sei einst in Clubs aufgetreten und habe nicht die geringste Absicht, seine Laufbahn dort zu beenden. Um weiter in der Spitzenklasse mitzuboxen, müsse er Gegner wie Price in die Schranken weisen.

Zur Vorbereitung auf den kommenden Kampf in England hatte Thompson sein Team neu aufgestellt und Carlos Diez sowie Charlie Mooney als Trainer verpflichtet. Seine enttäuschende Leistung gegen Wladimir Klitschko im Juli letzten Jahres erklärt sich der US-Amerikaner damit, daß er mental nicht in den Kampf gefunden habe. Für gewöhnlich gehe er aggressiv zur Sache, doch sei er damals gar nicht so weit gekommen. Außerdem hätten seine Kinder am Ring gesessen, weshalb er sich mehr als Vater denn als Kämpfer gefühlt habe. Das werde gegen David Price ganz anders sein, da er die Kinder diesmal lieber zu Hause lasse und sich zudem mit neuen Leuten umgeben habe, die an ihn glaubten und ihm gehörig Beine machten.

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Eddie Chambers lästert über Konkurrenten im Cruisergewicht

Der 30 Jahre alte US-Amerikaner Eddie Chambers verabschiedet sich aus dem Schwergewicht, wo er als vergleichsweise kleiner und leichter Boxer trotz seiner Schnelligkeit und technischen Fertigkeiten auf die Dauer nicht mit den Riesen mithalten konnte, die heute die Szene dominieren. Überragten die Klitschkos mit ihrem Gardemaß noch vor wenigen Jahren alle Gegner, so kämpft inzwischen ein halbes Dutzend aufstrebender Konkurrenten von über zwei Metern Größe und entsprechendem Gewicht auf hohem Niveau. Chambers steigt daher ins Cruisergewicht ab, wo er sich bessere Chancen ausrechnet, noch einmal um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.

Da er sich im niedrigeren Limit nicht hinten anstellen will, bringt er sich schon vorab mit verbalen Angriffen auf seine potentiellen Gegner ins Gespräch. Es komme im Cruisergewicht zu keiner Titelvereinigung, weil die Weltmeister samt und sonders Feiglinge seien, die sich zu Hause versteckten, lästert Chambers. Eigentlich wollte der US-Amerikaner gleich bei seinem ersten Auftritt in der neuen Gewichtsklasse WBA-Weltmeister Denis Lebedew herausfordern, doch wird es dazu zumindest fürs erste nicht kommen. Promoter Don King sei dazwischengesprungen und habe den Russen zu einem Kampf gegen Guillermo Jones gezwungen, der eine reine Zeitverschwendung sei, glaubt Chambers den Schuldigen ausgemacht zu haben. In der Hoffnung, daß ein anderer Champion bereit sei, seinen Gürtel im Kampf mit ihm aufs Spiel zu setzen, nennt der Boxer aus Philadelphia den WBO-Weltmeister Marco Huck einen Drückeberger, den er auf die Bretter schicken werde. Die Duftmarken sind damit gesetzt, ob sie die Konkurrenz aus dem Bau locken, wird sich zeigen.

22. Februar 2013