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MELDUNG/994: Grünes Licht aus dem Umfeld Vitali Klitschkos (SB)




David Haye könnte auf seine Kosten kommen

Wie aus dem Umfeld Vitali Klitschkos verlautet, setzt der Weltmeister des WBC im Schwergewicht aller Voraussicht nach seine erfolgreiche sportliche Karriere für eine gewisse Frist fort. Wenngleich die für Anfang des Jahres angekündigte Erklärung des Ukrainers noch aussteht, ob er seinen Titel erneut verteidigen oder sich künftig ausschließlich seinen politischen Ambitionen widmen wird, scheint sich eine Entscheidung für die doppelgleisige Vorgehensweise zumindest für das Jahr 2013 anzubahnen. Sollte sich die aktuelle Einschätzung bestätigen, dürfte Klitschko daran gelegen sein, seinen bevorstehenden Abschied mit einem Sieg in einem bedeutenden Kampf zu besiegeln.

Damit steigen die Chancen David Hayes, auch mit dem älteren Klitschko in den Ring zu steigen. Der Brite redet seit Monaten diesen einträglichen Kampf herbei, indem er den Ukrainer mit dem Vorwurf provoziert, es sei eines Champions unwürdig, durchweg gegen zweitklassige Herausforderer anzutreten und seine Laufbahn mit einem unspektakulären Kampf gegen einen überforderten Gegner zu beschließen. Es gebe nur einen maßgeblichen Kontrahenten, und der heiße David Haye. Zugleich wurde der Londoner nicht müde zu betonen, daß man sich im Grunde genommen schon längst einig sei und lediglich die letzten Details wie den Austragungsort und Zeitpunkt zu klären habe.

Wenngleich nicht auszuschließen ist, daß die beiden Lager bereits über die Konditionen eines Duells verhandeln, ohne daß dies publik wird, spricht doch das monatelange Schweigen Klitschkos zu diesem Thema eher dafür, daß Haye etwas herbeizureden versucht, was er noch längst nicht in der Tasche hat. Man kann davon ausgehen, daß es keinesfalls wie beim Kampf gegen Wladimir Klitschko, der im Juli 2011 in Hamburg ausgetragen wurde, zu einer gleichen Teilung der gesamten Einkünfte kommt. Der Brite müßte diesmal erhebliche finanzielle Abstriche machen, könnte aber dennoch mit einer Börse in Millionenhöhe rechnen. Existentiell darauf angewiesen ist er nicht, da er bei seinen Kämpfen gegen Wladimir Klitschko und zuletzt seinen Landsmann Dereck Chisora so viel verdient hat, daß er sich diesbezüglich keine Sorgen um seine Zukunft zu machen braucht.

Für David Haye scheint der Wunsch den Ausschlag zu geben, wieder im Rampenlicht zu stehen und aller Welt zu verkünden, daß er der beste Boxer im Schwergewicht sei oder es zumindest in Kürze sein werde. Das wahre Leben spiele sich im Ring ab, legte er kürzlich seine Motivlage in einem Interview dar, und das klang selbst bei einem Großsprecher wie ihm recht plausibel.

Vor dem Kampf gegen den jüngeren Klitschko war Haye amtierender Weltmeister der WBA und brachte viel Geld aus dem britischen Bezahlfernsehen in das Geschäft ein, das unbestätigten Schätzungen zufolge einen Umsatz von insgesamt 25 Millionen Dollar generierte. Gegenwärtig hat der Brite keinen Titel mehr und dürfte an Popularität eingebüßt haben, zumal aufstrebende Rivalen wie Tyson Fury oder David Price inzwischen Schlagzeilen auf der Insel machen und ihrerseits ans Tor der Klitschkos pochen möchten.

Sollte es zu einem Kampf zwischen Vitali Klitschko und David Haye kommen, dürfte dieser in Deutschland über die Bühne gehen. In Frage kämen die Stadien in Frankfurt, Düsseldorf und Gelsenkirchen, so daß dem zu erwartenden Zuspruch des Publikums vor Ort keine Grenzen gesetzt wären. Zudem legt das ukrainische Parlament eine ausgiebige Sommerpause ein, die Klitschko Gelegenheit gäbe, sich wie üblich in seinem österreichischen Trainingslager in Going zusammen mit seinem Trainer Fritz Sdunek vorzubereiten. Dieser hat stets der Überzeugung Ausdruck verliehen, daß Vitali nach wie vor die körperliche Verfassung für weitere Kämpfe aufweise und daher seine sportliche Laufbahn vorerst erfolgreich fortsetzen könne. Da Sdunek seit vielen Jahren für Augenmaß und sachkundige Einschätzungen bekannt ist, kann man davon ausgehen, daß auch der ältere Klitschko ein Brocken wäre, an dem sich David Haye die Zähne ausbeißt.

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Jean-Marc Mormeck sagt Kampf gegen Krzysztof Wlodarczyk ab

Jean-Marc Mormeck sieht sich gezwungen, die Herausforderung Krzysztof Wlodarczyks abzusagen. Der Franzose hat sich bei der Vorbereitung auf den Kampf, der am 9. Februar in Äquatorialguinea stattfinden sollte, eine Schulterverletzung zugezogen, die ihn zu einer mindestens zweimonatigen Pause nötigt. Da dieses Duell zwischen dem amtierenden WBC-Weltmeister im Cruisergewicht aus Polen und dem früheren Champion schon mehrfach verschoben worden war, darf man vermuten, daß sich Wlodarczyk für seine freiwillige Titelverteidigung einen anderen Kontrahenten sucht.

Möglich wäre andererseits auch, daß der Verband einen dritten Kampf zwischen Krzysztof Wlodarczyk und Giacobbe Fragomeni vorschlägt. Der Italiener hatte sich im Dezember gegen seinen Landsmann Silvio Branco durchgesetzt und damit den vakanten Silbergürtel des WBC gesichert, der ihn zum Pflichtherausforderer des Weltmeisters macht. Wlodarczyks letzte Pflichtverteidigung liegt erst knapp vier Monate zurück, so daß der Pole auf einen solchen Vorschlag nicht eingehen müßte. Allerdings böte sich ihm die Gelegenheit, seine Pflichtaufgabe für dieses Jahr frühzeitig und vermutlich ohne allzu große Probleme zu erledigen. Im Jahr 2009 war es in Italien zu einem für Fragomeni schmeichelhaften Unentschieden gekommen, worauf sich Wlodarczyk bei einem zweiten Aufeinandertreffen 2010 mit technischem K.o. in der achten Runde durchsetzte.

14. Januar 2013