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MELDUNG/957: Jahresabschluß mit schlagkräftigen Argumenten (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen



1. Dezember: Tyson Fury gegen Kevin Johnson

Der in 19 Profikämpfen ungeschlagene britische Schwergewichtler Tyson Fury steigt in Belfast mit einem namhaften Gegner in den Ring. Promoter Mick Hennessy hat den US-Amerikaner Kevin Johnson verpflichtet, für den 28 Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen. Das größte Pfund, mit dem der 33jährige Johnson wuchern kann, ist sein Gang über volle zwölf Runden mit WBC-Champion Vitali Klitschko im Dezember 2009. Nach dieser Niederlage setzte er sich mit einem beachtlichen Sieg über Alex Leapai in Australien erfolgreich in Szene, doch unterlag er im Finale des Prizefighter-Turniers unerwartet Tor Hamer.

Fury zeigte sich zufrieden mit der Wahl dieses Gegners. Johnson sei genau das, was er in der aktuellen Phase seines Aufstiegs brauche: "Wir wollten einen Weltklasse-Fighter, und jetzt haben wir ihn." Er werde den Amerikaner auseinandernehmen und die Welt aufhorchen lassen. Indem er Johnson vorführen und auf die Bretter schicken werde, rücke er mit diesem klaren Signal einem Kampf gegen die Klitschkos näher.

Johnson kündigte den Zuschauern in seinem wichtigsten Kampf seit der Begegnung mit Klitschko eine explosive und aufregende Darbietung an. Fury sei zwar ein ausgezeichneter Kämpfer, doch habe er noch nie einen Boxer wie ihn aus der Nähe gesehen. Kevin Johnson sei nicht Dereck Chisora oder Neven Pajkic, sondern auf der Mission, den Schwergewichtstitel zu holen, und Tyson stehe ihm dabei im Weg. Wie verhängnisvoll das ist, werde der Brite am eigenen Leib erfahren.

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1. Dezember: Susianna Kentikian gegen Carina Moreno

Felix Sturm präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Privatsender Sat.1 einen live übertragenen Kampf der früheren Weltmeisterin Susianna Kentikian, die gegen Carina Moreno aus den USA antritt. Dabei steht der vakante WBA-Titel im Fliegengewicht auf dem Spiel.

Wie die Hamburgerin auf der Pressekonferenz sagte, freue sie sich sehr, nach einer Pause von sieben Monaten in den Ring zurückzukehren. Sie könne den Kampf kaum erwarten und werde in erstklassiger Verfassung zur Stelle sein. Mit einem hervorragenden Team im Rücken sei sie hochmotiviert, es mit dieser starken Gegnerin aufzunehmen und sich wieder einen Gürtel zu sichern.

Ihr Trainer Magomed Schaburow dankte Felix Sturm und Sat.1 für diese Titelchance und versicherte seinerseits, daß seine Boxerin in Bestform antreten werde. Die Zuschauer könnten mit einem hochklassigen Kampf rechnen, den man sich nicht entgehen lassen dürfe.

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8. Dezember: Mikkel Kessler gegen Brian Magee

Der Däne Mikkel Kessler kämpft in Herning gegen den Nordiren Brian Magee um den vakanten Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Supermittelgewicht und damit nicht zuletzt das Vorrecht, Superchampion Andre Ward aus Oakland herauszufordern. Kessler, der 45 Kämpfe gewonnen und nur gegen den legendären Waliser Joe Calzaghe und Ward verloren hat, freut sich eigenen Angaben zufolge darauf, wieder in Herning aufzutreten. Gern erinnert er sich an die Atmosphäre beim Kampf gegen Carl Froch, als ihn die Zuschauer unablässig anspornten und damit nicht unmaßgeblich an seinem Sieg Anteil hatten. Mit ihrer Hilfe werde er den Nordiren besiegen und wieder Weltmeister werden.

Der frühere Champion ist in der Vergangenheit bereits zweimal in Herning aufgetreten: Im September 2009 setzte er sich in Vorbereitung auf das Super-Six-Turnier gegen Gusmyr Perdomo durch, 2010 ging der bereits erwähnte Kampf gegen Carl Froch über die Bühne, bei dem sich der Däne den Titel des WBC sicherte. Promoter Kalle Sauerland setzt darauf, daß sich die Geschichte wiederholen wird, und rechnet mit einem ausverkauftes Haus. Kessler werde die Niederlagen seiner Landsleute Mads Larsen und Rudy Markussen gegen Magee rächen und die dänische Ehre wiederherstellen, schlägt Sauerland martialische Töne an. Brian Magee, für den 36 Siege, vier Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hält sich hingegen zugute, bereits zwei Dänen vor deren heimischem Publikum vorzeitig besiegt zu haben.

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14. Dezember: Jean Pascal gegen Alexej Kuziemski

Nach einer ausgiebigen Pause von 17 Monaten kehrt der Kanadier Jean Pascal in den Ring zurück. Bei seinem letzten Auftritt mußte er sich Bernard Hopkins geschlagen geben, der ihn als WBC-Weltmeister im Halbschwergewicht entthronte. Er trifft in Montreal auf Alexej Kuziemski, der in Kämpfen um die Weltmeisterschaft gegen Jürgen Brähmer und Nathan Cleverly jeweils vorzeitig verloren hat. Pascals Promoter Yvon Michel schätzt diesen Gegner als soliden Profi ein, der das Boxen im ausgezeichneten polnischen Amateursystem gelernt habe und in Europa sehr erfolgreich gewesen sei. Für den Polen stehen bislang 23 Siege und vier Niederlagen zu Buche.

Jean Pascal, der 26 Auftritte gewonnen, zwei verloren und einen unentschieden beendet hat, mußte zuletzt geplante Kämpfe gegen Chad Dawson und Tavoris Cloud absagen. Nach diesen beiden abgebrochenen Ansätzen sieht sich der 30jährige inzwischen wieder in der Lage, seine Karriere fortzusetzen. Jetzt sei die Zeit gekommen, da er sich gesund fühle und seinen Sparringspartnern im Training kräftig zusetze. Niemand könne ihn aufhalten, und er werde jeden zerstören, der sich ihm auf dem Weg zu einem erneuten Titelgewinn im kommenden Jahr in den Weg stelle.

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15. Dezember: Arthur Abraham gegen Mehdi Bouadla

Am 25. August hatte sich Arthur Abraham in der Berliner o2 World gegen Robert Stieglitz durchgesetzt und den Magdeburger als Weltmeister der WBO im Supermittelgewicht abgelöst. Vor 10.000 Zuschauern gelang es dem 32jährigen Lokalmatador dank eines einstimmigen Punktsiegs, sich im dritten Anlauf den begehrten Gürtel zu sichern und damit seiner Karriere voller Höhen und Tiefpunkten den langersehnten neuen Schwung zu geben. Abraham, der 35 Kämpfe gewonnen und drei verloren hat, bestreitet seine erste Titelverteidigung in Nürnberg. Er dürfe sich keine Blöße geben und müsse zeigen, daß er ein würdiger Champion sei, ist sich der Weltmeister bewußt, daß dem jüngsten Meilenstein in seiner Karriere weitere Taten folgen müssen.

Herausforderer ist der Franzose Mehdi Bouadla, der mit einer Bilanz von 26 Siegen und vier Niederlagen in den Ring steigt, um nach der Trophäe der WBO im Supermittelgewicht zu greifen. Der Franzose war vor einiger Zeit als Gegner des Mittelgewichtlers Sebastian Sylvester im Gespräch und wurde dem internationalen Publikum vor allem durch seinen Kampf im Supermittelgewicht gegen den Dänen Mikkel Kessler bekannt, dem er im Jahr 2011 durch technischen K.o. in der sechsten Runde unterlag. Seither hat Bouadla vier Auftritte im Mittelgewicht bestritten und sich dabei den internationalen Titel der WBA gesichert.

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22. Dezember: Tomasz Adamek gegen Steve Cunningham

Vier Jahre nach dem ersten Duell zwischen Tomasz Adamek und Steve Cunningham, die damals noch im Cruisergewicht aufeinandertrafen, kommt es in Bethlehem (Pennsylvania) zu einer Neuauflage, die diesmal im Schwergewicht über die Bühne geht. Am 11. Dezember 2008 hatte Cunningham die technischen Vorteile auf seiner Seite, doch gelang es andererseits dem Polen, seinen Gegner dreimal auf die Bretter zu schicken. Am Ende dieses spannenden Gefechts behielt Adamek denkbar knapp mit 2:1-Punktrichterwertungen die Oberhand.

Tomasz Adamek erinnert sich an einen dramatischen Kampf, der den Zuschauern gefallen habe. Da Cunningham nun die Gelegenheit zur Revanche wahrnehme, werde das Publikum sicher ein zweites Mal auf seine Kosten kommen. Daher freue er sich darauf, erneut gegen den Amerikaner anzutreten, und wolle mit einem Erfolg seinem Traum näherkommen, im zweiten Anlauf Schwergewichtsweltmeister zu werden.

Der 36 Jahre alte Steve Cunningham bestreitet gegen Adamek erst seinen zweiten Kampf in der Königsklasse. Seit ihrer ersten Begegnung im Ring habe er des öfteren die Chance gesucht, sich noch einmal mit dem Polen zu messen. Da Adamek jedoch schon vor geraumer Zeit ins Schwergewicht aufgestiegen sei, habe man verschiedene Pfade beschritten, doch im Dezember kreuzten sich ihre Wege endlich wieder.

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12. Januar: Rola el-Halabi gegen Lucia Morelli

Am 1. April 2011 war der Stiefvater und ehemalige Manager der Ulmer Boxerin Rola el-Halabi unmittelbar vor einem geplanten Titelkampf gegen die Bosnierin Irma Balijagic wutentbrannt in ihre Kabine gestürmt und hatte vier Schüsse auf sie abgefeuert. In Fuß, Knie und Schlaghand getroffen war die Boxerin wochenlang an einen Rollstuhl gefesselt. Das Berliner Landgericht verurteilte Hicham El-Halabi im November 2011 zu sechs Jahren Haft. Die sportliche Laufbahn der unbesiegten Weltmeisterin der Verbände WIBF und WIBA im Leichtgewicht schien nach dem Attentat unwiderruflich beendet zu sein.

Boxen sei ihr Traum, den sie weiterleben wollte, sagt Rola el-Halabi heute. Sie kehrt in Neu-Ulm gegen die gebürtige Italienerin Lucia Morelli in den Ring zurück. Die endgültige Entscheidung, wieder anzutreten, sei "wie eine zweite Geburt" gewesen. Sie habe ihr gesamtes Leben gelernt zu kämpfen und bereite sich vor wie vor zwei Jahren auch: "Ich muß gewinnen, das ist meine Aufgabe."

Wenngleich kaum jemand an ihr Comeback geglaubt habe, sei sie stets fest entschlossen gewesen, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere aufzuhören. Und der 1. April 2011 sei ganz sicher nicht der Höhepunkt gewesen. Das habe sie vorangetrieben und weiterkämpfen lassen. Bereits vor gut einem Jahr hatte sie das Boxtraining wieder aufgenommen, doch durfte sie wegen einer Metallplatte in der Hand bislang noch nicht wieder in den Ring steigen.

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2. Februar: Eduard Gutknecht gegen Jürgen Brähmer

In der Berliner Max-Schmeling-Halle kommt es zu einem interessanten Duell zweier Halbschwergewichtler, die beide beim ortsansässigen Promoter Sauerland Event unter Vertrag stehen. Europameister Eduard Gutknecht aus Gifhorn, der 24 Kämpfe gewonnen und einen verloren hat, trifft dabei auf den früheren Weltmeister Jürgen Brähmer, für den 38 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Der Schweriner, dessen größte Erfolge aus der Zeit beim Hamburger Universum-Boxstall datieren, hatte erst im Sommer bei Sauerland unterschrieben, wo er seither von Karsten Röwer trainiert wird. In der Ecke des Titelverteidigers wird kein geringerer als Ulli Wegner stehen.

Viel steht bei dieser Begegnung auf dem Spiel, da es nicht nur um den Gürtel des Europameisters, sondern darüber hinaus um die Aussicht geht, in naher Zukunft einen Kampf um die Weltmeisterschaft zu bestreiten. Brähmer ist angesichts seiner früheren Erfolge der bei weitem namhaftere und erfahrenere Boxer in diesem Duell. Allerdings ist ungewiß, wie rasch er nach langer Pause und dem vermeintlichen Ende seiner Karriere wieder Tritt fassen kann. Gutknecht, dessen Name dem breiteren Publikum nach wie vor wenig sagen dürfte, könnte im Falle des Erfolgs seinem Bekanntheitsgrad einen kräftigen Schub verleihen.

1. Dezember 2012