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MELDUNG/953: Erster Profiweltmeister aus China (SB)




Xiong Zhao Zhong gewinnt WBC-Titel im Minimumgewicht

Als erster Chinese in der Geschichte des Profiboxens ist Xiong Zhao Zhong Weltmeister geworden. Der 30jährige besiegte in einem Kampf über zwölf Runden um den vakanten WBC-Titel im Minimumgewicht (bis 47,627 kg) den Mexikaner Javier Martinez Resendiz einstimmig nach Punkten. Für die Zuschauer im chinesischen Kunming, die zum ersten Mal in ihrem Heimatland einen Kampf um die Profiweltmeisterschaft bestaunen durften, war der stürmisch gefeierte Erfolg ihres Landsmanns natürlich ein herausragendes Ereignis.

In einer recht ruhigen Auftaktrunde begnügten sich die Kontrahenten damit, aneinander Maß zu nehmen, um sich auf die Bewegungsweise des Gegners und die Distanz einzuschießen. Während der Gast aus Mexiko Abstand hielt und dies mit seinem Jab durchzusetzen versuchte, zog es den Lokalmatador eher in die Halbdistanz. Wie üblich in den leichten Gewichtsklassen war es mit dem mäßigen Tempo bald vorbei, denn schon in der zweiten Runde suchten die Kontrahenten den Schlagabtausch, bei dem es turbulent zur Sache ging.

Das Publikum war begeistert und spornte seinen Favoriten euphorisch an, der in der dritten und vierten Runde Unterstützung gut gebrauchen konnte, als Martinez immer besser in den Kampf fand. Danach war es jedoch Xiong Zhao Zhong, der seinerseits die Oberhand gewann und sich für die zuvor eingesteckten Treffer kräftig revanchierte. Bald trug Martinez eine Rißwunde über der Augenbraue davon, die ihm und dem Cutman in seiner Ecke einige Probleme bereitete.

Da beim WBC die zwischenzeitliche Wertung öffentlich gemacht wird, wußte man nach acht Runden, daß der Chinese mit einem knappen Vorsprung in die letzte Phase des Kampfes ging. Martinez versuchte vergeblich, das Ruder noch einmal herumzureißen, denn um die Oberhand zu gewinnen, fehlte ihm angesichts des hohen Tempos inzwischen einfach die Kondition. So dominierte Xiong Zhao Zhong die verbliebenen vier Runden und sicherte sich damit einen mehr oder minder deutlichen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter (116:114, 116:112, 119:110).

Während sich Javier Martinez in seinem 19. Kampf zum vierten Mal geschlagen geben mußte, verbesserte Xiong Zhao Zhong seine Bilanz auf 20 Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden. Der Chinese hatte zuvor schon einmal um die Weltmeisterschaft gekämpft, als er 2009 im Fliegengewicht dem Japaner Daisuke Naito unterlag. In Kunming feierte er nun einen historischen Sieg. Legt man den rasanten Vormarsch chinesischer Sportler in zahlreichen anderen Disziplinen zugrunde, kann man wohl davon ausgehen, daß dem gerade erlebten Dammbruch in nicht allzu langer Frist Triumphe von Profiboxern aus China in wachsender Zahl folgen werden.

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Nigerianer Lateef Kayode kehrt ins Schwergewicht zurück

Zu Beginn seiner Profikarriere bestritt Lateef Kayode zehn Kämpfe im Schwergewicht, die er ausnahmslos gewann. Vor zwei Jahren wechselte der Schützling des renommierten US-amerikanischen Trainers Freddy Roach ins Cruisergewicht, wo er weiter geblieben wäre, hätte er einen Kampf gegen WBA-Weltmeister Denis Lebedew bekommen. Da sich die Verhandlungen mit dem Russen jedoch zerschlagen haben, ist der mittlerweile in 18 Auftritten unbesiegte Nigerianer entschlossen, sein Glück im kommenden Jahr wieder im Schwergewicht zu versuchen. Da Kayode bei seinen bisherigen Auftritten nie mehr als knapp 95 Kilo gewogen hat, würde er in der Königsklasse zur leichten Fraktion gehören, die mit Schnelligkeit und technischer Überlegenheit den Gewichtsnachteil zu kompensieren versucht.

In seinem letzten Kampf machte der 29jährige Kayode eine gute Figur, als er sich mit einem Unentschieden von Antonio Tarver trennte, das nach überwiegender Meinung der Zuschauer und Experten ein Geschenk der Punktrichter für den Altmeister war. Nachdem der US-Amerikaner bei der Dopingkontrolle positiv auf Steroide getestet wurde, wird der Kampf seither ohne Wertung geführt. Die Nachricht, der Weltmeister des kleinen Verbands IBO im Cruisergewicht habe sich einer verbotenen Substanz bedient, kam um so überraschender, als Tarver bei seinem Auftritt am 2. Juni am allerwenigsten den Eindruck erweckte, er sei auf welche Weise auch immer sonderlich angespornt. Der 43jährige legte anfänglich eine bemerkenswerte Passivität an den Tag und raffte sich in der zweiten Hälfte des Kampfs gerade soweit auf, daß es zu dem besagten Unentschieden reichte.

27. November 2012