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MELDUNG/893: Yoan Pablo Hernandez rettet seinen Titel (SB)




Durchwachsene Vorstellung gegen den Kanadier Troy Ross

Der Ausgang des Kampfs zwischen Yoan Pablo Hernandez und Troy Ross war umstritten. Zwar konnte der IBF-Weltmeister im Cruisergewicht aus dem Sauerland-Boxstall seinen Titel durch einen einstimmigen Punktsieg erfolgreich verteidigen, doch waren viele Experten der Auffassung, daß der kanadische Pflichtherausforderer zumindest ein Unentschieden verdient hätte. Die Zuschauer in Bamberg wohnten indessen einem turbulenten Duell bei, in dem beide Boxer Gefahr liefen, vorzeitig die Segel streichen zu müssen.

Der Kubaner dominierte in der Anfangsphase, doch wies seine Deckung dabei große Lücken auf, die Ross zu nutzen verstand. In der dritten Runde ging Hernandez zu Boden, doch wurde dies nicht als Niederschlag gewertet. Als der Kanadier entschlossen nachsetzte, kostete es den Titelverteidiger beträchtliche Mühe, sich klammernd über die kritische Situation zu retten. Im folgenden Durchgang unternahm der Herausforderer zu wenig, um seinen Gegner in die Enge zu treiben, der dann in der fünften Runde erneut zu Boden gehen mußte und gerade noch bis zur Pause durchhielt.

In der Folge wogte das Kampfgeschehen hin und her, wobei Ross nun die bessere Figur machte und etliche Treffer landen konnte. Im neunten Durchgang war es jedoch Hernandez, der Schlagwirkung erzielte und Ross fast auf die Bretter zwang. Nach einer verhaltenen zehnten Runde zogen beide Boxer das Tempo an, worauf der Kubaner zunächst die Oberhand zu gewinnen schien, kurz vor der Pause jedoch einige schwere Treffer einstecken mußte. Auch in der letzten Runde wirkte der Kanadier gefährlicher, der dennoch auf den Zetteln der Punktrichter zurücklag (114:113, 115:112, 116:112). Das Publikum reagierte mit Unmut auf die durchwachsene Leistung des Kubaners, dessen Vorsprung in der Punktwertung weithin für unangemessen hoch erachtet wurde.

Im Interview mit der ARD zollte Hernandez seinem Gegner Respekt, dem er wirkungsvolle Schläge und einen kämpferischen Auftritt attestierte. In dieser Gewichtsklasse könne alles mögliche passieren, weshalb man stets auf der Hut sein und gegen einen so erfahrenen Boxer die Lücke suchen müsse. Ross widersprach der Wertung des Kampfs und erklärte ungehalten, er habe den Champion durch den Ring gejagt und mit ihm den Boden aufgewischt. Er könne die Entscheidung nicht akzeptieren, und die Reaktion der Zuschauer zeige, daß er mit dieser Einschätzung nicht allein stehe.

Trainer Ulli Wegner räumte zwar ein, daß es ein spannender und enger Kampf gewesen sei. Er könne die Reaktion des Publikums jedoch nicht verstehen, da sein Schützling aktiver und souveräner als der Herausforderer geboxt habe. Dank einer konzentrierten Kampfesweise sei es Hernandez gelungen, einen derart gefährlichen Gegner zu besiegen. Ungeachtet seiner Schwierigkeiten habe der Kubaner zu seiner Taktik zurückgefunden und einen kleinen, aber verdienten Vorsprung erkämpft.

Promoter Wilfried Sauerland mochte sich dieser Auffassung nicht anschließen und sprach von einem glücklichen Sieg, da ein Unentschieden gerechter gewesen wäre. Hernandez habe nicht konzentriert und explosiv genug gekämpft. Statt den Gegner mit seiner Führhand unter Kontrolle zu bringen habe er sich auf den Schlagabtausch eingelassen und Ross damit Gelegenheit gegeben, phasenweise gefährlich zu kontern. Allerdings habe der Kanadier als Herausforderer zu wenig getan, um sich den Sieg zu verdienen. Um die Frage zu klären, wer der Bessere von beiden sei, müsse es aus seiner Sicht eine Revanche geben, verlor Sauerland die nützlichen Aspekte der momentanen Kontroverse nicht aus den Augen.

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Dominik Britsch muß sich erstmals geschlagen geben

Bei seiner Revanche mit dem Spanier Roberto Santos in Bamberg mußte Dominik Britsch die erste Niederlage seiner Profikarriere hinnehmen. Der bei Sauerland unter Vertrag stehende Mittelgewichtler dominierte wie schon in ihrem ersten Kampf die Anfangsphase, ließ aber später nach und mußte sich in der achten Runde durch technischen K.o. geschlagen geben. Damit hat der Neckarsulmer nun 26 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden auf dem Konto, während für den Spanier 18 gewonnene, sechs verlorene und zwei unentschieden beendete Auftritte zu Buche stehen.

Der wechselvolle Kampf lief bis in die siebten Runde hinein für Britsch gar nicht so schlecht, da Santos zwar Treffer landen konnte, aber insgesamt zu wenig unternahm, um für klare Verhältnisse zu sorgen. Kurz vor der Pause kam der Spanier jedoch mit einem rechten Haken durch und setzte sofort mit einem Leberhaken nach, der Britsch zu Boden schickte. Dieser kam zwar wieder auf die Beine und überstand die verbliebenen Sekunden, doch suchte der Spanier gleich zu Beginn der achten Runde die Entscheidung. Als der Neckarsulmer den Schlägen nichts mehr entgegenzusetzen hatte, nahm ihn Ringrichter Daniel Van de Wiele aus dem Kampf.

18. September 2012