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MELDUNG/858: Floyd Mayweather ist wieder auf freiem Fuß (SB)




Nach 63 Tagen vorzeitig aus der Haft entlassen

Floyd Mayweather jun., unbesiegter Champion im Halbmittelgewicht und weltweit bestverdienender Sportler des vergangenen Jahres, ist nach 63 Tagen im Gefängnis vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Am Freitag verließ er kurz nach Mitternacht (Ortszeit) das "Clark County Detention Center" von Las Vegas, vor dessen Toren er von US-Rapper 50 Cent, seinem Manager Leonard Ellerbie und Familienangehörigen in Empfang genommen wurde. Der 35jährige war Ende Dezember 2011 von einem Gericht in der Spielerstadt für schuldig befunden worden, die Mutter seiner Kinder tätlich angegriffen zu haben. Er hatte seine ursprünglich dreimonatige Haftstrafe am 1. Juni angetreten und nach zwölf Tagen mit der Begründung, er könne sich unter diesen Umständen nicht fit halten, Haftverschonung beantragt, die jedoch abgelehnt wurde. Nun durfte er das Gefängnis wegen guter Führung vorzeitig verlassen.

Nach seiner Entlassung hielt sich Mayweather von der Presse fern und zog sich mit Familie und Freunden zurück. Wie es sportlich mit ihm weitergeht, bleibt abzuwarten. Wenngleich das seit Jahren geforderte Duell mit seinem Erzrivalen um den Rang des weltbesten Boxers aller Gewichtsklassen, Manny Pacquiao, noch immer möglich ist, rechnet wohl kaum jemand damit, daß es in absehbarer Zeit zustande kommen könnte. Ein möglicher und dabei kaum weniger gefährlicher Gegner wäre der erst 21 Jahre alte Saul "Canelo" Alvarez, der als Kronprinz der beiden Superstars gilt. Der Mexikaner verteidigt den WBC-Titel im Halbmittelgewicht am 15. September gegen Josesito Lopez und wird den Ring aller Voraussicht nach wie schon in seinen 41 Kämpfen zuvor ungeschlagen verlassen.

Mayweather dürfte nach 60 Tagen Haft, die er größtenteils in einer ca. 10 qm² großen Zelle verbrachte, von einer Wettkampfform weit entfernt sein. Seine Anwälte hatten sich während der Haftzeit über die schlechte Ernährung und die mangelnden Trainingsmöglichkeiten beschwert. Mit seinem Freund und Geschäftspartner 50 Cent hat Mayweather die Promotionsfirma TMT (The Money Team) gegründet, die im November ihren ersten Kampf veranstalten will.

Nach Andre Dirrell und Yuriorkis Gamboa haben inzwischen auch der IBF-Weltmeister im Federgewicht, Billy Dib, sowie Ex-Weltmeister Zab Judah und WBA-Federgewichtschampion Celestino Caballero bei TMT unterschrieben. Dazustoßen soll zudem der ehemalige Weltergewichtschampion Andre Berto, der bislang bei Lou Di Bella unter Vertrag stand. Da Berto dort dem Vernehmen nach einen Vertrag von Kampf zu Kampf hatte, sollte der Wechsel eigentlich unproblematisch sein. Judah stieg bislang für Main Events in den Ring, hatte aber ebenfalls keinen langfristigen Vertrag.

Unklar bleibt vorerst nach, was aus Mayweathers alter Firma Mayweather Promotions wird, deren Erfolg nicht gerade berauschend war. Vermutlich handelt es sich bei TMT mehr oder weniger um eine Neuauflage des alten Unternehmens, nur daß diesmal 50 Cent mit im Boot ist. Wie schon bei Mayweather Promotions, so wird vermutet, könnte auch bei der Neugründung der einflußreiche Manager Al Haymon im Hintergrund Regie führen.

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Kommt es zum vierten Duell zwischen Marquez und Pacquiao?

Floyd Mayweathers Gegenspieler Manny Pacquiao hatte am 9. Juni vor 16.000 konsternierten Zuschauern im MGM Grand Garden von Las Vegas aufgrund eines klaren Fehlurteils gegen den US-Amerikaner Timothy Bradley knapp nach Punkten verloren. Auf den Philippinen standen zahllose Menschen bei der öffentlichen Übertragung des Auftritts ihres Nationalhelden unter Schock, und Promoter Bob Arum, an den beide Akteure vertraglich gebunden sind, bezeichnete das Ergebnis als "völlig verrückt". Der 33 Jahre alte Pacquiao mußte seine erste Niederlage seit sieben Jahren und 15 gewonnenen Kämpfe in Folge hinnehmen. Dabei hatte der frühere Weltmeister in acht Gewichtsklassen nach der Trefferstatistik eindeutig in Front gelegen und auch die Mehrzahl der als gefährlich eingestuften Schläge ins Ziel gebracht. Trainer Freddie Roach sprach entrüstet von einem klaren Fehlurteil, während das Publikum tobend seiner Empörung Luft machte.

Möglicherweise bestreitet Manny Pacquiao im nächsten Schritt nicht die weithin geforderte Revanche gegen Timothy Bradley, sondern ein viertes Duell mit Juan Manuel Marquez. Wie dessen Trainer Nacho Beristain mitgeteilt hat, soll die Entscheidung darüber in Kürze fallen. Sollte es dazu kommen, will man jedoch nicht noch einmal in Las Vegas antreten, wo die früheren Begegnungen teilweise mit umstrittenen Urteilen endeten. Beim ersten Kampf im Mai 2004 war Marquez bereits in der ersten Runde dreimal zu Boden gegangen, doch steckte er nie auf und holte am Ende noch ein Unentschieden heraus. Im zweiten Duell vom März 2008 fand sich Marquez einmal auf den Brettern wieder, war aber in den restlichen Runden dem Philippiner mindestens ebenbürtig und verlor nur hauchdünn nach Punkten. Beim wohl vom Ergebnis her umstrittensten Kampf im November 2011 hatte Marquez seinen Gegner über weite Strecken gut im Griff, ließ aber am Ende Pacquiao noch einmal aufkommen. Wieder hatten zwei der drei Punktrichter einen knappen Vorsprung für den Philippiner notiert, der damit erneut die Oberhand behielt.

3. August 2012