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MELDUNG/762: In Deutschland läßt sich Powetkin am besten vermarkten (SB)




Am 14. Juli gegen Pflichtherausforderer Hasim Rahman

Weltmeister Alexander Powetkin verteidigt den regulären Titel der WBA im Schwergewicht am 14. Juli in Deutschland gegen Hasim Rahman, wobei der Ort noch bekanntgegeben wird. Während der Russe in 24 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für den Pflichtherausforderer aus den USA 50 Siege, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Powetkin war zuletzt am 25. Februar im Ring zu sehen, als er in der mit 7.000 Zuschauern ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena und vor 6,3 Millionen Fernsehzuschauern bei der ARD gegen Marco Huck knapp mit 2:1 Punktrichterstimmen gewann. In einem hochklassigen und außerordentlich turbulenten Kampf hatte der aus dem Cruisergewicht aufgestiegene Berliner seinen wesentlich schwereren Gegner mehrfach am Rande einer vorzeitigen Niederlage, ehe er sich am Ende hauchdünn geschlagen geben mußte, aber als moralischer Sieger gelobt wurde.

Der kampfstarke Herausforderer war konditionell deutlich überlegen und verlangte seinem Teamkollegen bei Sauerland Event alles ab, zumal der Titelverteidiger rasch zu ermüden schien und sich häufig nur durch tiefes Abducken aus der Affäre ziehen konnte. ARD-Experte Henry Maske kritisierte dies mit der harschen Bilanz, Powetkins konditioneller Zustand sei eines Olympiasiegers und Weltmeisters unwürdig gewesen. Der Russe war sich bewußt, daß er bei seinem Auftritt keineswegs überzeugt hatte, und rätselte selbst, woran das gelegen haben könnte. Da sein US-amerikanischer Trainer Teddy Atlas aus beruflichen Gründen unabkömmlich war, sprang Alexander Zimin in der Vorbereitung ein. Ob sein Schützling mit etwas weniger Gewicht gegen den neun Kilo leichteren und wesentlich agileren Marco Huck besser zur Geltung gekommen wäre, wie Zimin mutmaßte, sei dahingestellt.

Offenbar hatte der Trainerwechsel die Vorbereitung doch stärker beeinträchtigt, als man das im Lager des Weltmeisters annahm. Eine Konsequenz soll jedenfalls sein, daß sich der Russe frühzeitiger auf den nächsten Kampf einstimmt. Wie sein rühriger Manager Wladimir Hrijunow mitgeteilt hat, werde Alexander Powetkin Ende April gemeinsam mit Alexander Zimin mit der ersten Phase des Trainings für seinen Kampf gegen Rahman beginnen und die Vorbereitung Anfang Juni im heimischen Tschechow fortsetzen. Derzeit suche man noch nach geeigneten Sparringspartnern.

Ein Sieg über Hasim Rahman vorausgesetzt, könnte der Weltmeister nach den Worten Promoter Kalle Sauerlands im Herbst auf den Briten Dereck Chisora treffen. Das wäre seines Erachtens ein sehr attraktives Duell, wobei Chisora allerdings gegenwärtig keine Lizenz besitze und sich erst wieder eine besorgen müsse. Der Londoner war bekanntlich wegen der Zwischenfälle im Umfeld seines Kampfs gegen Vitali Klitschko sowohl vom WBC als auch dem nationalen Boxverband mit Sanktionen belegt worden. Eine weitere Option wäre die Revanche Powetkins gegen Marco Huck, die zweifellos in Deutschland auf reges Interesse des Publikums treffen würde. An erster Stelle stehe indessen die bevorstehende Titelverteidigung gegen Hasim Rahman, dem man Respekt entgegenbringe.

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James Toney setzt sich gegen Bobby Gunn durch

James Toney, der im Laufe seiner langen Karriere nicht weniger als 84 Profikämpfe bestritten und davon 74 gewonnen hat, darf man mit Fug und Recht einen altgedienten Veteranen der Branche nennen. Im November 2011‍ ‍hatte er in Moskau eine klare Niederlage gegen den russischen Cruisergewichtler Denis Lebedew bezogen, worauf wieder einmal Stimmen laut wurden, er möge die Boxhandschuhe um seiner Gesundheit willen endlich an den Nagel hängen. Der inzwischen 43jährige US-Amerikaner denkt jedoch gar nicht daran, das aufzugeben, was er trotz allem nach wie vor am besten kann, und hat sich nun mit einem Sieg über seinen Landsmann Bobby Gunn zurückgemeldet.

Gunn, der zeitweise auch Kämpfe ohne Handschuhe bestritten hat und im regulären Boxgeschäft sogar einmal Herausforderer eines Weltmeisters war, ist mit einer Bilanz von nunmehr 21 Siegen, fünf Niederlagen und einem Unentschieden kein Akteur der ersten oder zweiten Garde mehr. Er hat jedoch noch einen gewissen Namen, so daß er kürzlich als möglicher Gegner des in die Jahre gekommenen Roy Jones jun. im Gespräch war.

Toney, der für seinen Moskauer Auftritt gewaltig abgekocht hatte, um Lebedew in dessen Limit zu treffen, hat seither gut 22 Kilo zugelegt. Dennoch präsentierte er sich gegen den boxerisch limitierten Gunn deutlich frischer und beweglicher als in der russischen Hauptstadt, was freilich nicht zuletzt daran gelegen haben dürfte, daß diesmal sein Gegner außerordentlich leicht zu treffen war. So gingen die vier absolvierten Runden allesamt an Toney, der einen vorzeitigen Sieg davontrug, als Gunn wegen einer Handverletzung aufgeben mußte.

Nach seinem Erfolg, der ihm den unbedeutenden Titel des Verbands IBU einbrachte, forderte James Toney wiederholt die "Klitschko-Schwestern" heraus. Die beiden Ukrainer ziehen jedoch so weit vom verbliebenen Können des US-Amerikaners entfernt ihre Kreise, daß für Toney wohl eher ein Duell der Altstars gegen Roy Jones in Frage käme. Als die beiden 1994 noch im Supermittelgewicht aufeinandertrafen, setzte sich Jones klar nach Punkten durch. Eine späte Revanche ist nicht auszuschließen, doch dürfte es schwerlich möglich sein, einen Fernsehsender dafür zu erwärmen.

8.‍ ‍April 2012