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MELDUNG/714: Talent kann eine schwere Bürde sein (SB)



Jack Culcay boxt fortan bei Sauerland

Kein Boxer sollte sich wünschen, unausgesetzt als Talent gepriesen zu werden. Dieser zwiespältige Status, in der Vergangenheit hervorragende Ansätze gezeigt zu haben, die ihrer Umsetzung auf höherer Ebene noch bedürfen, setzt den Sportler auf den heißen Stuhl überzogenen Erwartungsdrucks, dem die wenigsten standhalten dürften. Jack Culcay muß mit der Bürde leben, so stereotyp als eines der größten deutschen Boxtalente bezeichnet zu werden, daß er im Falle einer Niederlage nicht nur Lehrgeld bezahlt hätte, sondern von dem Podest zu stürzen drohte, auf das man ihn gestellt hat.

Zehn Profikämpfe hat er bislang bestritten und ausnahmslos gewonnen. Der elfte wird nun auch offiziell unter der Regie des Berliner Promoters Sauerland Event, bei dem er inzwischen unter Vertrag steht, über die Bühne gehen. Kaum hatte man Nägel mit Köpfen gemacht, als auch schon der nächste Auftritt im Ring angekündigt wurde. Culcay soll demnach bereits am 25. Februar im Vorprogramm des Duells zwischen Alexander Powetkin und Marco Huck antreten, die um den Titel des regulären Weltmeisters der WBA in Schwergewicht kämpfen. Man sei froh, mit Sauerland Event den Partner bei einer langfristigen Perspektive gefunden zu haben, so Manager Moritz Klatten. Kalle Sauerland zeigte sich erfreut, mit Culcay "eines der größten deutschen Boxtalente" in den eigenen Reihen zu wissen.

Im Amateurlager hat Jack Culcay bemerkenswerte Erfolge erzielt. Er gewann 2008 und 2009 den renommierten Chemiepokal in Halle und wurde ebenfalls 2009 in Mailand Weltmeister, was seit vierzehn Jahren keinem deutschen Boxer mehr gelungen war. Als Profi stand er bislang bei der Hamburger Universum Box-Promotion unter Vertrag.


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Carl Froch Pflichtherausforderer Lucian Butes

Der in Kanada lebende Rumäne Lucian Bute ist in 30 Profikämpfen ungeschlagen und Weltmeister der IBF im Supermittelgewicht. Er hat nun mit dem Briten Carl Froch einen Pflichtherausforderer bekommen, dem man durchaus zutraut, dem Champion den Gürtel abzujagen. Frochs Promoter Eddie Hearn freut sich über diese Entwicklung und möchte Bute am liebsten im Mai nach Nottingham holen. Mit dem heimischen Publikum im Rücken würde Froch den Champion zweifellos vor beträchtliche Probleme stellen. Sollte Bute dieses Risiko eingehen, will man ihm im Herbst eine Revanche in Kanada geben.


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Lamont Peterson stellt sich Amir Khan zur Revanche

Als frischgebackenem Weltmeister der Verbände WBA und IBF im Halbweltergewicht standen Lamont Peterson viele Türen offen. Er hat sich nun entschlossen, seinem Vorgänger Amir Khan am 19. Mai einen Rückkampf zu gewähren. Für diese Entscheidung dürfte indessen nicht so sehr sportliche Fairneß als vielmehr das beste finanzielle Angebot den Ausschlag gegeben haben. Der US-Amerikaner hatte sich am 10. Dezember im heimischen Washington D.C. dank eines ihm gewogenen Ringrichters knapp und umstritten nach Punkten gegen den britischen Titelverteidiger durchgesetzt und damit für eine der größten Überraschungen des Boxjahres 2011 gesorgt.

Peterson lagen auch andere attraktive Angebote wie etwa ein Kampf gegen Juan Manuel Marquez im Dallas Cowboys Stadium vor, doch schoß Khans Promoter Golden Boy mit dem Vorschlag, die gesamten Einkünfte je zur Hälfte zu teilen, den Vogel ab. Wie Petersons Manager Barry Hunter einräumte, wäre auch ein Kampf gegen Marquez ausgesprochen reizvoll gewesen, da man danach womöglich Manny Pacquiao vor die Fäuste bekommen hätte. Letztendlich habe man aber beschlossen, daß ein zweites Duell mit Khan die bessere Option sei.

Dem Vernehmen nach hatten die Golden Boy Promotions zunächst vorgeschlagen, den Kampf in Los Angeles auszutragen. Schließlich einigte man sich jedoch auf Las Vegas, das für beide Seiten als neutraler Austragungsort akzeptabel ist. Hunters Worten zufolge hätte Lamont Peterson im Zweifelsfall auch im Staples Center gegen Amir Khan gekämpft, doch fühle er sich in Las Vegas wohler, da er dort schon geboxt habe. Dasselbe gelte für Khan, so daß es sich um einen Kompromiß handle, mit dem beide leben können. Die Wahl des Ortes ist in diesem Fall von besonderer Bedeutung, da Amir Khan nach seiner überraschenden Niederlage moniert hatte, er habe mit zwei Gegnern im Ring gestanden. Den Ausschlag für die Niederlage gaben zwei Punktabzüge seitens des Ringrichters, der bei dem Briten bestimmte Aktionen am Rande der Regelwidrigkeit rigoros ahndete, den Lokalmatador Peterson jedoch uneingeschränkt gewähren ließ.

11. Februar 2012