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MELDUNG/704: Feuerwerk im Cruisergewicht vor deutschem Publikum (SB)



Sauerland baut seine weltweite Führung in diesem Limit aus

Am 4. Februar bringt der Berliner Promoter Sauerland Event, der weltweit führend im Cruisergewicht ist, eine ganze Reihe hochkarätiger Kämpfe dieser Gewichtsklasse über die Bühne. Höhepunkt der Veranstaltung in Frankfurt am Main ist die Revanche zwischen IBF-Weltmeister Yoan Pablo Hernandez und seinem Vorgänger Steve Cunningham. Um den vakanten Titel des Europameisters kämpfen Enad Licina und Alexander Alexejew. An dritter Stelle der IBF-Rangliste plaziert ist derzeit der Kanadier Troy Ross, der es in der Fraport Arena mit dem Briten Billy Boyle zu tun bekommt. Zudem mißt sich der Pole Mateusz Masternak mit dem erfahrenen US-Amerikaner Michael Simms.

Der 30 Jahre alte Alexander Alexejew war früher Amateur- und Militärweltmeister, weshalb er nach seinem Wechsel ins Profilager lange als künftiger Champion gehandelt wurde. Unter der Regie der Hamburger Universum Box-Promotion arbeitete er sich in den Ranglisten weit nach oben, bis ihn zwei vorzeitige Niederlagen gegen Victor Emilio Ramirez und Denis Lebedew zurückwarfen. Mit einer Bilanz von 22 Siegen und den beiden verlorenen Kämpfen steht er heute beim Promoter Erol Ceylan unter Vertrag, wo er von Cheftrainer Oktay Urkal betreut wird. Er fühlt sich dort eigenen Angaben zufolge sehr wohl, da er sich immer besser mit Urkal versteht und ihm das gesamte Team den Rücken stärkt.

Enad Licina hat 21 Kämpfe gewonnen und nur einen verloren. In der Rangliste der IBF steht er gegenwärtig an fünfter Stelle. Er steigt als Außenseiter in den Ring, doch kann er nicht damit rechnen, daß ihn Alexejew deswegen auf die leichte Schulter nimmt. Wie dieser rückblickend bilanziert, sei der Kampf gegen Ramirez damals zu früh für ihn gekommen. Vor der Niederlage gegen Lebedew habe er leichtfertig eine Erkältung ignoriert und den Gegner unterschätzt, statt auf eine Verschiebung des Termins zu drängen. In beiden Fällen sei er als Favorit in den Ring gestiegen und habe verloren. Daher sei er nun auf alles eingestellt und werde Licina keinesfalls unterschätzen. Sollte er sich in diesem Kampf durchsetzen, strebe er einen zügigen Angriff auf die Weltmeisterschaft bei allen Verbänden an.

Der 24 Jahre alte Mateusz Masternak war bereits Interimsweltmeister des WBC bei den Junioren und Weltmeister des kleinen Verbands IBO. In 24 Profikämpfen ungeschlagen, hat der Pole 18 Gegner vorzeitig besiegt. Die vier maßgeblichen Weltverbände führen den Schützling von Trainer und Manager Andrzej Gmitruk durchweg unter den 15 besten Boxern (WBC 11, WBA 9, IBF 10, WBO 7). Sein 37jähriger Kontrahent Michael Simms aus Kalifornien hat bislang 22 Kämpfe gewonnen, 15 verloren und zwei unentschieden abgeschlossen. Diese Bilanz weist ihn als erfahrenen Aufbaugegner aus, der zwar die Ambitionen auf bedeutende Titel zu Grabe tragen mußte, aber nach wie vor einen Marktwert zu verteidigen hat. Im vergangenen Jahr mußte er sich im Kampf gegen Rachim Tschachkijew erstmals vorzeitig geschlagen geben, doch hat er im Laufe seiner Karriere mit diversen namhaften Gegnern im Ring gestanden und sich dabei nicht schlecht verkauft. Bei seinem letzten Auftritt setzte er sich im November durch technischen K.o. in der fünften Runde gegen seinen Landsmann Leo Bercier durch.

Andrzej Gmitruk zeigt sich gewarnt vor der Routine und den meist ansprechenden Leistungen des US-Amerikaners. Sein Schützling habe sich jedoch gut vorbereitet, zeige sich technisch verbessert, verfüge über Schlagwirkung und sei vor allem beweglicher als Simms. Mateusz wolle in diesem Kampf internationale Erfahrung sammeln und gegen einen so routinierten Mann konzentriert und durchdacht boxen.

Ein Gewinner des Abends in der ehemaligen Ballsporthalle steht schon vorab fest: Promoter Sauerland kann mit Yoan Pablo Hernandez, Steve Cunningham, Enad Licina, Troy Ross und Mateusz Masternak so viele hervorragende Cruisergewichtler in den Ring schicken, daß ihm die Führungsposition in dieser Gewichtsklasse auf absehbare Zeit nicht streitig zu machen ist. Marco Huck ist zwar ins Schwergewicht aufgestiegen, doch darf er auf Beschluß der WBO seinen angestammten Weltmeistertitel bis nach seinem mit wachsender Spannung erwarteten Kampf gegen Alexander Powetkin behalten.

Sollte sich Huck am 25. Februar in Stuttgart gegen seinen russischen Teamkollegen durchsetzen und ihm den regulären WBA-Titel im Schwergewicht abjagen, würde das Sauerland nach Lage der Dinge wohl nicht bedauern. Im Falle einer Niederlage des als Außenseiter gehandelten Aufsteigers wäre eine Rückkehr ins niedrigere Limit nicht ausgeschlossen, wo er sich den Gürtel des Champions weiterhin umlegen könnte. Sein Berliner Promoter hat mithin in den bevorstehenden Kämpfen seiner Boxer unter dem Strich wenig zu befürchten, doch weiterhin an Beachtung und Reputation auch bei einem breiteren Sportpublikum zu gewinnen.

28. Januar 2012