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MELDUNG/573: Die Klitschkos halten alle Zügel in der Hand (SB)



Polen fiebert dem Kampf gegen Tomasz Adamek entgegen

Ob es tatsächlich zum "Kampf des 21. Jahrhunderts" kommt, wie die Veranstalter im Wettstreit um absurde Superlative ankündigen, sei dahingestellt. Indessen könnte sich das Spektakel als ein in sportlicher Hinsicht durchaus reizvolles Kräftemessen im Schwergewicht erweisen. Vergleichbar dem Duell zwischen Wladimir Klitschko und David Haye fordert beim Kampf zwischen Vitali Klitschko und Tomasz Adamek erneut ein aus den niedrigeren Gewichtsklassen aufgestiegener Exweltmeister einen der beiden ukrainischen Riesen heraus. Anders als der Brite setzt der polnische Lokalmatador jedoch seine Hoffnung nicht so sehr auf einen alles entscheidenden Volltreffer, den beim älteren Klitschko anzubringen ohnehin fast unmöglich anmutet. Der sechs Jahre jüngere Adamek will den WBC-Champion vielmehr mit seiner Beweglichkeit in Schwierigkeiten bringen und nach Punkten ausbooten.

Längst laufen die Vorbereitungen für den Kampf am 10. September auf Hochtouren. Über 40.000 Eintrittskarten für das Stadion Miejski in Wroclaw (Breslau) sollen bereits verkauft sein. Adameks Promoterin Kathy Duva ist frühzeitig am Ort des Geschehens eingetroffen und berichtet von den letzten Arbeiten im Innern des neuen Fußballstadions, das mit dem spektakulären Boxkampf eingeweiht wird. Alles sei bereit und sehr aufregend, da das Sportereignis als Thema Nummer eins die ganze Stadt in seinen Bann geschlagen habe.

Die Buchmacher sehen Klitschko am 10. September als klaren Favoriten, was Adamek natürlich so nicht stehenlassen will. Er führt seine Schnelligkeit und seinen Kampfgeist an, glaubt über die stabilere Psyche zu verfügen und will ein unbequemer Gegner für den Champion sein. Außerdem glaube das ganze Land an ihn, woraus er seine Motivation ziehe. Kathy Duva räumt ein, daß jeder Außenseiter sei, der gegen Klitschko antrete. Die Stimmung im Land selbst sehe jedoch ganz anders aus. Man könne fragen, wen man wolle, alle stünden hinter ihrem Landsmann Adamek. Für ihn sei es zudem von Vorteil, von den Experten zum Außenseiter gestempelt zu werden. Ähnlich wie seinerzeit gegen Steve Cunningham verspüre er keinen Druck.

Unterdessen hat der Manager der Ukrainer, Bernd Bönte, bestätigt, daß mit einem Kampf zwischen WBA-Superchampion Wladimir Klitschko und seinem Pflichtherausforderer Alexander Powetkin so bald nicht zu rechnen ist. Der Russe hatte sich am vergangenen Samstag durch einen Punktsieg gegen Ruslan Tschagajew den vakanten regulären WBA-Titel und damit das Vorrecht gesichert, Klitschko innerhalb der nächsten 20 Monate herauszufordern. Das ist nun freilich eine lang bemessene Frist, in der sich die Konstellation erheblich verändern kann.

Bönte begründete das Desinteresse damit, daß man in der Vergangenheit schon zweimal die Vorbereitung auf einen Kampf gegen Powetkin absolviert habe, der dann doch nicht zustande kam. Im Jahr 2008 gab eine Verletzung den Ausschlag, im zweiten Fall erklärte Trainer Teddy Atlas, daß sein Boxer noch nicht bereit für einen solchen Kampf sei. Man habe damals eine Pressekonferenz für den bevorstehenden Kampf organisiert, doch Powetkin sei nicht erschienen. Daher könne man ihm nicht vertrauen. Wladimir Klitschko müsse erst im März 2013 seiner Verpflichtung nachkommen. Man werde zu gegebener Zeit Gespräche führen, sofern Powetkin dann noch Champion ist.

Wladimir Klitschko werde im November oder Dezember seinen nächsten Kampf bestreiten. Man rede derzeit mit verschiedenen möglichen Herausforderern, doch sei das Ergebnis vorerst noch völlig offen. In Frage käme unter anderem Chris Arreola, der jedoch nicht in Europa antreten wolle. Sollte man sich für ihn entscheiden, werde der Kampf in den USA über die Bühne gehen.

Unterdessen kursierte die Meldung, Alexander Powetkin werde seinen neugewonnenen Titel am 17. Dezember in Zürich gegen Evander Holyfield verteidigen. Für diese Option hatte sich der US-amerikanische Exweltmeister starkgemacht, wobei offenblieb, ob er auf Grund seiner Plazierung in der WBA-Weltrangliste überhaupt die formalen Voraussetzungen für einen Titelkampf erfüllt. Nach den Worten Wilfried Sauerlands handelt es sich dabei jedoch nur um eine unter mehreren Möglichkeiten, die man in Erwägung ziehe. Man verhandle derzeit mit verschiedenen Kandidaten wie auch den Betreibern mehrerer Austragungsorte. Er rechne mit einer Entscheidung binnen zehn bis vierzehn Tagen, so der Promoter.

3. September 2011